Seit Mitte Dezember steht fest, dass Du im kommenden Jahr in der GP2 fahren wirst. Wie fühlt sich das an?
Daniel Abt: Grundsätzlich fühlt es sich gut an, wenn man weiß, was man im nächsten Jahr macht. Vor allem, weil es ein besonderer Schritt ist, es handelt sich immerhin um die Serie, die der Formel 1 am nächsten ist. Allerdings ist das Unterschreiben nur das eine, viel wichtiger werden die Resultate sein, die im kommenden Jahr folgen.

War der Wechsel in die GP2 dein erklärtes Ziel?
Daniel Abt: Nach dem vergangenen Jahr gab es für mich eigentlich nur zwei Optionen: die World Series by Renault und eben die GP2. Aber eigentlich war es schon immer mein Wunsch, möglichst nahe am Formel-1-Geschehen zu bleiben. Wichtig war mir auch die Zusammenarbeit mit Lotus, weil ich mich bei dem Team gut eingelebt habe. Deshalb bin ich sehr froh, dass es funktioniert hat.

War der langfristige Blick in Richtung Formel 1 auch ein Grund, warum du es nicht in der DTM versucht hast?
Daniel Abt: Es war schon immer mein großes Ziel, irgendwann einmal in der Formel 1 zu fahren. Natürlich ist das leicht gesagt und es gehört auch viel Glück dazu, aber es ist mein großer Traum. Dafür investiere ich die ganze Arbeit. Natürlich ist die DTM eine tolle Serie, aber es wäre für mich immer nur ein Plan B, falls es mit dem großen Ziel nicht klappen sollte.

Daniel Abt wurde 2012 Vizemeister in der GP3, Foto: GP3 Series
Daniel Abt wurde 2012 Vizemeister in der GP3, Foto: GP3 Series

Zurück zur GP2: Die Serie ist ja nicht gerade günstig. War es schwierig, Sponsoren aufzutreiben beziehungsweise zu überzeugen?
Daniel Abt: Es ist immer wieder eine Herausforderung, keine Frage. Es handelt sich da um Dimensionen, die schon ans Eingemachte gehen. Aber wir sind für das nächste Jahr gut aufgestellt. Ich habe das Glück, dass ich große und langjährige Partner hinter mir habe, die mich unterstützen. Ich hoffe natürlich, dass ich ihnen das Vertrauen auch im nächsten Jahr mit guten Leistungen zurückzahlen kann.

Welche Ziele hast du dir für dein erstes Jahr in der GP2 gesetzt?
Daniel Abt: Ich habe noch keine konkreten Ziele formuliert, weil ich einfach noch zu weit weg bin. Ich muss jetzt erst einmal die sechs Testtage absolvieren, um zu sehen, wer noch alles fährt und wie die Dinge funktionieren. Vielleicht habe ich dann ein besseres Gefühl dafür, wo ich stehe. Natürlich will jeder, wenn er startet, auch Rennen gewinnen - und ich wäre natürlich sehr froh, wenn das klappen würde. Aber ich glaube, wir müssen in diesem Jahr etwas vorsichtig sein, dass wir nicht zu große Erwartungen wecken und am Ende auf den Deckel bekommen. Mir ist erst einmal wichtig, eine gute Vorbereitung zu machen und möglichst viel zu lernen, insbesondere, weil es nicht so viele Testtage gibt.

Worin besteht die besondere Schwierigkeit der Serie?
Daniel Abt: Die größte Herausforderung sind sicherlich die Pirelli-Reifen. Es ist schwierig, die Reifen perfekt zu verstehen. Das heißt: die maximale Leistung rauszukitzeln, ohne sie dabei zu stark zu belasten. Dass wir nur sehr wenige Testtage haben, macht es gerade für die neuen Fahrer schwer. Die Kunst ist es, in der kurzen Zeit das Beste rauszuholen und so gut vorbereitet wie möglich ins erste Rennen zu gehen. Dass man allerdings nicht so gut vorbereitet ist wie jemand, der schon seit zwei Jahren GP2 fährt, ist auch klar. Aber da muss man sich auf Deutsch gesagt, einfach mal selbst am Arsch packen und trotzdem sein Bestes geben, um den Wissensrückstand zu kompensieren.

Wir groß ist eigentlich die Umstellung?
Daniel Abt: Gewaltig. Am Anfang ist es für den Kopf eine ziemliche Belastung, weil es wirklich ganz anderer Speed als in den anderen Serien ist. Das Auto ist jetzt eine richtige Waffe. Viel fehlt zur Formel 1 nicht mehr, wir bewegen uns bei extremen Geschwindigkeiten - aber daran gewöhnt man sich, eines Tages wird das Routine sein.

Hat Daniel Abt auch in der GP2 Grund zum Jubeln?, Foto: Sutton
Hat Daniel Abt auch in der GP2 Grund zum Jubeln?, Foto: Sutton

James Calado steht bereits als dein neuer Teamkollege fest. Was weißt du von ihm?
Daniel Abt: Ich kenne ihn bereits ein bisschen vom letzten Jahr, wir haben bei den Rennen ab und zu gequatscht. Und wir haben einen Tag zusammen GP3 getestet, da habe ich ihn besser kennengelernt. Es geht aber nicht darum, dass wir uns supertoll kennen, sondern dass wir uns gegenseitig hochpushen. Und wenn möglich, will ich ihn natürlich auch schlagen. Das wird eine ganz schöne Herausforderung, er hat sich in seinem ersten Jahr recht gut angestellt.

Welche Chancen rechnest du dir aus, über das GP2-Team von Lotus auch in die Formel 1 reinschnuppern zu können?
Daniel Abt: Zwischen dem GP2- und dem Formel-1-Team besteht zunächst einmal kein Zusammenhang, da sie außer dem Namensgeber nichts miteinander zu tun haben. Durch die Ergebnisse im letzten Jahr sind allerdings ein, zwei Leute auf mich aufmerksam geworden. Wir haben schon ein paar lockere Gespräche mit Lotus geführt und knüpfen im Formel-1-Fahrerlager auch sonst viele neue Kontakte. Es gibt allerdings nichts Spruchreifes.