19 Rennwochenenden hat die MotoGP 2018 veranstaltet, im kommenden Jahr werden es ebenso viele sein. Das sind mehr Grands Prix in einer Saison als jemals zuvor, einige ehemalige Highlights fehlen dennoch im aktuellen Rennkalender. Wir von Motorsport-Magazin.com basteln uns einen völlig subjektiven und genauso utopischen Wunschkalender. Immerhin ist ja Weihnachten - da wird man wohl noch träumen dürfen.

1. Salzburgring - Österreich

Im Kalender: 1971-79, 81-91, 93, 94

Niemand, wirklich niemand im Fahrerlager der Motorrad-Weltmeisterschaft liebte den Salzburgring nicht. Wunderschöne Landschaft, ausgezeichnete Stimmung auf den Naturtribünen und eine Streckenführung, die zu den spektakulärsten des Planeten zählt - da nahm man sogar viel Regen und teilweise Schnee in Kauf. Das Layout des Salzburgrings wirkt auf den ersten Blick simpel. Die enge Nocksteinkehre und die langgezogene Fahrerlagerkurve sind die einzigen echten Kurven auf der gut 4,2 Kilometer langen Strecke, hinzu kommen zwei Schikanen zu Beginn und Ende der Start-Ziel-Geraden.

Die extrem hohen Geschwindigkeiten machen aber auch kleinste Richtungswechsel zur echten Herausforderung. Mick Doohan beschrieb die leichten Knicks zwischen Nocksteinkehre und Fahrerlagerkurve einst folgendermaßen: "Es ist, als würdest du versuchen, ein Motorrad bei 290 km/h durch ein Nadelöhr zu fädeln, während du dich an den Verkleidungen deiner Gegner reibst und auf jeder Seite von Leitschienen umgeben bist. Es war schnell und gefährlich, hat aber extrem viel Spaß gemacht."

Zur Saison 1995 fiel der Salzburgring, eben aufgrund der fehlenden Auslaufzonen und damit einhergehenden Sicherheitsbedenken aus dem Kalender. Seither vegetiert die Strecke vor sich hin. Ein Kauf und in weiterer Folge eine Modernisierung durch Red-Bull-Eigentümer Didi Mateschitz scheiterte 2016 an abstrusen Preisvorstellungen einiger Anrainer. Die MotoGP wird also wohl nie mehr an den Salzburgring zurückkehren.

MotoGP: Salzburgring 1991 - Mick Doohan gewinnt in Österreich: (32:00 Min.)

2. Hockenheim - Deutschland

Im Kalender: 1959, 59, 61, 63, 66, 67, 69, 71, 73, 75, 77, 79, 81-83, 85, 87, 89, 91-94

Der Salzburgring ist eine Highspeed-Strecke, doch der alte Hockenheimring war die ultimative Highspeed-Strecke in der Welt des Motorsports. 206,644 Stundenkilometer Durchschnittsgeschwindigkeit erreichte Mick Doohan 1992 hier auf seiner Pole-Runde. Fünf teils extrem lange Geraden, unterbrochen nur durch drei Schikanen sowie den Motodrom-Abschnitt garantierten stets atemberaubende Windschattenschlachten. Bekanntestes Beispiel: Das legendäre Duell zwischen Kevin Schwantz und Wayne Rainey 1991, als die Entscheidung erst in der allerletzten Runde des Rennens fiel.

Das Layout des Hockenheimrings war absolut einzigartig, die Rennen somit ebenso. 2002 wurde allerdings eine neue Grand-Prix-Strecke eröffnet, womit der besondere Charakter verloren ging. Hockenheim ist nun ein moderner Kurs wie zig andere auf der Welt. Die alte Strecke durch den Wald wurde vollkommen abgetragen. Eine Rückkehr der MotoGP nach Hockenheim wäre also denkbar, den alten Hockenheimring wird es aber nie mehr geben.

MotoGP: Hockenheim 1991 - Schwantz schlägt Rainey: (01:11 Min.)

3. Spa-Francorchamps - Belgien

Im Kalender: 1949-90

Die Ardennen-Achterbahn von Spa-Francorchamps gehört bis heute zu den absoluten Highlights im Kalender der Formel-1-Weltmeisterschaft. Die Motorrad-WM macht hier seit 1991 leider nicht mehr Halt. Über das Layout der belgischen Rennstrecke muss man nicht viele Worte verlieren. Kurvennamen wie 'La Source', 'Les Combes' oder 'Blanchimont' sind jedem Motorsportfan ein Begriff. Allein die Vorstellung, dass moderne MotoGP-Maschinen durch die berüchtigte Eau Rouge rasen, sorgt für Gänsehaut.

Und der Gedanke ist gar nicht so abwegig. Eine neu installierte Geschäftsführung äußerte Anfang 2017 Bestrebungen, die MotoGP wieder zurück nach Spa-Francorchamps zu holen. Man stand in Kontakt mit Promoter Dorna, doch schließlich kam die Absage. "Zu gefährlich", lautete das Urteil. Die Sturzräume sind in einigen Streckenbereichen für Motorradrennen auf höchstem Niveau zu klein. Ein endgültiges 'Nein' zu Spa-Francorchamps ist das aber freilich nicht. Werden die nötigen Umbauarbeiten eingeleitet, steht einem Comeback der MotoGP in Belgien kaum etwas im Wege.

MotoGP: Spa-Francorchamps 1988 - Wayne Gardner siegt in Beglien: (51:20 Min.)

4. Imola - Italien

Im Kalender: 1969, 72, 74, 75, 77, 79, 81, 83, 88, 89, 96-99

Hätte Italien mit Mugello und Misano - auch wenn zweiteres Rennwochenende als Grand Prix von San Marino ausgetragen wird - nicht schon zwei hervorragende Events im Kalender der MotoGP-Weltmeisterschaft, wäre Imola eine ideale Ergänzung zur Rennsaison. Nur wenige Strecken weltweit verfügen über eine dermaßen mythenträchtige Geschichte wie das 'Autodromo Enzo e Dino Ferrari'.

Die gut 4,9 Kilometer lange Strecke bietet alles, was das Herz von Fans und Fahrern gleichermaßen höher schlagen lässt: Schnelle Kurven, gute Überholmöglichkeiten und beträchtliche Höhenunterschiede. Dass Imola für moderne Motorradrennen immer noch bestens geeignet ist, zeigt das jährliche Rennwochenende der Superbike-Weltmeisterschaft.

Die Strecke wurde erst 2007 modernisiert, entspricht also modernsten Standards. Wie bereits erwähnt werden in unmittelbarer Nähe mit den Rennen in Mugello und Misano aber bereits zwei MotoGP-Events ausgetragen, die voraussichtlich auch langfristig im Kalender bleiben werden. Eine Rückkehr Imolas ist somit praktisch ausgeschlossen.

MotoGP: Imola 1983 - Showdown zwischen Roberts und Spencer: (22:17 Min.)

5. Suzuka - Japan

Im Kalender: 1963-65, 87-98, 2000-03

Wie bei so vielen Strecken war auch in Suzuka die mangelnde Sicherheit der Fahrer der Grund für das Ausscheiden aus dem MotoGP-Rennkalender. Leider wurde diese Maßnahme in Suzuka nicht präventiv getroffen, sondern erst nach dem tragischen Tod von Daijiro Kato 2003. Der Lokalmatador schlug damals mit hoher Geschwindigkeit in eine Betonmauer am Streckenrand ein und wies so auf dramatische Art und Weise auf das große Probleme Suzukas hin. In vielen Bereichen des über 5,8 Kilometer langen Kurses sind die Auslaufzonen für die Geschwindigkeiten moderner MotoGP-Maschinen viel zu klein.

Das Problem ist, dass in den meisten Abschnitten eine Vergrößerung der Sturzräume aufgrund geographischer Gegebenheiten schlicht und ergreifend nicht möglich ist. Die MotoGP zog deshalb auch sofort die Konsequenzen aus dem Kato-Unglück und übersiedelte den Japan-Grand-Prix nach Motegi. Das Event dort ist die bestmögliche Alternative zu Suzuka, kommt aber weder in puncto Streckenlayout noch was die Atmosphäre betrifft an seinen Vorgänger heran.

Sicherheit geht aber natürlich vor und so werden wir wohl nie mehr ein MotoGP-Rennen in Suzuka erleben.

MotoGP: Suzuka 1997 - Doohan triumphiert im Duell mit Criville: (48:38 Min.)

6. Laguna Seca - USA

Im Kalender: 1988-91, 93, 94, 2005-13

Sicherheit war eher ein Randthema beim Abschied der MotoGP aus Laguna Seca 2013. Die Probleme der kalifornischen Rennstrecke waren viel mehr infrastruktureller Natur. Fuhren bis zum ersten Laguna-Seca-Aus 1994 noch alle drei Klassen dort, war nach der Rückkehr 2005 nur noch genug Platz für die Königsklasse MotoGP. Die Fahrerlager und Boxen der Motorrad-Weltmeisterschaft fallen heutzutage einfach wesentlich größer aus als in der Vergangenheit.

MotoGP-Promoter Dorna wollte aber keine Rennwochenenden mehr im Kalender haben, an denen lediglich die Königsklasse fährt. Alle drei Weltmeisterschaftskategorien sollten dieselben Events bestreiten. Eine Rückkehr nach Laguna Seca gilt als praktisch ausgeschlossen. Auch, weil das Rennen für 2019 sogar beinahe aus dem Kalender der Superbike-Weltmeisterschaft gefallen wäre. Grund: Finanzielle Probleme.

Ewig in Erinnerung bleiben werden aber legendäre Duelle im spektakulären Corkscrew von Laguna Seca, etwa zwischen Valentino Rossi und Casey Stoner 2008 oder zwischen Rossi und Marc Marquez bei der finalen Ausgabe 2013.

MotoGP: Laguna Seca 1988 - Eddie Lawson dominiert Heimrennen: (54:15 Min.)

7. Donington Park - Großbritannien

Im Kalender: 1987-2009

Es ist eine kuriose Geschichte, die zum Verschwinden von Donington Park aus dem MotoGP-Kalender gesorgt hat. Über zwei Jahrzehnte war die Strecke die Heimat der Motorrad-Weltmeisterschaft in Großbritannien. Für 2010 wollte man aber Silverstone als langjährigen Austragungsort der Formel 1 im Vereinigten Königreich ablösen, woraufhin sich MotoGP-Promoter Dorna zu einem Wechsel - eben nach Silverstone - entschied. Der Vertrag zwischen Donington Park und der Formel 1 kam aber nie zustande und so verlor man schließlich beide Königsklassen an den großen Rivalen Silverstone.

Für 2015 hatte Donington eine Chance auf die Rückkehr in den MotoGP-Kalender. Der Vertrag für den Großbritannien-GP war mit dem - mittlerweile endgültig gescheiterten - Circuit of Wales abgeschlossen worden. Da dieser aber noch nicht existierte, sollte in Donington gefahren werden. Die Streckenbetreiber stiegen aber aus dem Deal aus, das Rennen fand erneut in Silverstone statt. Das schien damals wie das endgültige Aus für die MotoGP in Donington, doch nun könnte sich noch einmal eine Möglichkeit ergeben. Durch das Absagechaos von 2018 ist Silverstone bei der Dorna in Ungnade gefallen, der Grand Prix könnte wieder nach Donington kommen. Zuvor wären aber einige infrastrukturelle Anpassungen nötig.

Ein gern gesehener Rückkehrer in den MotoGP-Kalender wäre Donington allemal. Der Kurs ist klassisch britisch, mit vielen schnellen Kurven und zahlreichen Bergauf- beziehungsweise Bergabpassagen. Außerdem versprüht die Anlage deutlich mehr Flair als Silverstone, das den Flugfeldcharakter aus früheren Tagen beibehalten hat.

MotoGP: Donington 1987 - Klassiker in Großbritannien: (39:39 Min.)