Christian Menzel: Wo sind die echten Typen?

Hallo zusammen,

zu gerne würde ich mein Programm für 2009 schon verkünden. Aber ich werde es erst tun, wenn ich wirklich alle Verträge unterschrieben habe. Es sieht aber sehr ordentlich aus. Langeweile wird nicht aufkommen!

Ansonsten sehe ich unsere Motorsportwelt im Moment mit gemischten Gefühlen. Ich versuche ja alles positiv zu sehen, aber leider hinterlässt die negative wirtschaftliche Stimmung überall ihre Spuren. Wenn ich mich in der Szene so umhöre, dann müssen wir uns damit abfinden, dass der eine oder andere Hersteller, inkl. Teams und Fahrer über die "Klinge" springen werden. Wer jetzt in den letzten Jahren nicht fleißig Kontakte und Lobbyarbeit gemacht hat, der wird sich schwer tun.

Schwierige Zeit

Unser Sport produziert mir aber generell in letzter Zeit zu wenig sportliche Schlagzeilen. Ich möchte im Moment kein Journalist sein. Fast nur negative, politische oder marketingabhängige Entscheidungen beherrschen die Titelseiten. Wenn ich mir da so ansehe, wie in der DTM 2009er Autos vergeben werden, da steht bestimmt nicht allein der Sport im Vordergrund. Alles gut und schön, Marketing ist wichtig, aber wenn (wahrscheinlich) ein anderer Top-Rennfahrer, der in der Vergangenheit sehr gute Leistungen gebracht, aus Marketinggründen zurückversetzt wird, dann tut mir das als Sportler unglaublich weh. Empfinde nur ich das so?

Vielleicht bin ich zu sentimental...

Speziell für Junge Rennfahrer, die über Leistung und Leidenschaft versuchen, sich eine Karriere aufzubauen, sind doch solche Beispiele erschütternd. Wahrscheinlich hat man sich hier den Wünschen der TV Sender gebeugt. Einschaltquoten sind halt wichtig - aber nicht alles!

Gewichtsdiskussion oder Racing?

Oder F1. Nur Diskussionen über KERS und Fahrergewichte. Wer will das lesen? Wer will halbverhungerte Rennfahrer auf dem Siegerpodest sehen? Früher waren noch echte Typen wie Nigel Mansell oder Alan Jones oben gestanden. Oder Keke Rosberg! Das waren alles Kerle und keine Striche in der Landschaft. Authentisch und greifbar für den Fan!

Dabei wäre es so einfach: Fahrergewicht mit Helm und Anzug 75 kg - wer leichter ist, muss sein Differenzgewicht zwischen den Beinen platzieren. Bei Optimalgewicht lachen die Fahrer auch wieder mehr und sehen nicht so gequält aus - wie war das mit den Typen? Aber wenn sich die Jungs heute so äußern wie ich es hier im Moment tue, dann bekommen die doch eh direkt eine mündliche Verwarnung. Wenn nicht vom Arbeitgeber, dann von der Sporthoheit! Stichwort: Ein unrasierter Sebastian Loeb wird wegen seines Erscheinungsbildes verwarnt...

Was ich hier schreibe ist ja im Grunde auch negativ - also kommen wir zurück zu positiven Zeilen, die ich ja etwas vermisse und zu selten lese.

Echter Motorsport

Es gibt auch noch (Motor) Sport - Kerpen Kartbahn - Winterpokal!

Mein Sohn Nico ist Vizechampion. Klar, gewinnen ist schöner, aber es kann nur einen Sieger geben. Aber der Junior hat schwer kämpfen müssen, und das ist auch schon ein kleiner Sieg - nämlich an Erfahrung!

Im Qualifying mit 0,1 Sekunden Rückstand P4 - hohe Leistungsdichte bei den Bambinis. Wir fahren in Kerpen ja mit verplombten Einheitsleihmotoren, Reifen und Benzin.

Beim Start zum ersten von drei Läufen fällt Nico durch seine schlechte Außenposition gar bis auf P10 nach der ersten Kurve zurück. Dann passt seine Vergasereinstellung nicht und er ist komplett ohne den nötigen Speed - aber er hat sich schnell "berappelt" und sich dann mühsam wieder bis auf P4 nach vorne gearbeitet - das sehe ich als sehr positives Fazit aus Lauf 1. Er musste hart kämpfen. In der Leistungsdichte ist überholen nicht so selbstverständlich. Der Trost: Schnellste Rennrunde!

Lauf 2 das gleich Spiel: Von P4 auf der schlechten Außenseite, und wieder vier Mann an ihm innen vorbei - aber auch jetzt wieder ein fleißiger Kämpfer: Immerhin noch P3 und mit 0,33 Sekunden Abstand die schnellste Rennrunde. Mein Sohn muss feststellen, wie entscheidend ein guter Startplatz für den Verlauf eines Rennwochenendes ist.

In Lauf 3 mal direkt auf P2 hinter Alex Lambertz. Die beiden haben sich über 11 Runden im Millimeterabstand behakt und Nico konnte auch Rundenlang die Führung halten. Letztendlich hatte Alex die Nase wieder vorne und verdient gewonnen. Nico auf P2 und Vizechampion und die Gewissheit schnell genug zum Siegen gewesen zu sein. Aber wer dieses Rennen gesehen hat, der kann folgendes Fazit ziehen: Der Sport hat gewonnen und darum geht es ja im Motorsport ursprünglich auch!

Wie war das mit dem Marketing und den coolen Typen?