Stoffel Vandoorne hat in Riad, Saudi-Arabien ein eindrucksvolles Debüt in der Formel E gegeben. Der ehemalige Formel-1-Fahrer sicherte sich im wegen Regens verkürzten Training die Bestzeit und erzielte im Qualifying den vierten Startplatz - beim ersten Auftritt seines Teams HWA in der elektrischen Formelrennserie. Im Rennen hakte es für den Teamkollegen von DTM-Champion Gary Paffett dann wegen technischer Probleme. Im Interview mit Motorsport-Magazin.com blickt Vandoorne zurück auf sein Debüt in der Formel E.

Stoffel, wie bewertest du deinen ersten Renntag in der Formel E?
Stoffel Vandoorne: Es war gut. Für mich war ja alles neu, ich hatte sehr viel zu lernen. Wir können von diesem Wochenende einiges Positives mitnehmen. Im Training bei den kniffligen Bedingungen waren wir die Schnellsten, das kam unerwartet. Auch im Qualifying lief alles glatt, ich habe mich als Vierter qualifiziert. Das hat uns fürs Rennen natürlich zuversichtlich gemacht. Vielleicht haben wir unsere Erwartungshaltung dadurch etwas zu hoch geschraubt.

Deine Qualifying-Performance hat für Aufsehen gesorgt. Lag es an der reinen Pace oder auch am Fahrerischen?
Stoffel Vandoorne: Ich denke schon, dass man bei solchen Bedingungen als Fahrer einen Unterschied ausmachen kann. Wir hatten auch sichergestellt, dass das Auto so funktionierte, wie es funktionieren sollte. Letztendlich habe ich das Maximale aus meinen Möglichkeiten herausgeholt, würde ich sagen. Mit meiner eigenen Leistung war ich happy. Das zeigt auch: Wenn alles nach Plan läuft, befinden wir uns in einer ordentlichen Position.

Stoffel Vandoorne startet in der Formel E für HWA, Foto: LAT Images
Stoffel Vandoorne startet in der Formel E für HWA, Foto: LAT Images

Muss ein gutes Gefühl sein, wenn der Fahrer mindestens so wichtig wie das Auto ist...
Stoffel Vandoorne: Ja, ich habe schon das Gefühl, dass in der Formel E jeder Fahrer die Chance hat, in die Punkte zu fahren oder für sich persönlich ein gutes Ergebnis zu erzielen. Und wenn dann alles passt, ist auch ein Podestplatz oder sogar Sieg im Bereich des Möglichen.

Im Rennen bist du nicht über den 17. Platz hinausgekommen. Was war los?
Stoffel Vandoorne: Das Rennen war nicht so toll. Uns fehlte einfach noch die Pace. Schade, denn ich bin sicher, dass hier einiges mehr drin gewesen wäre. Wir hatten ein technisches Problem mit dem Auto, das wir inzwischen aber vollständig verstanden haben. Wir können das nächste Rennen in Marrakesch also mit Zuversicht in Angriff nehmen. Unser Paket hat vor allem bei unterschiedlichen Witterungsbedingungen funktioniert. Ich glaube deshalb, dass uns weitere Fortschritte gelingen werden.

Hattet ihr auch Probleme mit dem neuen Brake-by-Wire-Bremssystem?
Stoffel Vandoorne: Ich denke, dass damit jetzt alles in Ordnung ist. Das sind natürlich Dinge, die wir uns jetzt ganz genau anschauen müssen. Eines unserer großen Ziele war es ja, eine möglichst große Zuverlässigkeit mit dem Auto herzustellen. Wir hatten schon noch ein paar Probleme im Verlauf des Wochenendes. Da steht uns vor den kommenden Rennen einiges an Arbeit bevor. Ich bin aber sicher, dass wir alles in den Griff bekommen.

Vandoorne am Sonntag in Riad im Interview mit Motorsport-Magazin.com, Foto: LAT Images
Vandoorne am Sonntag in Riad im Interview mit Motorsport-Magazin.com, Foto: LAT Images

Was ist für dich die größte Herausforderung in der Formel E und wo hast du noch Luft nach oben?
Stoffel Vandoorne: Das ganze Auto ist an sich eine Herausforderung, vor allem beim Finden der Limits auf der Bremse. Das spielt eine große Rolle auf diesen engen Stadtkursen, wo die Mauern nie weit weg sind. Das habe ich auch hier in Riad gemerkt mit all den schwungvollen Kurven, die wirklich schnell durchfahren werden. Da hast du eigentlich keinen Spielraum für Fehler. Mir persönlich gefällt das sehr gut, denn du wirst sofort bestraft, wenn du einen Fehler machst. Ein bisschen musste ich mich anpassen, aber es ist in Ordnung.

Am Sonntag hast du beim Testtag hier in Riad weitere Runden drehen können. Wie wichtig war das für euer HWA-Team?
Stoffel Vandoorne: Das war sehr wichtig für uns. Wir sind ein neues Team in der Formel E und es gibt noch so viel zu lernen. Auch als Team haben wir aus operativer Sicht ziemlich viele Dinge auf dem Zettel. Deshalb ist wirklich jeder Kilometer im Auto sehr wichtig für uns alle - vor allem, weil uns aufgrund des Reglements (Kundenteams dürfen nur an den offiziellen Testfahrten teilnehmen; d.Red.) ja nicht die zusätzlichen 15 Testtage vor der Saison zur Verfügung standen.