Sie dürfen einfach nicht fehlen: Ganz gleich ob ein, zwei oder vier Zylinder – historische Motorräder und Gespanne üben auf die Besucher des Internationalen Oldtimer Festivals auf dem Nürburgring alljährlich eine ganz besondere Faszination aus. Allein die Soundkulisse dieser Young- und Oldtimer auf zwei Rädern verursacht bei den Fans Gänsehaut. Und wenn die prall gefüllten Starterfelder erst einmal losstürmen, dann garantieren sie allerfeinsten Motorsport. "Wir freuen uns sehr, dass in diesem Jahr wieder zahllose Teilnehmer mit ihren wunderschönen Maschinen unserer Einladung zum 23. Internationalen Oldtimer Festival gefolgt sind", erklärt Ingo Brenzinger, Rennleiter der Motorrad-Serien. "Umso mehr, da wir uns vom veranstaltenden Düsseldorfer Automobil- und Motorsport-Club 1905 e.V. seit jeher dem Motorradsport ganz besonders verpflichtet fühlen. Immerhin zählten zum Beispiel die DAMC-Mitglieder Jupp Müller, Itz Rosenbaum und Ralph Roese Anfang des vergangenen Jahrhunderts zur allerersten Garde der deutschen Motorradfahrer."

Von der Handschaltung bis zur Desmodromik

Eben jene Zeit lassen die ältesten Maschinen wieder aufleben, die beim Oldtimer Festival an den Start gehen: Die Vorkriegsmodelle verfügen zum Teil noch über Handschaltung und manuelle Zündverstellung. Klangvolle Namen wie DKW, Triumph, Velocette, Horex, Norton, BSA und NSU dominierten bis in die Nachkriegszeit hinein auf den Rennstrecken dieser Welt. Und wer weiß heute schon noch, dass BMW seine ersten Siegeslorbeeren bereits 1925 auf Motorrädern wie der legendären R 32 einfuhr – lange bevor die Bayerischen Motoren Werke die Produktion von Automobilen aufnahmen.

"In den 50er Jahren schickten sich dann die Italiener an, die deutsch-britische Vorherrschaft im Motorradsport zu durchbrechen", so Brenzinger. "Vor allem die verschiedenen, auch beim Internationalen Oldtimer Festival stets zahlreich vertretenen Ducati-Modelle mit ihren legendären ‚Desmo‘-Motoren sorgten immer wieder für Furore." Die Desmodromik-Technologie mit direkt über die Nockenwellen zwangsgesteuerten Ventilen ermöglichte bis dahin nicht gekannte Drehzahlen bei gleichzeitig enormer Standfestigkeit. Die jüngeren Maschinen in der Deutschen Historischen Motorradmeisterschaft stammen zumeist aus Fernost. "In den späten 60er machten die japanischen Hersteller den Europäer immer stärker Konkurrenz", weiß Brenzinger. "Mit leichten, aber leistungsstarken Zweitaktern übernahmen Yamaha, Honda, Kawasaki und Suzuki in den 70ern die Führung im Grand Prix-Sport, die sie bis heute behaupten."

Wenig überraschend, dass die technologische Entwicklung bei den Gespannen in weiten Teilen parallel zu der bei den Zweirädern verlief: In den 20er und 30er Jahren vertrauten die meisten Piloten auf Motoren von Zündapp und BMW. In der Nachkriegszeit kamen dann vor allem Norton-Triebwerke zum Einsatz, bevor die Gespannhersteller wie Muthig, Kurth oder Busch ab 1954 verstärkt auf BMW-Technik zurückgriffen. Die Bayern schienen in den folgenden zwei Jahrzehnten auf den WM-Titel programmiert. Erst Mitte der 70er Jahre lösten Zweitakter von Yamaha den bayerischen Boxer als Dauersieger ab. Jedoch setzte sich Ende der 80er Jahre wieder der Viertakter durch. Als besonders beliebt erwies sich dabei der 1100er-Suzuki-Motor.

Atemberaubende Hängepartien

Doch unabhängig davon, aus welchen Epochen die Gespanne auch kommen – alle bieten den Zuschauern beim 23. Int. Oldtimer Festival Nürburgring spektakulären Sport: Die ins Akrobatische reichenden Aktionen, die der auch "Schmiermaxe" genannte Beifahrer bei voller Fahrt im Seitenwagen aufführt, verschlagen selbst eingefleischten Fans immer wieder den Atem.

Denn bisweilen lehnt sich der zweite Mann im Beiboot zugunsten einer optimalen Gewichtsverteilung im wahrsten Sinne des Wortes derart weit über den Abgrund, dass er in manchen Kurven mit dem Helm oder Teilen der Lederkombi Kontakt zum Asphalt aufnimmt. Und wer meint, derartige Kunststücke kämen eher selten vor, der irrt: Zwar starten die Motorrad- und Gespannfahrer auf dem Nürburgring zu so genannten Gleichmäßigkeitsfahrten, bei denen es nicht zwingend auf die Schnelligkeit, sondern auf die geringste Abweichung zwischen den einzelnen Runden ankommt. "Doch am gleichmäßigsten, das wissen alle Motorsportler, fährt es sich nun einmal am Limit", verrät Brenzinger viel sagend...