Trotz seines Schlüsselbeinbruchs möchte Timo Glock am Sonntag beim zweiten Lauf zur ChampCar-Meisterschaft im mexikanischen Monterrey an den Start gehen. Der Odenwälder, der nach seinem Testunfall auf der Milwaukee Mile in den USA geblieben war, machte sich am Mittwoch nach Mexiko auf. Dort wird am Freitag im ersten Freien Training die Entscheidung fallen, ob Glock fahren kann oder ob die Schmerzen in der rechten Schulter doch noch zu groß sind.

"Alle Ärzte, mit denen ich in der Zeit nach meinem Unfall sprach, sagten mir, man könne nach einem Schlüsselbeinbruch normaler Weise fünf bis sechs Wochen lang überhaupt nichts machen. Mein Unfall ist jetzt gerade mal zwei Wochen her. Da ist es klar, dass die Schmerzen immer noch vorhanden sind. Ich nahm in der Zwischenzeit jene Schlaufe ab, in der mein Arm zwecks Ruhigstellens gesteckt hatte. Denn ich wollte ja trainieren, um fürs Rennen in Mexiko fit zu sein.

Laufen konnte ich leider Gottes nicht, weil wegen der Schwingungen das Schlüsselbein weh tun würde. Also musste ich mit anderen Übungen trainieren – und dabei so manches Mal wirklich die Zähne zusammenbeißen. Letzten Donnerstag besuchte ich außerdem noch Dr. Stephan Tremmel in Indianapolis. Das ist einer der bekanntesten Spezialisten für Verletzungen nach Rennunfällen. Er hat schon so manchen Kollegen, der auf dem Indianapolis Motor Speedway abgeflogen ist, wieder zusammengeflickt.

Mein Besuch bei ihm war nötig geworden, weil mein Rücken stark angeschwollen war. Dasselbe Problem hatte auch Nigel Mansell, nachdem der in Indy in die Mauer gekracht war. Das Ärzteteam rund um Dr. Tremmel hat das Symptom denn auch gleich nach Mansell benannt. Ärzte haben ihren eigenen Humor... Grob gesagt, sammelte sich Gewebeflüssigkeit in meinem Rücken, die wegen kleiner Risse und Quetschungen im Gewebe nicht abfließen konnte, und verursachte so die Schwellung. Das ist vergleichbar mit Schwellungen rund um frische Operationsnarben, wenn durch eine OP an einem Knochenbruch das Gewebe rund um die Bruchstelle beschädigt worden ist und die Flüssigkeit deswegen nicht im Körper weiter transportiert werden kann.

Die Schwellungen sind nicht bedrohlich – aber abklingen müssen sie trotzdem, denn sie schränken die Bewegungsfreiheit ein. Nach der Untersuchung in Indianapolis verpasste mir Dr. Tremmel einen Druckverband ähnlich einer Rückenstütze für Motorradfahrer, um die aufgestaute Flüssigkeit damit wegzudrücken. Nachdem das anschlug, konnten wir uns beim Teamsitz in Lansing, der Hauptstadt des US-Bundesstaates Michigan, an die Vorbereitung meines Mexiko-Einsatzes machen. Wir mussten versuchen, mein HANS-System so zu polstern, dass die Auflagefläche nicht auf die Bruchstelle drückt. Wir legten deswegen verschiedene Polster unter. Mein Head-and-Neck-Support liegt nun nur vorn auf der Brust und ganz hinten, hinter der Schulter, auf. Das Schlüsselbein ist so weit es geht entlastet.

Damit hoffen wir, dass ich in Mexiko wirklich an den Start gehen kann. Aber endgültig werden wir das erst nach dem Freien Training am Freitag entscheiden. Dann weiß ich, wie die Belastungen während des Fahrens ausfallen. Im Stehen ist das HANS in der Form, wie wir es erarbeitet haben, auszuhalten. Aber unter den Fliehkräften beim Beschleunigen und Bremsen sowie in den Kurven kann das ganz anders aussehen. Einen Belastungs- und Gesundheitstest, wie ihn die Formel-1-Ärzte ihre verletzten Fahrer vor deren erstem Einsatz nach der Verletzung unterziehen, hat mir seitens Champ Car noch keiner angekündigt.

Aber natürlich haben auch die hiesigen Organisatoren eigene Ärzte. Die werden sicher am Donnerstag vorstellig werden und sich nach meinem Gesundheitszustand erkundigen. Aber einen Renn-TÜV durch die Doktoren erwarte ich nicht."