Teamportrait

Die erste Honda wurde 1969 von Terry Dennehy in der Motorrad-Weltmeisterschaft eingesetzt. Das Honda-Werksteam existiert in der heutigen Form seit 1982, als Freddie Spencer auf der NS500 antrat, die er 1983 überraschend zum Titel prügeln konnte. 1987 konnte Wayne Gardner auf Honda Champion werden, im Jahr 1989 Eddie Lawason. Die nächsten Titel gingen an Yamaha und Suzuki, bis Mick Doohan 1994 seinen ersten WM-Titel gewinnen konnte.

Nach Doohans Triumph wurde Repsol Hauptsponsor des Teams. Der spanische Mineralöl-Konzern dürfte diesen Schritt nicht bereut haben, denn bis einschließlich 1999 stellte das Honda-Werksteam den 500ccm-Weltmeister. Nach dem "Absturz" in den Jahren 2000 und 2001, der maßgeblich auf die zu giftigen Motoren und die Motivationsprobleme des Weltmeisters Alex Criville zurückzuführen war, setzte Honda alles auf die Viertakt-Zukunft, die 2002 beginnen sollte.

Die neue Viertakt-Honda RC211V, die ab 2002 eingesetzt wurde, war der Konkurrenz um Längen voraus und Valentino Rossi wurde bequem Weltmeister. Nach Rossis Weggang Ende 2003 konnte erst 2006 dank Nicky Hayden wieder ein WM-Titel gefeiert werden. Auf die neue, ab 2007 geltende 800ccm-Formel war Honda nicht so gut eingestellt wie die Konkurrenz. Es dauerte bis zum letzten Jahr des Formats, 2011, bis Honda den Titel durch Casey Stoner holen konnte. Verletzungen verhinderten 2012 eine Titelverteidigung. Das ging sogar so weit, dass Stoner seine Karriere zum Ende der Saison überraschend beendete.

Die Nachfolge des Australiers trat Supertalent und Moto2-Weltmeister Marc Marquez an, der sich gleich im ersten Jahr in einem packenden Titelkampf mit Teamkollege Dani Pedrosa und Yamaha-Mann Jorge Lorenzo zum jüngsten MotoGP-Weltmeister aller Zeiten krönte. Dabei gerieten Marquez und Pedrosa jedoch mehrfach aneinander. Unwürdiger Höhepunkt war die Kollision der Teamkollegen in Aragon, die zu Pedrosas Sturz führte. Spätestens zu diesem Zeitpunkt sank das teaminterne Klima unter den Gefrierpunkt. Schon in der Vergangenheit waren bei Repsol-Honda zwei Hähne im Korb zuviel: Die Duelle von Doohan und Criville sind mittlerweile legendär und nicht selten musste einer der beiden seine Honda aus dem Kies der Auslaufzone klauben. Criville konnte sich erst völlig entfalten und Weltmeister werden, als Doohan seine Karriere nach einer schweren Verletzung beenden musste.

Honda beteuerte zu Beginn der Saison 2014 zwar, dass man nicht vorhabe, Pedrosa zu ersetzen und voll hinter ihm stehe. Dennoch zog Marquez mehr und mehr die Aufmerksamkeit des Teams auf sich. Mit einem neuen Rekord von 13 Siegen in einer Saison sicherte sich Marquez 2014 seinen zweiten MotoGP-Titel, während Pedrosa den vierten Rang der Gesamtwertung belegte. 2015 mussten Honda und Marquez jedoch dem zu aggressiven Motor Tribut zollen und verloren viele Punkte durch Stürze in den Rennen. 2016 schlug man zurück und holte sich erneut den Titel.

2017 sicherte sich Marquez in einem packenden Duell mit Andrea Dovizioso und Ducati seinen vierten Titel. Pedrosa konnte zum wiederholten Male nicht mit seinem Teamkollegen mithalten und beendete das Jahr auf der vierten Position, was Repsol Honda trotzdem mit klarem Vorsprung die Teammeisterschaft einbrachte. 2018 blieb das Fahrerduo ebenso unverändert wie auch das Ergebnis: Marquez fuhr erneut zum WM-Titel. Pedrosa hingegen erwischte eine ernüchternde Saison und beendete seine MotoGP-Karriere.

Deshalb erhielt Marquez zur Saison 2019 mit Lorenzo einen neuen Teamkollegen. Doch das scheinbare Traumduo war nur auf einer Garagenseite stark. Denn wie sein Vorgänger Pedrosa hatte auch Lorenzo keine Chance gegen Marquez. Während dieser die MotoGP zum vierten Mal in Serie gewann, erlebte Lorenzo eine Saison zum Vergessen. Sportlich konnte er nicht mehr mithalten. Das Ergebnis: Obwohl er eigentlich auch für 2020 einen Vertrag gehabt hätte, verkündete er das Ende seiner Laufbahn als aktiver Pilot in der MotoGP.

In der Saison 2020 deutete sich dadurch ein ganz besonderes Duell im Repsol Honda Team an: Mit Alex Marquez, amtierender Moto2-Weltmeister, verpflichteten die Japaner den jüngeren Bruder von Marc als Nachfolger für Lorenzo. Doch zu mehr als einem gemeinsamen Rennen in Respol-Farben sollte es nicht kommen. Marc Marquez stürzte gleich in Jerez schwer und musste am Oberarm operiert werden, ein verfrühter Comeback-Versuch nur vier Tage später kostete ihn die restliche Saison. Ohne den Dominator der Jahre zuvor war Honda auf verlorenem Fuß: Alex Marquez und Ersatzfahrer Stefan Bradl kamen nicht mit der zunehmend schwerer zu fahrenden RC213V zu recht und erzielten nur 101 Punkte, was gerade einmal Platz 9 in der Team-WM bedeutete.

Für Alex Marquez war deshalb nach nur einem Jahr im Team wieder Schluss, er wurde zu LCR-Honda abgeschoben. Stattdessen verpflichteten die Japaner Pol Espargaro, doch auch mit ihm kehrte keine Besserung ein. Er erzielte nur 100 Punkte in 18 Rennen. Superstar Marc Marquez feierte 2021 zwar sein Comeback, konnte bis auf einzelne Ausnahmen aber nicht an alte Leistungen anknüpfen. Sein lädierter Oberarm machte ihm ebenso zu schaffen wie das schwer zu fahrende Motorrad. 2022 entschied sich Honda deshalb zur Generalüberholung der RC213V. Die Plätze 3 und 5 zum Auftakt in Katar versprachen einen Aufwärtstrend, doch es wurde noch schlimmer: Espargaro erzielte im weiteren Saisonverlauf nur noch 40 Punkte und Marquez entschied sich nach dem Italien-GP aufgrund starker körperlicher Einschränkungen zu einer vierten OP des rechten Oberarms. Er kehrte erst in Aragon zurück. Zwar blieben die Ergebnisse auch dann weiterhin aus, immerhin schien die OP jedoch ein Erfolg gewesen zu sein.

2023 will Marquez mit 100 Prozent körperlicher Fitness wieder angreifen. In Joan Mir bekommt er dabei einen neuen Teamkollegen an die Seite gestellt. Der Weltmeister von 2020 wurde in Folge des Suzuki-Ausstiegs aus der MotoGP verpflichtet und ersetzt den schwachen Espargaro.

Die Saison 2023 sollte die dunkelste der Honda-Geschichte werden. Die Japaner blieben erneut sieglos und konnten das einzige Grand-Prix-Podium nur im Regen von Japan einheimsen. Spitzenreiter waren die beiden Werkspiloten Marc Marquez und Joan Mir dagegen in einer trauriger Statistik: den Stürzen. Zusammen kamen beide auf einen Höchstwert von über 50 Stück. Der einstige Seriensieger Marc Marquez verletzte sich beim Saisonauftakt so schwer, dass er daraufhin drei Grands Prix auslassen musste. Eine weitere Verletzungpause folgte nach dem Horrorwochenende am Sachsenring, als Marquez fünf mal stürzte. Auch Joan Mir zog sich bei den diversen Stürzen Verletzungen zu.

Zum Abschluss des Jahres lagen die Japaner in der Herstellerwertung auf dem letzten Rang. Des Weiteren muss das erfolgreichste Team der MotoGP-Geschichte den Abgang seines Superstars Marc Marquez verkraften, der sich dem Gresini Team anschließt. Wochenlang suchte Teammanager händeringend nach Ersatz. Erst beim Saisonfinale in Valencia wurde Luca Marini als neuer Werkspilot für die Saison 2024 bestätigt.