135 Mal stand Tom Lüthi in acht Saisons in der Moto2 am Start. Einen Wert, den kein anderer Pilot in der Geschichte der Klasse erreichte. Zum Vergleich: Lüthis MotoGP-Rookie-Kollege 2018 und Stallgefährte Franco Morbidelli kommt nur auf 71 Einsätze in fünf Saisons in der mittleren Kategorie der Motorrad-Weltmeisterschaft.

Lüthis große Erfahrung in der Moto2-Klasse wurde immer als großes Plus für ihn beim MotoGP-Aufstieg gesehen. Dass es sich dabei aber nicht ausschließlich um einen Vorteil handelt, gestand der 31-Jährige beim Saisonauftakt in Katar. "Ich habe den Moto2-Stil schon extrem verinnerlicht. Ich muss deshalb viel verändern. Das sind große Umstellungen für mich. Ich muss sehr bewusst fahren und viel nachdenken. Das ist zurzeit noch ein Problem für mich. Das ich einige Jahre mehr gefahren bin, ist da wohl kein Vorteil", erklärte er auf Nachfrage von Motorsport-Magazin.com.

Tom Lüthi: Worauf er sich in der MotoGP einstellen muss

Lüthi nennt auch konkrete Beispiele für die Unterschiede im Fahrverhalten zwischen Moto2 und MotoGP: "In der MotoGP muss man sehr viel mit der Hinterradbremse arbeiten. Es gibt etwa viele Moment, in denen man schon stark am Gas ist, aber mit dem Bremse noch gegen die Leistung des Motorrads kämpfen muss. Diese Technik muss man sich erst einmal angewöhnen. Da braucht es einfach viele Kilometer, bis das normal wird."

In seinem ersten MotoGP-Rennen in Katar blieb Lüthi trotz einer guten Leistung ohne Punkte. Als 16. verpasste er einen WM-Zähler ganz knapp, und das obwohl er nur gut 24 Sekunden auf Sieger Andrea Dovizioso verlor. "Die MotoGP ist in diesem Jahr extrem ausgeglichen. Das macht es natürlich umso schwieriger. Man braucht hier auch nicht auf Fehler der anderen Fahrer zu hoffen, denn die passieren so gut wie gar nicht", weiß Lüthi.

Doch nicht nur auf der Strecke, auch in der Box gestalten sich die Abläufe für MotoGP-Rookie Lüthi viel komplexer als zu seiner Zeit in der Moto2: "Es sind viel mehr Leute da, ich muss über viel mehr Dinge nachdenken. Die Elektronik ist ein riesiger Faktor. Dann sind da noch die Reifen, bei denen es auch vorne und hinten eine Mischung mehr gibt. Es ist einfach alles komplizierter." Und dann sind da noch die nun deutlich umfangreicheren Verpflichtungen im Bereich der Sponsoren- und Medienarbeit. "Ich habe mich bei anderen Fahrern darüber beklagt und die haben nur gemeint: Welcome to MotoGP", schmunzelt Lüthi.