Audi ist alles andere als erhofft in die neue Formel-E-Saison gestartet. Der amtierende Team-Champion erlebte beim Saisonauftakt in Saudi-Arabien im Dezember 2018 einen Rückschlag: Daniel Abt beendete das Rennen als Achter, Teamkollege Lucas di Grassi landete nur auf dem neunten Platz. Das Ergebnis mit beiden Fahrern in den Punkterängen täuschte dabei ein wenig über die tatsächlichen Probleme des Autobauers aus Ingolstadt hinweg.

"Wir sind nicht mal im guten Mittelfeld", schlug Abt in Riad im Gespräch mit Motorsport-Magazin.com Alarm. "Im Moment sind wir abgeschlagen. Vom Gefühl her hat es überall gefehlt. Gegenüber den anderen Teams hat uns vor allem die Beschleunigung gefehlt."

Schon das chaotische Qualifying - wegen Regens wurde die Superpole-Runde kurzerhand gestrichen - im saudischen Königreich hatte aufgezeigt: Audi kann nicht an die Top-Form aus der Vorsaison anknüpfen, als Abt und di Grassi nach einer sensationellen Aufholjagd die Team-Meisterschaft gewannen.

Abt über Riad: Es war echt hart

Abt schonungslos: "Wir hatten Hoffnung, dass wir im Rennen schneller sein würden, weil da die Effizienz eine wichtige Rolle spielt. Aber ich habe das Gefühl, dass fast das Gegenteil der Fall war. Es war noch schlechter als im Qualifying, es war echt hart." Bei der Zeitenjagd hatte sich Audi bereits in der vergangenen Saison eher schwergetan, in den Rennen blühte das Werksteam dann regelrecht auf.

Am kommenden Wochenende reisen Abt und Co. zum zweiten Saisonrennen nach Marrakesch. Die Erinnerungen an den ePrix im Vorjahr sind alles andere als gut: Abt kassierte eine Strafe, di Grassi fiel früh mit technischen Problemen aus. Gleichzeitig krankte das Auto an einem fehlerhaften Inverter, der zu einem regelrechten Katastrophen-Start in die Saison 2017/18 führte.

Di Grassi: Denkbar harter Start

Ein ähnliches Desaster wie vor einem Jahr soll sich nicht wiederholen. "Mit dem chaotischen Renntag in Riad haben wir einen denkbar harten Start in die Saison erwischt - aber das ist Vergangenheit. Wir fahren selbstbewusst, optimistisch und voll motiviert nach Marokko", sagte di Grassi. "Unsere Erwartung hat sich bestätigt. Die Konkurrenz in der Formel E ist in dieser Saison härter als jemals zuvor."

Das gilt zum einen für Neueinsteiger BMW, die mit dem Sieg von Antonio Felix da Costa einen optimalen Start in der Formel E erwischt haben. Und noch mehr für DS Techeetah, das Team von Andre Lotterer und dem amtierenden Champion Jean-Eric Vergne. Hätten beide Fahrer in Riad nicht durch das Team verschuldete Durchfahrtsstrafen kassiert, wäre der Doppelsieg ziemlich sicher gewesen.

Audi startet als amtierender Team-Champion in der Formel E, Foto: LAT Images
Audi startet als amtierender Team-Champion in der Formel E, Foto: LAT Images

BMW und Techeetah bereiten Sorgen

"Die machen uns Sorgen", bestätigte Abt mit Blick auf Techeetah. Mit Blick auf die Werks-Konkurrenz aus München sagte der 26-Jährige: "Die sind deutlich schneller als wir." Beim anschließenden Testtag in Riad legte Audi-Ersatzmann und DTM-Stammfahrer Nico Müller mehr als 50 Runden für die Mannschaft zurück - um das neue Gen2-Auto für die künftigen Rennen besser zu verstehen.

Ob es dem ersten deutschen Werksteam in der Formel E vier Wochen nach dem ersten Rennen gelungen ist, die Kurve zu bekommen? "Marrakesch ist ein Rennen mit einem ganz eigenen Charakter und völlig anderen Streckeneigenschaften als in Riad", zeigte sich Abt zuversichtlich. "Die Karten werden neu gemischt. Wir hatten seit dem ersten Lauf Zeit, um konzentriert an unserer Performance und den Abläufen zu arbeiten. Ich habe volles Vertrauen in die ganze Mannschaft, dass wir in Marrakesch ein anderes Gesicht zeigen als beim Saisonauftakt."