Cal Crutchlow ist zum ersten Mal in seiner Karriere WM-Leader der MotoGP. Er setzte sich mit einer tadellosen Leistung in Argentinien durch und führt nun als erster Brite seit Barry Sheene die Gesamtwertung an. Zudem war es der 750. Sieg für Honda in der Geschichte der Motorrad-WM.

Dabei fuhr Crutchlow ein taktisches Rennen. Von Rang zehn gestartet, reihte er sich lange auf Platz fünf ein, erbte Position vier nach der Durchfahrtsstrafe für Marquez und setzte erst im letzten Renndrittel zur Attacke an. Zu diesem Zeitpunkt hatten sich Jack Miller, Johann Zarco, Alex Rins und eben Crutchlow bereits um mehrere Sekunden vom Rest des Feldes abgesetzt.

Es dauerte bis zur 17. der 24 Runden, ehe Crutchlow die ersten Attacken setzte und erst eine Runde später lag er zum ersten Mal in Führung. In den Schlussrunden entbrannte ein Duell mit Johann Zarco, das Crutchlow letztlich um 0,251 Sekunden für sich entscheiden konnte.

Taktische Glanzleistung von Crutchlow

"Ich habe immer wieder andere Linien gewählt, da ich nicht abgeräumt werden wollte", analysierte Crutchlow seine abwartende Strategie nach dem Rennen. "Ich wusste, dass ich gegen Rennende bereit sein würde und wusste, wo ich überholen kann und dass ich eigentlich der Schnellste war."

"Johann hätte im letzten Sektor vier Zehntel schneller sein müssen als ich, damit er in der letzten Kurve noch etwas versuchen hätte können. Ich wusste, dass das unmöglich ist. Ich habe mit dem langsamsten Tempo gewonnen, das möglich war. Aber die Pace war trotz der feuchten Strecke hoch", so Crutchlow weiter.

Nach einer verkorksten letzten Saison, konnte Crutchlow wieder da anschließen, wo er in der zweiten Saisonhälfte des Jahres 2016 bereits war: auf dem obersten Siegertreppchen. Mit seiner Honda kommt er nun wieder besser zurecht als im Vorjahr.

"Die Honda ist ein gutes Motorrad, aber unser Motor war vergangene Saison nicht so schnell wie nun. Ich habe mehrfach nach mehr Power verlangt und die haben wir nun endlich bekommen. Jetzt haben wir einen starken Motor, mit dem alle Honda-Fahrer konkurrenzfähig sind. Ich konnte Zarco auf der Geraden locker stehen lassen", freute sich der nunmehr dreifache MotoGP-Sieger.

Medienschelte nach Argentinien-Sieg

Außerhalb Großbritanniens bekam Crutchlow für seine tolle Leistung allerdings kaum Schlagzeilen. Denn das große Auge der medialen Aufmerksamkeit war auf den Zusammenstoß zwischen Marc Marquez und Valentino Rossi gerichtet. Grund genug, dass Crutchlow seine Pressekonferenz mit einer Medienschelte eröffnete.

"Wo sind denn all die Medien? Das ist ein bisschen wenig Respekt für diese Show, die wir heute geboten haben", holte er aus. "Die versuchen wohl, sich andere Headlines zu holen, aber die Headlines sollten hier auf dem Podium entstehen. Wir haben heute alles gegeben und das ist ein bisschen respektlos. Leute, die heute hier nicht erschienen sind, brauchen den Rest des Jahres zu meinen anderen Medienterminen auch nicht mehr auftauchen", scherzte er.

Zum MotoGP-Rennen nach Austin fährt Crutchlow nun als WM-Leader. Somit muss er dort am Donnerstag erneut zur offiziellen Pressekonferenz der Dorna antreten. Vielleicht gibt es dann für ihn jene Aufmerksamkeit, die er nach seinem Sieg in Argentinien vermisste.