Die VLN bot auf der schönsten und schwierigsten Rennstrecke der Welt 2010 wieder das, was man von ihr gewohnt ist: kleine Privatteams, die um den Titel kämpfen, und ein enges Duell von teilweise werksunterstützten Mannschaften um die Rennsiege. Gerade die Supersportwagen an der Spitze waren einigen Fans vor der Saison jedoch ein Dorn im Auge. Weil die Organisatoren den Trend hin zu GT3-Boliden mitgehen mussten, verabschiedeten sich einige Traditionsrennställe ganz oder zumindest teilweise aus der Spitzengruppe. Kein Eifelblitz mehr, kein Schall-Astra, kein Alzen-Eigenbau – das wollte man in der grünen Hölle eigentlich nicht sehen.

Sogar die Seriensieger von Manthey schickten ihren erfolgreichen 911-RSR in den wohlverdienten GT2-Ruhestand und setzten auf das GT3-Modell aus Weissach. Spannende Rennen zeigten die Spitzenteams trotzdem, der knappste Zieleinlauf auf der rund 25 Kilometer langen Kombination aus Nordschleife und GP-Kurs war bei der 41. Adenauer ADAC Rundstrecken Trophy hauchdünne 0,2 Sekunden zwischen Mamerow und Phoenix.

Schon beim ersten Rennen der Saison feierte das Team Manthey-Racing den ersten Sieg mit dem neuen Porsche 911 GT3-R. Marcel Tiemann , Marc Lieb und Timo Bernhard wurden nach Ablauf der Distanz über vier Stunden mit einem Vorsprung von rund 14 Sekunden auf die zweitplatzierten Mattias Ekström und Emmanuel Collard im Audi R8 LMS von Abt Sportsline abgewunken. Das Podium komplettierten Augusto Farfus, Pedro Lamy und Uwe Alzen im von BMW Motorsport eingesetzten M3 GT2.

Das Siegerpodest teilten sich nach dem zweiten Rennen der Saison nur Porsche und Audi. Manthey siegte diesmal in der Besetzung Marcel Tiemann, Timo Bernhard und Romain Dumas vor dem Phoenix-R8 von Frank Stippler, Marcel Fässler und Mike Rockenfeller. Der nagelneue Porsche GT3-R Hybrid überzeugte mit den Piloten Jörg Bergmeister und Wolf Henzler auf Rang drei.

3. Lauf von tragischem Unfall überschattet

Der 52. ADAC ACAS H&R-Cup hätte eigentlich die Generalprobe für das 24 Stundenrennen 2010 werden sollen, weil sich in der 22. Runde ein folgenschwerer Unfall ereignete, wurde das Rennergebnis zur Nebensache. Im Bergwerk fuhr der 43-Jährige Leo Löwenstein mit seinem Aston Martin in eine Lücke zwischen zwei Konkurrenten und wurde ausgehoben, beim Aufprall fing sein Auto Feuer. Löwenstein konnte sich nicht selbstständig aus dem Wrack befreien und erlag einer Rauchgasvergiftung.

Im strömenden Juniregen funktionierte der Porsche GT3 mit Heckmotor wieder besser als der Mittelmotor-Sportwagen von Audi und Chris Mamerow triumphierte zusammen mit Marc Basseng über Hans-Joachim Stuck und Frank Stippler (Phoenix). Nach dem Ausfall bei den 24 Stunden betrieben Lance David Arnold und Christian Menzel für das Haribo Team Manthey als Dritte Schadensbegrenzung.

Der dritte Renner aus dem Stall von Olaf Manthey holte sich dann am ersten Juliwochenende den Sieg. Marc Lieb und Arno Klasen standen bei der Siegerehrung neben einem traurigen Frank Stippler ganz oben. Weil Stipplers Teamkollege Stuck bei einsetzendem Regen im Streckenabschnitt Aremberg verunfallte, wurde der fünfte VLN-Lauf in der 27. Runde abgebrochen. "Strietzel" hatte Glück und kam mit einer Gehirnerschütterung davon.

Nach Ablauf der 4-Stunden-Distanz und 28 gefahrenen Runden wurden die Fahrer des Haribo Team Manthey beim 33. RCM DMV Grenzlandrennen mit einem Vorsprung von 26 Sekunden vor dem Audi R8 von Phoenix-Racing abgewinkt. Lance David Arnold und Christian Menzel siegten zum ersten Mal gemeinsam vor dem genesenen Hans-Joachim Stuck und Frank Stippler. Das Duo errang damit zum dritten Mal in Folge Platz zwei für die Mannschaft vom Nürburgring.

Distanzrekord beim zweiten Haribo-Sieg

Arnold/Menzel siegten auch beim siebten Saisonrennen und stellten dabei einen neuen Rekord auf, sie legten in 42 Runden eine Distanz von 1023,5 Kilometer zurück. Noch nie in der 83-jährigen Geschichte des Eifelkurses wurde bei einem 6h-Rennen für Tourenwagen auf dem Nürburgring zuvor die 1.000-Kilometer-Marke geknackt. Das Podium komplettierten Timo Bernhard, Arno Klasen und Christian Hohenadel sowie Armin Hahne, Jochen Krumbach und Marc Gindorf in zwei weiteren Porsche 911 GT3-R von Manthey. Das Team holte damit den ersten Dreifachsieg in der Geschichte der populärsten Breitensportserie Europas und den vierten Erfolg beim 6h-Rennen in Folge.

Trotz Platztausch im Cockpit strahlte auch beim ADAC Barbarossapreis der Goldbär im Parc fermé. Lucas Luhr und Richard Westbrook feierten den dritten Saisonsieg des Haribo-Porsche in Folge. Romain Dumas und Arno Klasen büßten durch einen Reifenschaden am Schwesterauto ihre Führung kurz vor Rennende ein und belegten am Schluss Platz zwei. Ein toller Einstand gelang Christian Hohenadel und dem ehemaligen "Goldbär-Bändiger" Lance David Arnold in der neuen GT3-Corvette, die beim Debüt in der Langstreckenmeisterschaft auf Platz drei ins Ziel fuhr. Ebenso beobachtet war der erste Auftritt des Mercedes SLS AMG GT3 – eine Kollision beim Rennstart verhinderte aber ein erfolgreiches Abschneiden.

Doch schon beim vorletzten VLN-Lauf konnte der neue Flügeltürer sein Potential aufzeigen und zum ersten Mal seit 1998 einen Mercedes-Sieg nach Stuttgart holen. Das Black-Falcon-Paar Thomas Jäger und Christopher Haase beendeten eine 13 Rennen andauernde Siegesserie von Porsche und verwies Timo Bernhard, Arno Klasen und Lucas Luhr auf Rang zwei. Dritter wurde der BMW Z4 GT3 der Münchner-Werksfahrer Dirk Adorf und Jörg Müller.

Den finalen Gesamtsieg machten drei deutsche Premiummarken unter sich aus. Arno Klasen, Marc Lieb und Lucas Luhr feierten nach etwas mehr als vier Stunden im Manthey-Porsche den letzten Sieg 2010. Im Ziel betrug der Vorsprung auf die zweitplatzierten Frank Stippler und Marc Basseng im Audi R8 LMS von Phoenix-Racing 3:35.8 Minuten. Das Podium komplettierten Bernd Schneider und Chris Mamerow im Mercedes SLS von Mamerow-Racing.

Die Meister der VLN-Saison 2010 heißen Mario Merten und Wolf Silvester, die für Bonk-Motorsport nach 2006 den zweiten gemeinsamen Titel holten. Für Lokalmatador Merten war es 2002 miteingerechnet der dritte Triumph. Unter großem Jubel übergab VLN-Geschäftsführer Robert Rust den neuen Meistern bei der Siegerehrung symbolisch die Startnummer Eins. Fast 180 Autos starteten durchschnittlich bei den zehn Rennen der Saison, beim 35. DMV 4-Stundenrennen waren es sogar 201 Teilnehmer.