Sie sind klein, giftig und machen Krach für zwei: Der Sound der Formel 3-Boliden aus den 60er Jahren ist legendär. Beim 23. Internationalen Oldtimer Festival, das vom 24. bis 26. Juni auf dem Nürburgring stattfindet, heulen die 1,0-Liter-Aggregate der so genanten "Screamer" wieder auf und führen die Zuschauer mit ihrem spektakulären Auftritt zurück in die "Ära der Schreihälse", die "Screamer Era".

Eines galt damals wie heute: Wer als Nachwuchspilot ganz nach oben will, muss durch das Stahlgewitter der Formel 3. Und so ist diese Nachwuchsklasse untrennbar mit einigen großen Namen des Motorsports verbunden: Formel 1-Stars wie die späteren Weltmeister Jackie Stewart, Emerson Fittipaldi, James Hunt und Niki Lauda oder Carlos Pace, Ronnie Peterson und Jackie Ickx - um nur einige zu nennen - haben sich in der Formel 3 ihre Sporen für die Königsdisziplin des Motorsports verdient.

1964 war die Formel 3 aus der Formel Junior hervorgegangen, die sechs Jahre zuvor als nationales Sprungbrett für den italienischen Rennsport-Nachwuchs initiiert worden war. Die neue Rennserie fand international rasch Anklang und entwickelte sich zur ersten weltweiten Nachwuchs-Formelklasse. Schnell galt sie als regelmäßiger Höhepunkt der britischen Clubsport-Meetings und gern gesehenes Rahmenprogramm internationaler Events bis zur Formel 1.

Das Besondere an der Formel 3 in der Zeit von 1964 bis 1970: Die FIA hatte damals den Hubraum der Motoren auf 1,0 Liter begrenzt und die Rennserie richtete sich - im Gegensatz zur baugleichen Formel 2 - vor allem an private Teams mit vergleichsweise geringem Budget. Die Teilnehmer versuchten die mangelnde Motorleistung durch höhere Drehzahlen wettzumachen: 10.000 Touren, für damalige Serienmotoren unvorstellbar, waren keine Seltenheit. Aus der daraus resultierenden Geräuschkulisse rührt der Name "Screamer". Letztendlich ging dieser Kniff der Ingenieure jedoch zu Lasten der Zuverlässigkeit der Aggregate und verursachte hohe Kosten.

Motoren, Getriebe und Antrieb der Formel 3-Boliden stammten aus homologierten Serien-Produkten. Das ideale Triebwerk entdeckten die Formel 3-Heißsporne im Ford-Regal. Keith Duckworth, später Schöpfer des berühmten Cosworth DFV-Formel 1-Motors, machte den Vierzylinder aus dem biederen Anglia rennreif. Auf der Chassis-Seite dominierten die Fahrzeuge der genialen Konstrukteure John Cooper, Jack Brabham und Ron Tauranac (Brabham) sowie Colin Chapman (Lotus).

Der Erfolg der Rennwagenschmiede Cooper ist eng mit dem späteren Formel 1-Star Jackie Stewart verbunden. Er fuhr für das werksunterstützte Team von Ken Tyrrell und ging in der ersten Saison 1964 aus dem britischen Championat als Sieger hervor. Auch wenn die Formel 3 ursprünglich als Einstieg für Privatiers gedacht war, sollten fortan immer wieder werksunterstützte Teams den Wettbewerb dominieren. In den darauf folgenden Jahren tat sich insbesondere Brabham positiv bei den Wettbewerben hervor: Harry Stiller führte die britische Formel 3 1966 mit seinem Brabham BT16-Ford, beziehungsweise Brabham BT18-Ford, an. 1967 gewann er erneut mit einem Brabham BT 21.

Als sich die "Ära der Schreihälse" zum Ende neigte, mischte mit Lotus ein weiterer Hersteller ganz vorne mit: 1969 siegte beispielsweise Emerson Fittipaldi bei der britischen Meisterschaft in einem Lotus-Holbay 59. 1970 fand der letzte Lauf zur Formel 3 in der bekannten Form statt. In der darauf folgenden Saison stieg der Hubraum auf 1.600 ccm an, 1974 lag das Volumen bereits bei zwei Litern. Damit war die "Screamer Era" endgültig vorbei.

Beim 23. Internationalen Oldtimer Festival auf dem Nürburgring erleben die Formel 3-Monoposti dieser legendären Zeit eine Renaissance. Im Rahmen der European Trophy F3 Historic (1000 ccm) haben die Zuschauer die einmalige Gelegenheit die kreischenden Hubraum-Zwerge in Aktion zu erleben.