Das 50. Rennen der Formel E in Hongkong bedeutete für Mahindra einen herben Rückschlag. Bereits in der zweiten Runde war für beide Piloten Schluss, nachdem Felipe Nasr seinen Dragon-Boliden in die Mauer von Turn zwei gesetzt hatte. Pascal Wehrlein und Jerome D'Ambrosio, die direkt hinter dem Brasilianer fuhren, hatten keine Chance, auszuweichen.

Im Nachgang zum Rennen erhebt der indische Rennstall nun Vorwürfe gegen Nasrs Team Dragon. D'Ambrosio deutet an, dass der folgenschwere Unfall hätte verhindert werden müssen.

"Es war offensichtlich, dass es ein Problem an Nasrs Auto gab, denn es kam Rauch heraus", sagte der Mahindra-Pilot. "Dragon hätte ihn also an die Box holen, das Auto sicher machen und ihn dann wieder rausschicken sollen. Meiner Meinung nach haben sie eine gefährliche Kollision verursacht und das muss man sich anschauen." Untersucht wurde der Unfall von der Rennleitung nicht.

Kaputter Dragon zerstört Mahindras Rennen

Auch Teamkollege Wehrlein ärgerte sich über seinen zweiten vorzeitigen Ausfall im vierten Rennen. "Ich konnte die Kollision nicht vermeiden, weil das Auto vor mir in die Wand fuhr, also war es für uns früh vorbei", erklärte der deutsche Formel-E-Rookie den Hergang aus seiner Sicht.

Mit 13 Mann wurde der havarierte Mahindra-Boldie geborgen, Foto: LAT Images
Mit 13 Mann wurde der havarierte Mahindra-Boldie geborgen, Foto: LAT Images

Tatsächlich hatte Nasr zum Zeitpunkt des Crashes bereits Probleme. In der Startphase war der Brasilianer beim Anbremsen zur ersten Kurve ins Schlingern geraten, hatte zuerst die Bande touchiert und war anschließend auch noch ins Heck seines Teamkollegen Jose Maria Lopez gekracht, welcher daraufhin ebenfalls gegen die Mauer stieß.

Infolge dieses Start-Unfalls kam Nasr sowohl der Frontflügel als auch die rechte Vorderradabdeckung seines Boliden abhanden. Beide Chassis-Teile fehlten am Dragon, als der ehemalige Formel-1-Pilot in der zweiten Kurve der zweiten Runde unkontrolliert geradeaus in die Wand fuhr.

Kürzestes Rennen der Teamgeschichte

"Es ist enttäuschend, denn wir waren davon ausgegangen, dass es heute Zwischenfälle geben würde, von denen wir hätten profitieren können, doch leider hat es nun uns selbst getroffen", haderte D'Ambrosio. Für Mahindra hatte das Rennen mit den letzten beiden Startplätzen nach einem zuvor verkorksten Qualifying ohnehin nicht besonders vielversprechend begonnen.

Wehrlein fuhr in der zweiten Runde direkt hinter Nasr, als dieser seinen Dragon-Boliden in der Streckenbegrenzung versenkte. Der gebürtige Worndorfer versuchte zwar noch, gegenzusteuern, krachte aber mit seinem linken Vorderrad rechts hinten ins Heck des Unglücksraben.

Formel E Hongkong 2019: Video-Highlights und Zusammenfassung (05:05 Min.)

D'Ambrosio, der als Meisterschafts-Führender ins Wochenende gestartet war und nur knapp hinter Wehrlein fuhr, landete als Letzter der Unfall-Kette im Schwester-Mahindra. Dies bedeutete die erste Nullrunde der laufenden Saison sowohl für D'Ambrosio als auch Mahindra, das seinerseits vor Hongkong die Teamwertung angeführt hatte.

Mahindra verliert Führung beider Wertungen

Das Team hatte in drei der bisherigen vier Saisonläufe je eine Podestplatzierung erzielt. In Hongkong hatte Mahindra an diese Erfolge anknüpfen wollen. "Es ist unglücklich, dass das Jubiläum des 50. Rennens zum kürzesten Rennen unserer Formel-E-Geschichte wurde", stellte Teamchef Dilbagh Gill anschließend frustriert fest.

Für Wehrlein, der bislang eine beeindruckende Saison fährt, bedeutete der erneute Ausfall einmal mehr Pech. Bereits in Marrakesch schied er nach einer Kollision mit Lucas di Grassi früh aus, in Santiago und Mexiko verpasste er den Sieg jeweils nur knapp.

Nach dem fünften von 13 Saisonrennen belegt Wehrlein nun den neunten Platz in der Gesamtwertung. Auf den neuen Führenden Sam Bird fehlen ihm 24 Punkte.

Mahindra hat durch das Doppel-Aus die Führung in beiden Meisterschaften an Virgin verloren: D'Ambrosio liegt einen Punkt hinter Bird auf Platz zwei, das Team selbst ist sogar auf den dritten Platz noch hinter Audi gerutscht. Das sechste Saisonrennen steigt in zwei Wochen im chinesischen Sanya.