Jeder Punkt ist entscheidend, wenn die Platzierung in der Meisterschaft gehalten oder noch verbessert werden soll. Ob das schöne Alpenpanorama am Red Bull Ring zusätzliche Motivation bringt oder nur als Kulisse für spannende Zweikämpfe genutzt wird, müssen die Fahrer selbst entscheiden. Fest steht, dass auf 600 Meter Höhe schon im letzten Jahr die Top-Favoriten ins Straucheln kamen und das den Verfolgern in diesem Jahr mehr als recht wäre.

Die rund 4.300 Meter, die der Circuit in Spielberg lang ist, sind eine Herausforderung. Nicht nur für Neueinsteiger, auch die Routiniers haben ihre Kämpfe mit der Berg- und Talstrecke auszufechten. Gerade in kurzen Sprintrennen wie denen der ADAC PROCAR macht sich bei den zu überwindenden Höhenmetern das Zusatzgewicht bemerkbar. Das wird den schnellsten Piloten der vorangegangenen Rennen zugeteilt und sorgt über die Saison gesehen für eine größere Chancengleichheit. Mit maximaler Zuladung (60 Kilo in der Division 1 und 30 Kilo in der Division 2) gehen die beiden Führenden Jens Weimann und Guido Thierfelder in die Rennen und sehen sich damit auf dieser Strecke mit einem nicht zu vernachlässigenden Nachteil gegenüber ihren direkten Konkurrenten.

Division 1:

Nach zwei zweiten Plätzen in der vergangenen Saison zählt für Tabellenleader Jens Weimann (Thate Motorsport) nur ein Doppelsieg am Red Bull Ring. Der in dieser Saison erfolgsverwöhnte Norddeutsche weiß aber auch, dass die Konkurrenz zu jeder Veranstaltung stärker wird. "Es ist ganz klar, dass ich ganz vorne mitmische", meint der sympathische Preetzer und erklärt: "Ich habe mehr Erfahrung auf meinem Auto als die direkte Konkurrenz und mein Team ist eingespielt. Außerdem kenne ich den Red Bull Ring aus der vergangenen Saison. Das sind Vorteile, die hoffentlich das hohe Zusatzgewicht nicht wieder komplett wettmachen."

Ein paar schnellste Runden musste er schon an Milenko Vukovic (Vukovic Motorsport) abtreten, denn der Schweizer ist mit großem Einsatz dabei, sein Erfahrungsdefizit gegenüber Weimann zu minimieren. Noch ist es die Konstanz, die dem Verfolger auf dem baugleichen BMW 320 si E90 fehlt, um den ganz großen Erfolg einzufahren.

Auf dem Weg zu genau diesem befindet sich auch Paul Green (Liqui Moly Team Engstler). Der junge Neueinsteiger findet mehr und mehr Gefallen an seinem Tourenwagenboliden und lässt nichts mehr anbrennen. Während des letzten Rennwochenendes in Oschersleben kostete er bereits Führungsluft, denn kurzzeitig presste er sich im BMW an Jens Weimann und seiner "Ella" vorbei und führte das Feld an. Das kurze Gastspiel an der Spitze gefiel dem Wiesbadener gut und dürfte genügend Motivation für die anstehenden Rennen mit sich bringen.

Division 2:

Guido Thierfelder im Peugeot 207 Sport von ETH-Tuning und der Red Bull Ring - das war im vergangenen Jahr keine perfekte Paarung. Der Peugeot kämpfte mit der Berg- und Talbahn und auch in diesem Jahr wird es nicht einfacher. Mit dem maximalen Zusatzgewicht an Bord wird es der Troisdorfer schwer haben, sich gegen die motivierte Konkurrenz zur Wehr zu setzen. Doch wie gewohnt geht der Routinier die Herausforderungen mit der nötigen Ruhe an. "Ich habe jetzt bereits einige Punkte Vorsprung. Ich muss nichts übers Bein brechen und einfach schauen, was an diesem Wochenende geht. In jedem Fall freue ich mich auf neue Zweikämpfe mit den Kollegen der Division 2", so der dienstälteste ADAC PROCAR-Pilot.

Nur die besten Erinnerungen nahm Nils Mierschke aus dem vergangenen Jahr aus Spielberg mit. Im teameigenen Ford Fiesta ST soll jetzt der Angriff auf die Tabellenspitze und somit Thierfelder endlich Früchte tragen, denn dem amtierenden Meister der Division 2 fehlen derzeit einige Punkte auf Thierfelder. Doch auch Mierschke bleibt gelassen. "Die erste Saisonhälfte habe ich der Gewöhnung an das neue Team und die neuen Strukturen gewidmet. Jetzt sitzt alles und wir können befreit angreifen", so der Rookie.

Nebenbei sollte er aber sein Augenmerk auch auf Ralf Glatzel (Glatzel Racing) richten, denn der Heilbronner im Fiesta VCT Sport liegt nur sechs Punkte hinter Mierschke und gilt als einer der konstantesten Anwärter auf eine Podiumsplatzierung in der Division 2. Auch Yury Krauchuk vom RAVENOL Team SAN und Lennart Marioneck (beide im Ford Fiesta 1,6 16V) vom Liqui Moly Team Engstler haben sich für vordere Platzierungen empfohlen, insbesondere Marioneck, der mit seinem ersten Sieg in der laufenden Saison die Siegesserie von Guido Thierfelder in der Motorsport Arena Oschersleben unterbrach.

Mit ähnlich schnellen Zeiten wie die Fiesta-Fahrer überzeugte auch Wilson Borgnino bereits an mehreren Wochenenden. Oftmals macht dem Argentinier jedoch die Technik des Chevrolet Aveo einen Strich durch die Punkterechnung. Ebenfalls am Start ist die einzige Dame im Fahrerfeld. Julia Trampert freut sich auf ihre Premiere am Red Bull Ring und die neue Herausforderung. Die junge Saarländerin im Ford Fiesta von Engstler Motorsport will ihre nächsten Punkte einfahren und so viel Erfahrung wie möglich von der neuen Rennstrecke mitnehmen.

Erstmals Luft in der ADAC PROCAR wollen Ingo Wirtz und Andreas Griessner (beide Glatzel Racing) schnappen. Während Griessner noch in der Rookie-Kategorie gewertet wird, löst Wirtz Guido Thierfelder als ältester Pilot im Fahrerfeld ab. Mit seinen 51 Jahren kann er bereits auf einige Jahre mehr Motorsport zurückschauen als der Österreicher Griessner, der aber unter anderem schon im ADAC Formel Masters und dem ADAC Chevrolet Cup unterwegs war.