Die zweite und durch die Einführung der Langstrecken-WM für 2012 zugleich letzte Saison des Intercontinental Le Mans Cups sah eine Dominanz von Peugeot, die nur beim Saisonhöhepunkt in Le Mans bröckelte. Sechs von sieben Rennen konnten die Franzosen für sich entscheiden, nur eben nicht das wichtigste Autorennen der Welt im Heimatland.

Am dritten Märzwochenende startete das ILMC-Jahr gemeinsam mit der ALMS auf dem Flugplatzkurs von Sebring zum traditionellen 12-Stundenrennen. Während Audi das neue Coupé noch nicht ins Rennen schicken konnte und mit dem R15+ startete, fanden sich zwei modernisierte Peugeot 908 und das Vorjahresmodell 908 Hdi-FAP für das Privatteam Oreca in Amerika ein. Nachdem Stéphane Sarrazin mit einer Fabelzeit die Pole für den neuen Peugeot markiert hatte, lief das Rennen nicht ganz wie gewünscht: Nicolas Lapierre, Loic Duval und Olivier Panis siegten im Vorjahresmodell mit einer Runde Vorsprung auf Simon Pagenaud, David Brabham und Dario Franchitti im Acura von Highcroft. Das Podium komplettierte das Trio Montagny/Sarrazin/Lamy im Werks-908. Audi schrammte nach einem Reifenschaden bei Mike Rockenfeller und einem Unfall von Dindo Capello mit beiden Autos knapp am Podest vorbei.

Peugeot trickst Audi in Spa aus

Anfang Mai zog der ILMC-Tross nach Spa-Francorchamps. In den belgischen Ardennen wurden gleich drei neue Audi R18 eingesetzt, die sich prompt die ersten drei Startplätze sichern konnten. Im Rennen zeigte sich dann die wahre Stärke des Peugeot 908, der dem Audi auch in puncto Reifenverschleiß überlegen war. Alex Wurz, Marc Gene und Anthony Davidson holten vor dem Schwesterwagen von Sarrazin/Montagny/Minassian den Sieg beim 6-Stundenrennen von Spa und sorgten für eine gelungene Generalprobe für Le Mans.

An der Sarthe entwickelte sich schon vor dem Rennwochenende eine besondere Atmosphäre, denn schon in den Qualifying-Sessions schenkten sich Audi und Peugeot nichts. Am Mittwoch vor dem Rennen holte sich Sarrazin die vorläufige Pole, die am nächsten Morgen an Marcel Fässler ging. In der Nachtsession am Donnerstag holte Audi-Pilot Benoît Treluyer dann mit 3:25.738 Minuten eine neue Bestzeit und eine Doppelpole für Audi.

Audi triumphierte in Le Mans, Foto: Audi
Audi triumphierte in Le Mans, Foto: Audi

Nach dem Start konnte Treluyer die Führung zunächst verteidigen und lag direkt vor drei Peugeot, die ein problemloses Rennen fahren, das Tempo von Audi aber nicht ganz mitgehen konnten. Noch vor dem Ende der ersten Rennstunde kollidierte Allan McNish mit einem Ferrari aus der GTE-Klasse und schlug heftig in die Leitplanke ein. Nur mit Glück flog der Audi R18 nicht über die Leitplanke, hinter der Fotografen und Streckenposten standen und sich vor dem Teile-Hagel in Sicherheit brachten. Kurz vor Ende der achten Rennstunde erwischte es mit Mike Rockenfeller bei einem Unfall kurz vor der Indianapolis-Kurve den zweiten Audi.Vor einem Rechtsknick, der mit Vollgas bei fast 300 km/h gefahren wird, wollte Rockenfeller einen langsamen Ferrari überrunden. Doch als der italienische Bolide nach innen zog, ging dem Deutschen der Platz aus - es kam zum Kontakt und Rockenfeller bog bei voller Geschwindigkeit nach links ab, um nahezu ungebremst in die Streckenbegrenzung zu krachen. Bei den schlechten Sichtverhältnissen war lange nicht klar, wen es überhaupt erwischt hatte. Der R18 wurde beim Einschlag in seine Einzelteile zerrissen und völlig zerstört. Zum Glück kam "Rocky" wie schon McNish zuvor mit Prellungen davon. Audi erholte sich vom Schock der beiden Unfälle und konzentrierte sich auf das verbliebene Auto, das am Ende triumphieren konnte. Mit dem zehnten Sieg von Audi endet die 79. Ausgabe der 24 Stunden von Le Mans, die so dramatisch begonnen hatte. Nachdem McNish und Rockenfeller in der Nacht heftig verunfallt waren, holte das dritte R18-Coupé den Sieg. Sowohl für Marcel Fässler als auch für Treluyer und den Schlussfahrer André Lotterer war dies der erste Sieg in Le Mans.

Der Stachel bei Peugeot saß tief. Gegen einen einzigen Audi verloren drei Werkswagen und das Vorjahresauto von Oreca vor heimischer Kulisse das bedeutendste Rennen des Jahres, Rache musste her. Am ersten Juliwochenende rächten sich die Mannen von Olivier Quesnel an Audi und siegten in Imola. Sébastien Bourdais und Anthony Davidson fuhren im 908 von der Pole aus zum Sieg vor Franck Montagny und Stéphane Sarrazin im Schwesterauto.

Spannender wurde es wieder in Silverstone, wo die beiden Hersteller auf Augenhöhe um den Sieg kämpften. Peugeot startete von Pole, musste aber Audi die Führung im Rennen mehrmals überlassen. Nach einer außerplanmäßigen Reparatur am Audi von Bernhard und Fässler wechselte die Führung knapp zwei Stunden vor dem Rennende wieder zu Bourdais und Pagenaud. Die beiden Peugeot-Lenker gaben die Führung nicht mehr ab und triumphierten beim fünften ILMC-Lauf.

Zweiter Peugeot-Sieg in den USA

Beim zweiten Highlight der ALMS-Saison, dem Petit Le Mans auf der Road Atlanta, durften die ILMC-Starter wieder mit den nordamerikanischen Kollegen um den Sieg streiten, der eigentlich an Audi hätte gehen müssen. Nur acht Runden benötigte Marcel Fässler, den von der Pole-Position gestarteten Peugeot erstmals von Platz eins zu verdrängen. Bei einem Zweikampf drängte der spätere Sieger Franck Montagny aber Romain Dumas in eine Kollision, die den Audi aus dem Rennen warf. Den zweiten R18 nahm das Audi Team Joest nach mehreren Kollisionen aus Sicherheitsgründen vorzeitig aus dem Rennen.

Zum Abschluss der Saison reiste man nach China, wo in Zhuhai der vorerst letzte ILMC-Lauf stattfand. Anthony Davidson holte sich erst mit einem neuen Rundenrekord die Pole, im Rennen dann den Sieg vor dem zweiten Peugeot und für seinen Arbeitgeber die Trophäe für den besten Prototypen-Hersteller.

Ganze 113 Zähler standen für Peugeot am Ende 85 von Audi gegenüber. Die LMS-Titelträger von Rebellion wurde in der Endabrechnung dritte und das beste Team mit einem Benzinmotor. Die LMP2-Klasse des ILMC holte sich Signatech vor Oak und Level 5. Mit nur sieben Punkten Vorsprung (108:101) konnte Ferrari am Ende der Saison BMW trotz zweier Doppelsiege in der GTE-Pro schlagen. Larbre holte mit der Corvette den Titel in der Amateurwertung nach Frankreich. 2012 wird der Intercontinental Le Mans Cup durch die Langstrecken-Weltmeisterschaft WEC ersetzt.