Le Mans ist und bleibt Michelin-Land: Als Partner des Audi-Werksteams hat der französische Reifenhersteller erneut das weltberühmte 24-Stunden-Rennen im Department Sarthe gewonnen. Frank Biela, Marco Werner und Emanuele Pirro wiederholten ihren Vorjahressieg und sorgten mit dieser Leistung für den zweiten Sieg eines dieselgetriebenen Rennwagens bei diesem Klassiker. Im Ziel besaßen sie einen Vorsprung von zehn Runden auf den zweitplatzierten Peugeot 908. Auch der ebenfalls von einem Diesel angetriebene sowie von Lokalmatador Sebastien Bourdais, Pedro Lamy und Stephane Sarrazin pilotierte Löwe rollte auf Pneus von Michelin. Insgesamt setzten die drei Erstplatzierten auf Reifenmaterial aus Clermont-Ferrand, darunter auch die Klassensieger in den Kategorien LM GT1 (Aston Martin DBR9, Brabham/Rydell/Turner) und LM GT2 (Porsche 911 GT3, Narac/Lietz/Long). Für die Marke mit dem Bibendum ist es der zehnte Sieg auf dem "Circuit des 24 heures" in Folge und der 16. Le-Mans-Erfolg der Firmengeschichte. Michelin hat damit nach dem Sieg auf dem Nürburgring das zweite 24-Stunden-Rennen innerhalb von 7 Tagen für sich entschieden.

Der Kampf der Giganten und das Duell der Diesel-Rennwagen endete mit einem erneuten Triumph für die Kombination Audi und Michelin: Frank Biela, Marco Werner und Emanuele Pirro gewannen am Steuer ihres Audi R10 TDI die diesjährigen "24 Stunden von Le Mans". Sie überquerten die Ziellinie nach einem von zum Teil heftigen Regenfällen geprägten Rennens mit einem Vorsprung von zehn Runden vor dem Peugeot 908 HDI FAP von Sebastien Bourdais, Pedro Lamy und Stephane Sarrazin, der den Klassiker am Vortag um 15 Uhr von der Pole Position aus in Angriff genommen hatte. Sowohl Audi als auch Peugeot brachten jeweils nur ein Auto ins Ziel.

Das Podium im Jahre 2007, Foto: Patching/Sutton
Das Podium im Jahre 2007, Foto: Patching/Sutton

Für eine erste Schrecksekunde im Camp der französischen Le-Mans-Rückkehrer sorgte Lokalmatador Bourdais gleich in der ersten Runde: Er verbremste sich eingangs der engen Schikane am Ende der Start-Ziel-Passage und musste dem Audi mit der Startnummer 2 den Vortritt lassen. Gut eine halbe Stunde später lagen alle drei R10 TDI in Führung, mit Allan McNish, Rinaldo Capello und Siebenfach-Sieger Tom Kristensen auf Rang eins. Wenig später setzte erstmals Regen ein und hektisches Reifen-Umrüsten in der Boxengasse begann. "Im Endeffekt setzten unsere Partnerteams nur für 90 Minuten auf Slicks, bevor es feucht wurde", analysiert Mathieu Bonardel, bei Michelin verantwortlich für den Automobilsport, den Rennauftakt. "Einige Fahrer entschieden sich anfänglich auf die ganz weichen Rennreifen, bevor auch sie auf härtere Slicks wechselten."

Den ersten prominenten Ausfall musste Audi vermelden: Mike Rockenfeller verlor gegen 17 Uhr seinen auf Rang vier liegenden R10 TDI mit der Startnumer 3 auf feuchter Strecke aus der Kontrolle und prallte im Bereich "Tertre Rouge" rücklings gegen die Leitschienen. Doch auch die übrigen Aspiranten auf den Sieg blieben nicht ungeschoren: Der Peugeot von Sebastien Bourdais wurde mit einem technischen Problem in die Box geschoben und büßte dadurch mehrere Runden ein, während der Nummer-2-Audi in der Dämmerung eine Begegnung der dritten Art mit einer Corvette erlebte - der gelbe Riese aus der Division LM GT1 übersah den flachen Prototypen aus Ingolstadt beim Überrundet werden. Beide Rennwagen kollidierten, konnten das Rennen aber fortsetzen. Doch der Schlag auf das linke Hinterrad sollte sich für den Audi noch rächen: Souverän in Führung liegend, riss das Rad gegen 7.30 Uhr ab. Pilot "Dindo" Capello hatte an seinem 43. Geburtstag keine Chance und rutschte in die Reifenstapel.

Mike Rockenfellers Werk, Foto: Patching/Sutton
Mike Rockenfellers Werk, Foto: Patching/Sutton

Damit lagen die Hoffnungen des deutschen Herstellers auf dem Diesel von Biela, Werner und Pirro, die in gleicher Konfiguration bereits die 2006er Auflage des Langstrecken-Mythos auf Reifen von Michelin gewonnen hatten. Auch wenn die Witterung weiterhin unbeständig blieb, trockene und nasse Fahrbahn sich ständig abwechselten, umrundete der verbliebene Audi den "Circuit des 24 heures" weiterhin wie ein Uhrwerk. 70 Minuten vor Rennende ereilte dann den Nummer-7-Peugeot von Marc Gene, Nicolas Minassian und Ex-Formel 1-Weltmeister Jacques Villeneuve das Aus in Form eines Motorschadens. "Als die Nummer 7 zum ersten Mal in die Box kam, konnten wir das Problem nicht genau identifizieren. Das Auto ist dann noch einmal auf die Strecke gegangen, die Warnlampe für die Öltemperatur ging sofort wieder an und uns blieb nichts anderes übrig, als den Wagen aus dem Rennen zu nehmen", so Bruno Famin, technischer Direktor von Peugeot.

Bis zu seinem späten Ausfall lief der Peugeot mit der Startnummer 8 fehlerfrei und stellte um kurz nach 7.30 Uhr am Sonntagmorgen einen internen Rekord auf: Nie zuvor hatte der noch junge 908, der erst im Januar bei Testfahrten sein Rennstreckendebüt gab, 3.500 Kilometer am Stück absolviert. Um 12.38 Uhr kam das Auto dann unerwartet an die Box: Probleme mit dem Motoröldruck. Nach einer Stunde schickte das Team den Peugeot noch einmal auf die Strecke, musste aber nach nur einer Runde endgültig aufgeben. Insgesamt erreichten 25 von 54 gestarteten Teams nicht das Ziel. Neben technischen Mängeln sorgten immer wieder einsetzende Regenschauer für viele Ausfälle.

Der zweite Peugeot absolvierte ohne ernsthafte Schwierigkeiten binnen eines Tages insgesamt 359 Runden oder umgerechnet 4893 Kilometer. Weder Probleme mit Radlagern, die am frühen Samstagabend rund 15 Minuten gekostet hatten, noch ein kurz vor Schluss eingelegter Stopp wegen einer aufleuchtenden Motorwarnleuchte hielten Lamy, Sarrazin und Bourdais vom Sprung auf das Podium ab. Der unweit der Strecke aufgewachsene Bourdais hatte die Ehre, vor 200.000 Zuschauern die Ziellinie zu überqueren. "Das war sicherlich der schönste Augenblick des ganzen Wochenendes", jubelte der Franzose, der bereits das sechste Mal bei seinem Heimspiel angetreten war, aber noch nie so gut abgeschnitten hatte wie bei seiner Premiere im Peugeot.

Sebastien Bourdais feiert den zweiten Platz, Foto: Patching/Sutton
Sebastien Bourdais feiert den zweiten Platz, Foto: Patching/Sutton

In der Schlussphase setzte erneut so heftiger Regen ein, dass das Safety-Car die Teilnehmer einfing und erst zehn Minuten vor 15 Uhr wieder auf die Reise schickte - das Klassement war zu diesem Zeitpunkt längst entschieden: Hinter dem siegreichen Audi und dem zweitplatzierten Peugeot sicherte sich die ebenfalls Michelin vertrauende Mannschaft von Le-Mans-Legende Henry Pescarolo den dritten Rang. Am Steuer des Pescarolo-Judd: Emanuel Collard, Jean-Christophe Boullion und Romain Dumas.

"Das war ein hartes Rennen mit etwas Regen zu Beginn - was die Reifenwahl erschwerte - und mit heftigem Regen am Ende", fasste Emanuelle Pirro seine Triumphfahrt zusammen. Frank Biela, der den Klassiker zum fünften Mal für sich entscheiden konnte, ergänzte: "Wir hatten immer die richtigen Reifen auf dem Auto. Der Schlüssel zum Erfolg war, zum richtigen Zeitpunkt anzugreifen und ebenso zum richtigen Zeitpunkt auf der sicheren Seite zu sein."

Mit dem siebten Le Mans-Triumph schob sich Audi bei der 75. Auflage des französischen Langstrecken-Klassikers in der ewigen Bestenliste des Rennens auf den dritten Rang nach vorne. Nur Porsche und Ferrari haben in Le Mans noch öfter gewonnen als Audi.

Peugeot-Motorsportchef Michel Barge bilanzierte: "Die letzten Stunden waren wirklich nervenaufreibend, insbesondere, nachdem das erste Auto aufgeben musste. Wir müssen jetzt analysieren, woher die Probleme mit dem Öldruck kommen und weiter an der Zuverlässigkeit arbeiten. Nächstes Jahr werden wir wieder antreten, dafür konnten wir jetzt viele wichtige Erkenntnisse gewinnen. Ich gratuliere dem ganzen Team und den Fahrern zu einer starken Leistung." Peugeot-Markenvorstand Frédéric Saint-Geours ergänzte: "Das heutige Abschneiden ist hervorragend und ein überaus positives Signal für die Zukunft des langfristig ausgelegten Projektes."