Nach dem chaotischen 50. ePrix der Geschichte zählt Audi wieder zu den Mit-Favoriten im Kampf um beide Titel. Im Jubiläumsrennen in Hongkong blieben Lucas di Grassi und Daniel Abt den zahlreichen Zwischenfällen fern und belegten am Ende die Plätze zwei und vier. "Der Anfang war total verrückt", sagte Abt. "Es ging drunter und drüber. Es war wichtig, sich aus dem ganzen Wahnsinn herauszuhalten."

Der deutsche Rennstall profitierte in Hongkong unter anderem davon, dass an der Spitze mit Oliver Rowland und Andre Lotterer gleich zwei Fahrer ausfielen. Auch die nachträgliche Strafe für Sam Bird, der dadurch auf Platz drei rutschte, spielte Audi in die Karten.

Audi - schwacher Saisonstart, starke Steigerung

Dabei hatte die Saison für den amtierenden Team-Champion Audi nicht besonders gut begonnen. Di Grassi kam in den ersten drei Rennen nicht über einen siebten Platz hinaus, Abt fuhr im dritten Rennen immerhin das erste Podium der Saison für das Werksteam ein.

Nach schwachen sechs bzw. acht Punkten aus den ersten beiden Saisonläufen ging es für Audi seither konsequent aufwärts: Abts dritter Platz samt schnellster Rennrunde und 16 Zähler in Santiago, di Grassis dramatischer Ziellinien-Sieg mit insgesamt 26 Punkten für das Team in Mexiko und jetzt 30 Meisterschaftszähler in Hongkong.

Di Grassi zweifacher Rekordhalter

Di Grassi durfte sich im fünften ePrix der Saison über sein 29. Podium im 50. Rennen freuen. Der Champion von 2017 fuhr mit seinem zweiten Platz zum zweiten Mal in Folge aufs Siegertreppchen. Di Grassi führt damit sowohl die Statistik der meisten Podestplätze als auch die ewige Punkteliste der noch jungen Formel-E-Geschichte an, jeweils vor Sebastien Buemi.

Di Grassi hält die Rekorde der meisten Podien und der meisten Punkte, Foto: Audi Communications Motorsport
Di Grassi hält die Rekorde der meisten Podien und der meisten Punkte, Foto: Audi Communications Motorsport

"Darauf bin ich sehr stolz", sagte der Brasilianer nach dem Rennen. "Heute mussten wir mit Köpfchen fahren. Bei solchen Bedingungen kann man nur mit Gewalt überholen und riskiert dabei einen Ausfall oder eine Strafe. Ich habe Ruhe bewahrt und wurde dafür belohnt." Doch nicht nur das eigene Ergebnis sorgte bei di Grassi für Freude.

Insgesamt sei es fantastisch, wie sich diese Rennserie entwickelt habe. "Für mich gibt es derzeit keine bessere", schwärmte der 24-Jährige. Schon im Qualifying hatte der amtierende Vizemeister bei schwierigen Witterungsbedingungen eine starke Leistung gezeigt und als einziger Fahrer der ersten Quali-Gruppe den Sprung in die Superpole geschafft.

Di Grassi gratuliert Sam Bird zu dessen vermeintlichen Sieg, Foto: LAT Images
Di Grassi gratuliert Sam Bird zu dessen vermeintlichen Sieg, Foto: LAT Images

Spitze beider Wertungen in Sichtweite

Teamkollege Abt musste das Rennen von Platz zwölf aus in Angriff nehmen und kämpfte sich bis auf P4 nach vorne. Der Kemptener, der den Rekord für die meisten schnellsten Runden in der Elektro-Serie hält, ist damit neben Jaguars Mitch Evans der einzige Fahrer im Feld, der diese Saison bislang in jedem Rennen Punkte holte.

Das schlägt sich auch in der Gesamtwertung nieder. Mit nunmehr 86 Mannschaftspunkten rückte die Truppe auf den zweiten Rang vor. Neun Punkte fehlen auf das eigene Kundenteam Virgin, das die Meisterschaft anführt. Auch hier profitierte die Mannschaft vom Pech einiger Konkurrenten wie etwa Mahindra, die noch vor dem Wochenende in beiden Klassements ganz oben gestanden hatten.

"Nach diesem Rennen sind wir in der Meisterschaft in einer wesentlich besseren Position als vorher, da einige unserer wichtigsten Gegner heute keine Punkte geholt haben", fasste Teamchef Allan McNish die Ergebnisse zusammen. Und auch in der Fahrerwertung rückt die Spitze in Reichweite. Dort hat di Grassi auf Platz drei nur noch zwei Punkte Rückstand auf den Führenden Sam Bird.