Die Königsklasse des Motorradsports fordert ihren Piloten alles ab. Viele müssen nach wenigen Saisons die Segel streichen. Nur eine Hand voll Fahrer gibt bis ins hohe Alter Vollgas.

5. Troy Bayliss

Troy Bayliss gehört zu den Spätberufenen unter den MotoGP-Piloten. Erst im reifen Alter von 34 Jahren bestritt er 2003 in Japan sein erstes Rennen in der Königsklasse, nachdem er sich zwei Jahre zuvor bereits zum Superbike-Weltmeister gekrönt hatte. In drei Saisons in der MotoGP konnte er aber nie an seine WSBK-Erfolge anknüpfen, vier dritte Plätze waren für Bayliss das höchste der Gefühle. 2006 ging es für ihn daher zurück in die Superbike-WM, wo er für Ducati seinen zweiten Titel holte. Als frischgebackener Weltmeister bekam Bayliss Ende Oktober noch eine letzte Chance in der MotoGP. Mit bereits 37 Jahren durfte er in Valencia für den verletzten Sete Gibernau im Ducati-Werksteam einspringen, qualifizierte sich auf Startplatz zwei, führte das gesamte Rennen an und gewann das Saisonfinale sensationell vor seinem Teamkollegen Loris Capirossi. 2008 holte Bayliss seinen dritten WSBK-Titel.

4. Alex Barros

Alex Barros war fast zwei Jahrzehnte lang die südamerikanische Konstante in der Königsklasse. Der Brasilianer stieg 1990, also noch lange vor Einführung der MotoGP-Klasse, aus der 250ccm-Kategorie auf. Er wurde als echter Wandervogel im Fahrerlager der Motorrad-WM bekannt. Barros war mit Cagiva, Suzuki, Honda, Yamaha und Ducati auf fünf Marken in der Königsklasse unterwegs und ging für nicht weniger als neun Rennställe an den Start: Die Werksteams von Cagiva, Suzuki und Honda sowie die Kundenteams Kanemoto Honda, Pileri Honda, Gresini Honda, Pons Honda, Tech3 Yamaha und Pramac Ducati. Barros häufte in 17 Saisons - 2006 legte er ein Gastjahr in der Superbike-Weltmeisterschaft ein - beeindruckende 245 Starts an. Er gewann insgesamt sieben Rennen bei den 500ern bzw. in der MotoGP, sein erstes 1993 in Jarama und sein letztes 2005 in Estoril. 2007 beendete er gut zwei Wochen nach dem 37. Geburtstag seine Karriere.

3. Loris Capirossi

Bis zum Australien-GP auf Phillip Island 2015 war Loris Capirossi der Dauerbrenner der Motorrad-Weltmeisterschaft. 328 Mal ging er in einem Grand Prix an den Start und liegt damit in dieser Statistik bis heute nur hinter Valentino Rossi. 'Capirex' nahm an 217 Rennen der Königsklasse teil. 1990 stürmte er regelrecht in die Motorrad-WM, krönte sich in seiner allerersten 125ccm-Saison zum Champion und verteidigte den Titel im Folgejahr. Nach drei Saisons bei den 250ern ging es für Capirossi 1995 erstmals in die Königsklasse, die er nach zwei Jahren und einem Sieg aber wieder verließ und für weitere drei Saisons in die 250ccm-Klasse zurückkehrte. Auch dort holte er 1998 den WM-Titel - ein Erfolg, der ihm auf den ganz großen Maschinen verwehrt blieb. Ab dem Jahr 2000 war Capirossi Stammgast in der Königsklasse, wo er weitere acht Rennen gewann. 2011 hängte er mit 38 Jahren den Helm an den Nagel und ist nun als Sicherheitsberater für MotoGP-Promoter Dorna tätig.

Loris Capirossi war lange Zeit der längstdienende MotoGP-Pilot, Foto: Ducati
Loris Capirossi war lange Zeit der längstdienende MotoGP-Pilot, Foto: Ducati

2. Colin Edwards

Der 'Texas Tornado' wirbelte erst spät in die Motorrad-WM. Den Sprung aus den USA auf die internationale Bühne machte er zunächst nämlich in der Superbike-WM, wo er 2000 und 2002 auf Honda den Titel einheimste. Der Wechsel in die MotoGP zur folgenden Saison war für den damals schon 29-Jährigen der logische Schritt. Zwölf Jahre blieb Edwards der Königsklasse erhalten und bestritt dort 196 Rennen, in denen er zwölf Mal auf dem Podium stand. Nur das oberste Treppchen war Edwards nie vergönnt. 2006 in Assen hatte er den Sieg schon vor Augen, stürzte aber in der Zielschikane im Duell mit Landsmann Nicky Hayden. 2014 gab er bei seinem Heimrennen in Austin unter Tränen sein Karriereende mit Saisonende bekannt, verabschiedete sich schließlich aber schon nach dem zweiten US-Rennen in Indianapolis mit 40 Jahren in die Rennfahrerrente. Edwards konzentriert sich seither auf die Ausrichtung von Motorradtrainings in seinem 'Texas Tornado Boot Camp' und ist auch als TV-Experte für den britischen Sender BT Sports tätig.

1. Valentino Rossi

Er läuft und läuft und läuft. Was Volkswagen 1968 in einem Fernsehwerbesport seinem Käfer attestierte, gilt ein halbes Jahrhundert später auch für Valentino Rossi. Er ist seit 1996 Teil der Motorrad-WM und bestreitet 2020 seine 25. Saison, die 21. davon in der Königsklasse. Aktuell hat Rossi insgesamt 409 Grands Prix bestritten, 349 davon in einem Rennen der 500ccm-Klasse beziehungsweise der MotoGP. Damit hält Rossi in diesen beiden Wertungen bereits den Rekord - für ihn aber noch lange nicht genug. Mit 41 Jahren und damit als ältester Stammpilot seit Einführung der modernen MotoGP-Klasse jagt er zwei der ganz großen Rekorde der Motorrad-Weltmeisterschaft: Die 122 Grand-Prix-Siege von Giacomo Agostini, auf die ihm noch sieben Erfolge fehlen, und die ebenfalls von Agostini gehaltene Bestmarke von acht Titeln in der Königsklasse. Hier hält Rossi aktuell bei sieben Gesamtsiegen.

MotoGP: Valentino Rossi 2021 bei Petronas Yamaha - die Details: (09:53 Min.)

Lust auf mehr? Diese Geschichte erschien in unserer Print-Ausgabe. Die gibt es auch in der Saison 2020 wieder. Natürlich in jedem gut sortierten Zeitschriftenhandel, im Bahnhofs- und Flughafenbuchhandel, und selbstverständlich auch online - einfach dem Link folgen!