Den Traum vom Rennfahrer haben viele junge Kartfahrer. Bereits in jüngsten Jahren wird auf kleinen Flitzern um die Wette gefahren und der große Traum ist einmal in der Formel 1 Gas geben zu dürfen. Doch wie kommt man an das Privileg, sich Rennfahrer nennen zu dürfen respektive erst einmal professionell Motorsport als Nachwuchsfahrer zu betreiben?

BMW bietet seit dem Jahr 2002 in Zusammenarbeit mit dem ADAC das Formula BMW Racing Center in Valencia und neuerdings seit 2004 auch in Bahrain an. Hier sind die jungen Piloten, die dem Kartsport entwachsen sind und ihre ersten Schritte in einem Formel-Monoposti erfahren möchten, genau richtig. Ab 15 Jahren besteht die Möglichkeit sich für einen Lizenzlehrgang im spanischen Valencia anzumelden, um vorerst einmalig die vorausgesetzte Rennfahrerlizenz zu erwerben, mit welcher die Jungs und Mädels später einmal an einer der Nachwuchsserien wie der Formel BMW teilnehmen dürfen.

Die versammelte Meute beim Theorieteil., Foto: BMW
Die versammelte Meute beim Theorieteil., Foto: BMW

Beginnend beim Lizenzlehrgang, der sich jeweils in drei Zügen á 16 Fahrern von August bis September über zwei Tage erstreckt, haben die Teenager die Möglichkeit sich das erste Mal mit einem Formelrennwagen vertraut zu machen.

Nachdem die feuerfeste Bekleidung morgens um 8:00 Uhr angepasst worden ist, geht es für die kommenden Nachwuchstalente auch gleich spannend zu. Schließlich nimmt man nicht jeden Tag eine Sitzprobe in den 140 PS starken Boliden vor. Dementsprechend leicht erkennt man das Leuchten in den noch unerfahrenen Augen. Bei diesem ersten Aufeinandertreffen bekommen die Akteure auch erste Einweisungen, um sich mit der Technik des Fahrzeugs vertraut zu machen. Jetzt nämlich muss - anders als im Kartsport - mittels Schaltknüppel und Zwischengastechnik geschaltet werden.

Auf diese neuen Dinge wird der Nachwuchs in den Theoriestunden separat weiter vorbereitet und geschult. Dort wird besprochen, welche Fahrübungen auf der Strecke bevorstehen und wie sie ablaufen werden. Während die eine 8er-Gruppe im Theorieraum aufmerksam den Ausführungen des rund um Jörg Müller aufgebauten Teams folgt, sind die anderen Acht auf der Strecke unterwegs. Im Wechsel werden den jungen Leuten so die Fertigkeiten angeeignet, um den Lehrgang optimal anzugehen.

Und das bekommen die Jungs & Mädels beigebracht..., Foto: BMW
Und das bekommen die Jungs & Mädels beigebracht..., Foto: BMW

Nach den ersten Einführungen wird es ernst und es stehen die ersten Fahrten auf der Strecke an. Zuvor wird die Strecke aber erst einmal mit allen Teilnehmern abgelaufen und werden Markierungen für den Brems-, den Einlenk- und den jeweiligen Ausgangspunkt einer Kurve festgelegt, woran sich danach jeder Fahrer orientieren kann. Das dient als kleine Hilfe für die Ideallinie, die am schnellsten über die Strecke führt.

Doch zuerst wird noch nicht die komplette Strecke befahren, da die Piloten erst einmal bei verschiedenen Übungen das Basiswissen der Bedienung anwenden sollen. In Sektionsübungen, bei denen ein kleiner Abschnitt der Strecke abgegrenzt wird, lernt jeder das richtige Anfahren einer Kurve in einem Formelwagen kennen. Um den richtigen Bremspunkt zu treffen und den Zeitpunkt des Einlenkens optimal zu wählen, bedarf es einiger Übung und Instruktion. Die Fahrer haben alle jeweils mehrere Durchläufe und bekommen Feedback zur Verbesserung einzelner Schwächen.

Bevor es dann wieder zum theoretischen Unterricht geht, stärken sich die Teilnehmer im Streckenrestaurant, um dann wieder aufnahmefähig für Neuigkeiten zu sein.

Später wird in der Theorie erläutert, wie ein Rennwochenende abläuft und welche Punkte im Regelwerk zu beachten sind. Der Nachmittag gestaltet sich ähnlich dem Vormittag. Eine letzte Fahrt auf der kompletten Rennstrecke bietet dann für jeden noch einmal das Gefühl ein wenig schneller fahren zu dürfen. Rundenzeiten werden dabei vorerst nicht genommen, damit kein unnötiger Druck entsteht und um Fehler zu vermeiden. Es ist wichtig, dass der junge Fahrer sicher und stets bedacht fährt. Außerdem gilt die Regel "Wer crasht, fährt nach Hause!" und vergibt damit die Chance auf die Rennlizenz.

Nach der Theorie kommt die Praxis., Foto: BMW
Nach der Theorie kommt die Praxis., Foto: BMW

Am zweiten Tag des Lehrgangs geht es dann schon etwas öfter auf die Strecke. In speziellen Safety-Car Phasen müssen alle Autos hinter dem Führungsfahrzeug in Form eines Straßen-Pkw herfahren und die speziellen Verhaltensregeln befolgen, die sie zuvor in den Theoriestunden kennen gelernt haben.

Als Abschluss des Lehrgangs werden Startübungen durchgeführt. Denn auch der erfolgreiche Start in ein Rennen will gelernt sein. Dabei ist es nicht nur das Anfahren, dass bei einem Kupplungsspiel von nur einem Zentimeter etwas anderes ist als in einem Pkw, sondern auch das Einhalten der richtigen Drehzahl und das Einlegen des 1. Gangs ohne dabei anzurollen. Nachdem diese Übung geklappt hat und die Jungs bei den Abschlussrunden auf dem Circuit eine sichere Fahrweise an den Tag gelegt haben, dürfen sie sich über die internationale Rennlizenz für Junioren freuen.

Von den jeweils drei Lehrgängen á 16 Fahrern kommen zudem aus jedem Lehrgang die sieben größten Talente in einen weiteren Sichtungslehrgang zu 21 Piloten, um dort sieben Förderplätze unter sich auszufahren. Die Förderung von BMW und ADAC beläuft sich dabei auf 50.000,- €, welche die Fahrer nach der Einschreibung in eine Meisterschaft erhalten.

Der neuerliche Sichtungslehrgang gestaltet sich für jeden vertraut. Bevor es bei der zweitägigen Veranstaltung erstmals auf Zeitenjagd geht, stehen wieder informative Theoriestunden sowie einzelne Fahrübungen auf dem Programm.

Und dann geht es auf die Strecke., Foto: BMW
Und dann geht es auf die Strecke., Foto: BMW

Mit genügend Vertrauen und den wichtigen Erkenntnissen eines Rennfahrers im Hinterkopf wird es für die Youngsters ernst. Das Team der Instruktoren beobachtet die Fahrer genau, um sich ein Gesamtbild deren fahrerischen Könnens machen zu können. Dabei verteilt sich die Mannschaft in den verschiedenen Kurven rund um die Strecke und beurteilt die Ideallinie, das Schaltverhalten sowie die Bremspunkte.

Die noch unerfahrenen Piloten haben anfängliche Probleme mit den starken Verzögerungen, die in dieser Form nicht im Kart oder Pkw auftauchen. Nach einem ersten freien Training wird in einer folgenden Besprechung nochmals angemerkt, was zu verbessern ist bevor es auf die abschließende Zeitfahrt geht, die darüber entscheidet wer sich im kommenden Jahr BMW Junior Pilot nennen darf und somit ein solides Fundament für seine Rennsportkarriere gesetzt hat.