Premiere in den belgischen Ardennen: Bei der 63. Auflage des 24-Stunden-Rennens in Spa-Francorchamps ist erstmals die GT3-Kategorie die "Königsklasse". Der belgische Langstrecken-Klassiker wurde 1924 zum ersten Mal ausgetragen, ist damit fast so alt wie die berühmten 24 Stunden von Le Mans und gegenwärtig das einzige 24-Stunden-Rennen der Welt, bei dem ausschließlich GT-Fahrzeuge an den Start gehen. Damit zählt der Audi R8 LMS, der seit seinem Debüt im Jahr 2009 schon fast 100 Siege erzielt hat und einer der erfolgreichsten GT3-Sportwagen ist, automatisch zum Kreis der Anwärter auf den Gesamtsieg.

Mit dem Einsatz in den Ardennen hat Audi Sport die Teams Phoenix und WRT betraut. Die Mannschaft von Ernst Moser (Phoenix) war von Anfang an in die Entwicklung des Audi R8 LMS eingebunden und hat zuletzt zweimal die GT3-Kategorie beim 24-Stunden-Rennen auf dem Nürburgring gewonnen. Auch in der Siegerliste der 24 Stunden Spa ist die erfahrene Mannschaft aus der Eifel bereits zu finden: 2007 triumphierte Phoenix mit einem GT1-Fahrzeug.

Für das zweite Audi-Werksteam ist Spa ein echtes Heimspiel: WRT ist in Belgien zu Hause und amtierender Champion der belgischen Langstrecken-Serie "Belcar". WRT-Teammanager Vincent Vosse gewann die 24 Stunden Spa 2002 - damals noch als Fahrer. Mit Pierre Dieudonné arbeitet ein weiterer ehemaliger Spa-Sieger für WRT.

Im Audi-Fahrerkader sind drei Gewinner des 24-Stunden-Klassikers zu finden: Stéphane Ortelli (Monaco) siegte 2003, Timo Scheider (Deutschland) 2005 und Marcel Fässler (Schweiz) 2007. Auch Marc Basseng (Deutschland) und Bert Longin (Belgien) standen in Spa schon auf dem Podium.

Le-Mans-Sieger im Audi Sport Team Phoenix

Für das Audi Sport Team Phoenix starten die beiden Le-Mans-Sieger Marcel Fässler (Schweiz) und Mike Rockenfeller (Deutschland) sowie Andrea Piccini (Italien) im R8 LMS mit der Startnummer "98". Die drei Deutschen Marc Basseng, Christopher Haase und Frank Stippler pilotieren die "99". Für das Audi Sport Team WRT treten Filipe Albuquerque (Portugal), Bert Longin (Belgien) und Stéphane Ortelli (Monaco) im R8 LMS #32 an. Das Schwesterauto mit der Startnummer "33" teilen sich die beiden DTM-Stars Mattias Ekström (Schweden) und Timo Scheider (Deutschland) mit dem belgischen Langstrecken-Spezialisten Greg Franchi.

Audi will mit dem R8 LMS auch in Spa wieder voll angreifen, Foto: Audi
Audi will mit dem R8 LMS auch in Spa wieder voll angreifen, Foto: Audi

Alle zwölf Audi-Piloten verfügen über reichlich Erfahrung mit dem Audi R8 LMS, der seit der Saison 2009 neben der DTM und den Sportprototypen das dritte Standbein von Audi im Motorsport bildet. Bei den 24 Stunden von Spa trifft der erfolgreiche Mittelmotorsportwagen, der mit seinem besonders leichten und stabilen Chassis in Audi-Space-Frame-Bauweise (ASF) und der teilweise aus Karbon gefertigten Karosserie die ultra-Leichtbau-Technologie der Marke verkörpert, auf starke Konkurrenz von Aston Martin, BMW, Dodge, Ferrari, Ford, Lamborghini, McLaren, Mercedes-Benz und Porsche. Mit Lotus und Nissan in der kleineren GT4-Klasse sind Fahrzeuge von insgesamt 13 verschiedenen Marken am Start.

Die 24 Stunden Spa 2011 zählen auch als Wertungslauf zur Blancpain Endurance Series, in der Filipe Albuquerque, Bert Longin und Stéphane Ortelli nach zwei Läufen auf Rang zwei des GT3-Pro-Cups liegen. Da nach sechs und zwölf Stunden Zusatzpunkte vergeben werden, muss das Audi Sport Team WRT seine Strategie Ende Juli auch darauf ausrichten.

United Autosports mit ehemaligen Formel-1-Stars

Neben den beiden Audi-Werksteams vertraut auch das anglo-amerikanische Audi-Kundenteam United Autosports auf den Audi R8 LMS und setzt mit Unterstützung von Audi Sport customer racing drei Fahrzeuge in der Pro-Am-Kategorie ein, in der sich Profi- und Gentlemen-Fahrer ein Cockpit teilen. Zum Aufgebot von United Autosports zählen die ehemaligen Formel-1-Stars Mark Blundell (Großbritannien), Eddie Cheever (USA), Johnny Herbert (Großbritannien) und Stefan Johansson (Schweden) sowie der niederländische Indy-Sieger Arie Luyendyk.

Die 63. Auflage des Langstrecken-Klassikers beginnt bereits am Dienstag (26. Juli) mit der Technischen Abnahme. Am Mittwochnachmittag fahren alle Rennfahrzeuge über öffentliche Straßen in einem Konvoi nach Spa, wo eine große Autogrammstunde mit allen Fahrern stattfindet. Freies Training und Qualifying gehen am Donnerstag über die Bühne. Das Rennen wird am Samstag (30. Juli) um 16 Uhr gestartet. Am Samstagabend findet parallel zum Rennen ein Konzert mit Bob Sinclair ("Love Generation") statt. Für die jüngsten Besucher gibt es ein eigenes Kinderdorf.

Audi R8 LMS mit neuartigem Sitzsystem

Eine Besonderheit der Audi R8 LMS, die in Spa an den Start gehen, ist ein neuartiges Sitzsystem, das sich bereits beim 24-Stunden-Rennen auf dem Nürburgring bewährt hat. Es ist das Nachfolgemodell der bislang von Zulieferern gefertigten Sitzanlage. Ein modulares Fertigungskonzept ermöglicht Audi dabei eine Herstellung mit hoher Individualisierbarkeit. Waren die konventionellen Sitzschalen spezialisierter Anbieter bislang nur auf eine Normbreite ausgelegt, kann Audi nun verschiedene Sitzbreiten fertigen und anbieten. Damit können die weltweit aktiven Fahrer des R8 LMS eine ihren Bedürfnissen optimal angepasste Auswahl treffen.

Der Sitz ist vollständig aus Karbon gefertigt, verfügt über einen zweischaligen Aufbau und erfüllt damit anspruchsvollste Belastungskriterien. Da die Einbauhöhe des Sitzes eine um 60 Millimeter abgesenkte Fahrerposition erlaubt, profitiert auch der Gesamtschwerpunkt von der neuen Lösung. Dieses neue Sitzsystem wird künftig allen Kundenteams von Audi Sport customer racing zur Verfügung stehen.

Stimmen vor den 24 Stunden Spa:

Dr. Wolfgang Ullrich:
Die Leistungsdichte in Spa wird extrem hoch sein. Ich glaube, dort sind bestimmt 25 Autos siegfähig. Es muss also alles passen. Neben Phoenix gehört erstmals WRT zum Werksaufgebot. Aber wir kennen diese Mannschaft gut und arbeiten schon seit einiger Zeit erfolgreich zusammen. Meiner Meinung nach sind wir mit Phoenix und WRT sowie unseren Fahrern für die 24 Stunden Spa sehr gut aufgestellt.

Filipe Albuquerque:
Das wird ein sehr interessantes Rennen. Die 24 Stunden in Spa sind eine der größten Veranstaltungen des Jahres für GT-Rennwagen neben den 24 Stunden Nürburgring. Spa ist eine legendäre Strecke. Darauf freue ich mich schon. Ich gehöre gleich zwei Projekten an: Ich fahre in der Blancpain-Serie, bin Zweiter und will sie unbedingt gewinnen. Und natürlich geht es um das 24-Stunden-Rennen selbst. WRT ist bei diesem Rennen offizielles Audi-Werksteam. Unser klares Ziel: Wir wollen gewinnen. Gelingt uns das nicht, bleibt es mein Ziel, für die Meisterschaft zumindest vor den Teams Vitaphone und Autorlando zu liegen. Das ist übrigens mein erstes echtes Langstreckenrennen.

Stéphane Ortelli:
Wenn von einem 24-Stunden-Rennen gesprochen wird, ist es immer Le Mans, wo es um viel Prestige und Tradition geht. Für mich aber ist Spa das beste und das interessanteste 24-Stunden-Rennen. Die Strecke ist viel schwieriger. Es gibt weniger Stellen, an denen man sich entspannen kann. Jedes Jahr ist Spa ein Vergnügen und eine regelrechte Verpflichtung. Zusammen mit Marc Lieb und Romain Dumas habe ich das Rennen bereits gewonnen. Die Gelegenheit, jetzt mit dem Audi R8 LMS zu starten, ist fantastisch. Ich kenne das Auto sehr gut, ebenso meine Mitstreiter Filipe Albuquerque und Bert Longin. Wir sind Zweite in der Blancpain-Serie mit nur vier Punkten Rückstand. In Spa werden mehr Punkte vergeben als in den anderen Läufen, aufgeteilt auf einzelne Abschnitte des Rennens. Wenn wir bereits in den ersten sechs oder zwölf Stunden viele Punkte sammeln, können wir anschließend beginnen, auch den Gesamtsieg anzupeilen.

Mattias Ekström:
Ich freue mich schon auf Spa. Mein letzter Auftritt auf dieser Strecke war mit der DTM. Damals habe ich gegen Mika Häkkinen gekämpft. Jetzt starte ich mit einem anderen Auto, dem R8 LMS. Ich gehe für ein neues Team an den Start, über das ich nur Positives gehört habe. Und noch ein Unterschied: Es stehen jetzt 24 Rennstunden auf dem Programm und nicht nur ein Sprint. Es wird ein sehr schwieriges Rennen mit harten Gegnern. Es gibt viele gute GT-Piloten, das weiß ich. Ich fühle mich wohl und freue mich auf die Aufgabe. Es wäre schön, wenn wir 24 Stunden lang ohne Rückschläge durchfahren können.

Timo Scheider:
In Spa habe ich mit Michael Bartels und Eric van de Poele schon den Gesamtsieg feiern dürfen. Auch in der GT2-Wertung habe ich mit Mika Salo und Rui Águas bereits gewonnen. Ich habe also sehr gute Erfahrungen mit anderen Teams in Spa, die ich zu Audi mitnehme und zum neuen WRT-Team. Ein riesiger Vorteil ist, dass es eine reine GT-Veranstaltung ist. Da sollte die Leistung deutlich ausgeglichener sein als bei Rennen mit vielen Klassen und sehr unterschiedlich schnellen Fahrzeugen. Ich blicke dem Wochenende positiv entgegen, weil ich glaube, dass wir eine gute Chance haben.

Mike Rockenfeller:
Ich freue mich sehr auf Spa. Es ist in diesem Jahr mein erstes 24-Stunden-Rennen mit dem Audi R8 LMS. Im Audi Sport Team Phoenix treffe ich viele bekannte Gesichter. Wir sind alle absolut motiviert. Es fahren im Unterschied zum Vorjahr diesmal in Spa nur GT3-Fahrzeuge um Gesamtrang eins. Ich glaube, wir haben gute Chancen, um den Sieg kämpfen zu können.