Jorge Lorenzos ohnehin schon minimale Chancen auf den MotoGP-Titel 2018 sind mit zwei verletzungsbedingten Ausfällen praktisch auf null gesunken. In Aragon flog er in der ersten Kurve des Rennens von seiner Ducati, in Thailand setzte ihn ein weiterer Sturz noch vor dem Rennsonntag außer Gefecht. Sein Vater Chicho Lorenzo verurteilte Marc Marquez in diesem Zusammenhang nun stark - und sogar weit darüber hinaus.

Denn laut dem Spanier ist Marquez neben vielen anderen Dingen auch Schuld an dem Sturz seines Sohnes in Aragon. Jorge Lorenzo selbst tätigte nach dem Aragon GP ähnliche Aussagen, zu denen er auch vor dem Thailand GP stand. "Ich bin nicht wütend darüber, dass das Leben meines Sohnes gefährdet war, was mit seinem gebrochenen Fuß bewiesen ist", erklärt Lorenzo Senior gegenüber El Transistor de Onda Cero. "Ich bin wütend, denn wenn in dieser Kurve alles normal gelaufen wäre, würde meinem Sohn jetzt nichts fehlen."

Der Ducati-Pilot versicherte nach dem Aragon GP, dass er Kurve eins wie die letzten sieben Jahre vorher gefahren sei. Der entscheidende Unterschied war Marquez, der sich zuvor an ihm vorbeidrängte und Lorenzo dabei im Kurveneingang nach außen drückte. Dabei kam der Ducatisti auf einer schmutzigen Stelle ins Rutschen und flog via Highsider von seinem Bike.

"Ich verstehe einfach nicht, wie die Rennleitung so etwas durchgehen lassen kann", polterte der ältere Lorenzo weiter. Kleinigkeiten würden bestraft werden, aber Zwischenfälle wie der seines Sohnes nicht. "Diese zehn Meter Unterschied haben einen Rivalen bedroht, an einer Stelle, wo es auch leicht andere Piloten hätte treffen können." Während der Startphase lag das gesamte MotoGP-Fahrerfeld eng beisammen, Lorenzo hätte bei seinem Crash leicht auch andere Piloten mit aus dem Rennen räumen können.

Dieser Umstand soll Marquez laut Lorenzo Senior aber recht egal sein. "Sehr gute Piloten wie Marquez können ihre Bewegungen auf den Millimeter genau nachvollziehen", glaubt er. "Er weiß genau, was er tut, wenn er zehn oder zwölf Meter von der Linie ab überholt. Natürlich ist das vorsätzlich."

In Thailand crashte Jorge Lorenzo erneut, Foto: LAT Images
In Thailand crashte Jorge Lorenzo erneut, Foto: LAT Images

Chico Lorenzo: Marquez hat Sepang-Clash selbst verschuldet

Durch genau solches Verhalten von Seiten Marquez ist es für Chico Lorenzo auch zum Sepang Clash zwischen Marquez und Valentino Rossi gekommen. "Er hat Valentino das ganze Rennen über gereizt, statt sein eigenes Rennen zu fahren, bis Rossi explodiert ist", glaubt Lorenzo. Im selben Zusammenhang ist der Spanier aber überzeugt, dass Rossi Marquez nicht getreten hat. "Rossi hat ihn nicht mal angeschaut. Er hat nur gespürt, dass er sein Knie berührt und hat es bewegt, um ihn wegzudrücken. Das ist alles", ist sich Lorenzo sicher.

Doch auch der Zwischenfall aus dem Jahr 2015 ist für Jorge Lorenzos Vater nicht das erste Vergehen Marquez'. "Er hat das schon immer gemacht. Wie oft hat er jemanden aus dem Rennen geworfen und ist dann in die Box gegangen und hat sich entschuldigt? Das hat er schon 20 Mal gemacht und er wird es wieder tun", behauptet Lorenzo. Für ihn ist das ganz klar ein Zeichen mangelnden Respekts vor seinen Konkurrenten.

Lorenzo muss sich rechtfertigen, Marquez nicht

Auch stört den Spanier, dass Marquez für seine fraglichen Manöver nie so rechtfertigen muss, wie es sein Sohn zu seiner Zeit tun musste. "Er wurde lange gedrillt, bis er gelernt hat seine Rivalen zu respektieren", sagt Lorenzo Senior. "Und ich denke nicht, dass es Marquez genauso geht." Sein Sohn ist noch immer nicht der beliebteste Fahrer im MotoGP-Paddock, während Marquez seit Beginn seiner Karriere menschlich als umgänglicher gilt.

Abschließend findet der ältere Lorenzo folgende Worte für Marquez' Verhalten: "Ich sage immer, dass Sport Wettbewerb zwischen Gentlemen ist, aber in diesem Fall ist dem nicht so." Aussagen wie diese aus dem Lorenzo-Lager dürften die zünftige Zusammenarbeit der beiden MotoGP-Giganten im Repsol Honda-Team in der kommenden Saison nicht gerade einfach machen. Denn Lorenzo Senior betont, dass sein Sohn ihn in seinen Äußerungen grundsätzlich zustimmt, auch wenn er es selbst vielleicht nicht so formulieren würde.