Einen Tag vor dem 15. Jahrestag seines schweren Unfalls hat sich Alex Zanardi seine dritte Goldmedaille bei Paralympics gesichert. Nach dem Doppel-Gold der Spiele von London fuhr der Italiener mit dem Handbike auch in Rio de Janeiro zu Gold. Der ehemalige Formel-1-Pilot trat in der Kategorie Einzelzeitfahren H5 auf einer Strecke von 20 Kilometern an. Mit einer Zeit von 28:36.81 Minuten gewann Zanardi vor dem Australier Stuart Tripp und dem US-Amerikaner Oscar Sanchez.

"Das ist unglaublich, fantastisch. Ich bin doch schon ein alter Mann", wird Zanardi vom sid zitiert. "Normalerweise rede ich nicht mit Gott, weil ich denke, er hat Wichtigeres zu tun. Aber als ich erfahren habe, dass ich gewonnen habe, das war einfach zu viel. Da habe ich erst mal zum Himmel geschaut und gesagt: Thank you, boss!"

Rio de Janeiro hat für Zanardi eine besondere Bedeutung. "Auf dem Stück Land, auf dem heute das Olympiastadion steht, befand sich ein IndyCar-Kurs, auf dem ich meine erste Pole Position geholt habe. Als bekannt wurde, dass das Olympiastadion dort gebaut wird, dachte ich: 'Wow, ich habe diesen Ort immer geliebt und war dort immer super schnell'", offenbarte Zanardi.

Allerdings konnte der Italiener auf der Rennstrecke nie ein Rennen gewinnen. "Ich dachte also, dass es vielleicht an der Zeit ist, nach Rio zurückzukehren, etwas zu gewinnen und das richtig zu stellen. Das ist heute passiert." Zanardi erlebte dabei ein Deja-vu, denn bei den Paralympics in London fand das Handbikerennen in Brands Hatch statt und dort hatte er vor seinen beiden Goldmedaillen auch nie gewonnen.

"Ich wusste, dass mir der Kurs in Pontal aus vielen Gründen technisch nicht entgegenkommt. Also habe ich mit meinem Trainer einen detaillierten Plan ausgearbeitet, wie ich das Rennen angehen und einteilen soll. An diesen Plan habe ich mich ganz genau gehalten", erklärte Zanardi. "Ich muss zugeben: Es war hart, als ich nach der ersten Runde realisiert habe, dass ich nur Dritter war und mein Rückstand auf den Führenden Stuart Tripp fast 20 Sekunden betrug. Aber ich habe weiter gekurbelt, bin meinem Plan gefolgt, habe mein Projekt umgesetzt. Und auf der zweiten Runde ist mir wirklich ein Wunder gelungen. Denn ich bin nicht nur nicht langsamer geworden, sondern ich habe es sogar geschafft, meine Pace weiter zu steigern und am Ende zu sprinten. Auf diese Art mit nur 2,7 Sekunden Vorsprung Gold zu gewinnen ist ein noch schöneres Gefühl als wäre es anders gelaufen. Ich bin überglücklich und möchte allen danken, die mir geholfen haben, hier zu sein und heute diesen großartigen Erfolg zu genießen."

Bereits am Donnerstag hat der 49-Jährige eine weitere Chance auf Edelmetall. "Dieses Rennen wird eine Lotterie", blickt Zanardi voraus. "Ich bin mir sicher, dass sich alles in einem Zielsprint entscheiden wird. Nur 200 Meter vor dem Ziel geht es durch eine sehr enge Spitzkehre. Das ist praktisch ein ‚U-Turn'. Wenn es mir gelingt, in einer guten Position aus dieser letzten Kurve zu kommen, dann weiß ich, dass ich einen guten Sprint hinlegen werde. Dann habe ich wirklich gute Chancen. Doch so denken alle. Es wird also jeder versuchen, vor dem Rest des Feldes in diese letzte Kurve zu gehen. Damit besteht sogar die Gefahr, dass es zu einem Unfall kommt. Es wird also in jedem Fall ein spannendes Rennen. Ich werde mein Bestes geben. Der Schlüssel zum Erfolg wird sein, sich aus dem Getümmel herauszuhalten."

Update Donnerstag: Zanardi musste sich in dem Rennen über 60 Kilometer letztlich dem Südafrikaner Ernst van Dyk geschlagen geben und mit Silber vor dem Niederländer Jetze Plat Vorlieb nehmen.

Update Freitag: In der H2-H5-Teamstaffel konnte Zanardi mit seinen beiden italienischen Teamkollegen Vittorio Podesta und Luca Mazzone am Freitag seine zweite Rio-Goldmedaille einfahren. Der 49-Jährige selbst war als Dritter an der Reihe und konnte die Führung bei seinem ersten Stint von 13 auf 21 Sekunden ausbauen. Im finalen Stint verwaltete er dann den von seinen Teamkameraden auf über 40 Sekunden ausgebauten Vorsprung und ging vor den USA und Belgien als Erster über den Zielstrich. Zanardi hat damit nun sowohl in London 2012 als auch in Rio 2016 jeweils zwei Gold- sowie eine Silbermedaille errungen.