Dass es auch in der Formel E ordentlich zur Sache geht, erlebte Felipe Massa bei seinem zweiten Rennen am Samstag in Marrakesch. Gleich zweimal wurde der ehemalige Formel-1-Star von Konkurrenten angefeindet und per Teamfunk beleidigt. Zunächst kam Massa im 1. Training am Samstagmorgen seinem Landsmann Nelson Piquet Junior in die Quere, wenig später in der zweiten Session regte sich Nissan-Neuzugang Oliver Rowland über den Venturi-Piloten auf.

"Habt ihr gesehen, was Massa in der letzten Kurve mit mir gemacht habt", schimpfte Jaguar-Star-Piquet in den Schlussminuten des 1. Trainings am Funk. "Das war lächerlich! So ein Amateur!" Dem Brasilianer passte es überhaupt nicht, dass Massa vor ihm mehrfach die Linie wechselte und ihm bedrohlich nahe kam, bevor er in die Boxengasse abbog.

Massa war jedoch nicht fahrerisch überfordert, sondern kämpfte mit technischen Problemen an seinem Venturi-Rennwagen. Schwierigkeiten, die sich bei ihm und Teamkollege Edo Mortara durch den gesamten Renntag zogen und erneut Punktefahrten verwehrten. Massa landete beim Marrakesch ePrix auf dem 18. Platz als letzter Fahrer, der die Ziellinie überquerte. Mortara schloss das zweite Saisonrennen auf Platz 13 ab.

Massa: Was Piquet sagt, interessiert mich nicht

Angesprochen auf Piquets Kritik, reagierte Massa genervt und erklärte, warum es zum Training-Zwischenfall kam, der harmlos endete. "Das ist traurig, denn ich hatte ein Problem mit meinem Auto", sagte der 37-Jährige. "Ich habe den Antrieb verloren, deshalb gestoppt und bin direkt in die Box gefahren. Er (Piquet; d.Red.) ist da kein gutes Beispiel mit dem, was er sagt und tut. Ehrlich gesagt, ist mir auch egal, was er sagt. Ich kann nur sagen, dass ich nichts falsch und auch nichts mit Absicht getan habe."

Massa und Piquet waren schon in der Vergangenheit aneinandergeraten. Im Jahr 2009 kritisierte Massa öffentlich Piquets Verhalten im Zuge der berüchtigten Crashgate-Affäre beim Formel-1-Rennen in Singapur und meinte, er sei dadurch 2008 der Weltmeisterschaft beraubt worden. Zehn Jahre später treffen die beiden Brasilianer nun in der Formel E wieder aufeinander...

Formel E Marrakesch 2019: Rennen Highlights und Zusammenfassung (04:57 Min.)

Rowland: Was macht dieser Massa-Typ?

Piquet war in Marrakesch allerdings nicht der Einzige, der seinen Frust über Massa abließ. Auch mit Oliver Rowland wurde es im 2. Training enger als nötig, was der Brite verärgert am Teamfunk mitteilte: "Was macht dieser Massa-Typ?! Er ist ein kompletter Idiot!" Auch hier ging die Situation auf der Strecke glimpflich aus, Massa tat sich aber noch immer schwer mit der Elektronik seines Autos. In beiden Trainings landete er jeweils im hinteren Feld.

Im Qualifying (Massa auf P15, Mortara auf P17) und im Rennen wurde es nicht besser. Beide Fahrer hatten Schwierigkeiten mit der Energierückgewinnung und landeten zum zweiten Mal in Folge außerhalb der Punkteränge. "Mein Motor hat nicht die gleiche Leistung geliefert wie er es hätte machen sollen", sagte Massa. "Dadurch habe ich viele Positionen verloren. Wir müssen hart daran arbeiten, all unsere Schwächen aus dem Rennen und der Entwicklung des Autos zu analysieren."

Venturi erlebt schwierigen Saisonstart

Venturi tut sich mit seiner hauseigenen Neuentwicklung im Gen2-Auto bislang schwer. Das zeigt sich auch bei Kundenteam und Formel-E-Neueinsteiger HWA, das komplett mit Venturi-Material die Saison bis zum Werkseinstieg von Mercedes überbrückt. Den HWA-Fahrern Gary Paffett und Stoffel Vandoorne (fielen in Marrakesch nach teaminternen Crash aus) mangelt es in den Rennen deutlich an Leistung.

"Es war ein harter Tag für uns", räumte die neue Venturi-Teamchefin Susie Wolff ein. "In Sachen Performance waren wir nicht dort, wo wir sein wollten. Das Gute daran ist, dass wir wissen, woran wir vor dem Rennen in Santiago (26. Januar) arbeiten müssen. Wir lernen mit jedem Rennen und entwickeln uns weiter. Das geht zwar nicht so schnell wie wir es gern hätten, aber das Team arbeitet sehr fokussiert."