Egal, wo sie auftaucht, sorgt sie für Schlagzeilen: die spanische Rennfahrerin Carmen Jorda. So auch bei offiziellen Testtag der Formel E am Sonntag nach dem Saisonauftakt in Riad, Saudi-Arabien. Eine große Sportzeitung aus Spanien berichtete am Sonntagmittag, dass Jorda - die beim Test für das Nissan e.dams Team antrat - die zweitschnellste Rundenzeit am Vormittag erzielt habe.

Das führte dazu, dass sich nicht wenige spanische Profi-Rennfahrer in den sozialen Medien über Jordas Performance lustig machten - weil sie die im Bericht erwähnte Platzierung anzweifelten. Die Crux an der Geschichte: Jorda teilte sich das Auto am Vormittag mit Nissan-Stammfahrer Oliver Rowland. Wer zu welcher Zeit tatsächlich im Rennwagen saß, ließ sich zumindest aus dem Live-Timing aber nicht herauslesen.

Nach Informationen von Motorsport-Magazin.com war es tatsächlich nicht Jorda, die die zweitschnellste Rundenzeit am Vormittag in 1:11.435 Minuten (hinter Robin Frijns mit 1:10.544) erzielt hatte. Die 1:11er-Zeit kurz vor dem Ende der ersten von zwei Sessions am Sonntag ging auf Rowlands Konto.

Wie schnell war Jorda wirklich?

Das führt unweigerlich zu der Frage, wie schnell Jorda selbst war, als sie ihre ersten Runden im neuen Gen2-Auto der Formel E drehte. Tatsächlich erzielte die frühere Renault-Formel-1-Testfahrerin ihre persönliche Bestzeit in 1:13.445 Minuten. Sie absolvierte die ersten 13 Runden am Vormittag, bevor sie das Auto an Rowland übergab, der weitere 12 Runden auf der Strecke fuhr und sich mit seinem letzten Run auf den zweiten Platz in der Zeitentabelle verbesserte.

Mit einer 1:13.445 hätte sich Jorda am Vormittag auf dem 14. von 20 Plätzen eingereiht, direkt vor den Fahrerinnen Tatiana Calderon, Katherine Legge, Beitske Visser, Jamie Chadwick, Pippa Mann, Carrie Schreiner und Amna Al Qubaisi. Die schnellste Dame am Vormittag war die Schweizerin Simona de Silvestro (1:13.180, Venturi) auf Platz 13.

Diese Damen traten beim Formel-E-Test neben den üblichen Stammfahrern an, Foto: LAT Images
Diese Damen traten beim Formel-E-Test neben den üblichen Stammfahrern an, Foto: LAT Images

Jorda: Ist mir egal, was andere sagen

Von Motorsport-Magazin.com auf die Geschichte in der spanischen Zeitung und das Gelächter anderer Rennfahrer auf Twitter angesprochen, stellte Jorda klar: "Die 1:11er-Zeit ist Oliver gefahren. Ehrlich gesagt, ist mir aber auch ziemlich egal, was andere sagen. Ich lese das ohnehin nicht mehr."

Die 30-Jährige weiter: "Mir haben der Test und die Arbeit mit dem Team großen Spaß gemacht, wir werden auch in Zukunft weiter zusammenarbeiten. Das Gen2-Auto ist wirklich schnell, davor bin ich ja nur mal einen Demo-Run mit dem alten Auto gefahren. Im ersten Sektor hatte ich hier zunächst ein paar Schwierigkeiten. Nachmittags wurde es insgesamt besser, auch, weil die Strecke mehr Grip hatte."

Test mit Hintergrund

Jorda nahm nicht durch Zufall am Test in Saudi-Arabien teil. Mit dem ePrix in Saudi-Arabien wollte die Königsfamilie ein Zeichen setzen: Frauen sollen künftig mehr Rechte erhalten auf dem Weg zu einer angestrebten Globalisierung des Landes, in dem seit diesem Jahr erstmals auch Frauen den Führerschein und selbstständig fahren dürfen.

Um diesen Gedanken zu bewerben, einigte man sich mit der Formel E auf einen Testtag direkt nach dem Rennen, in dem bevorzugt Rennfahrerinnen antreten sollten. Bei BMW drehte Juniorin Beitske Visser ihre Runden und spulte dabei ein großes Programm ab, um für das Team mehr Daten für den weiteren Verlauf der Saison zu sammeln.

Carmen Jorda mit Nissan-Stammpilot Oliver Rowland, Foto: LAT Images
Carmen Jorda mit Nissan-Stammpilot Oliver Rowland, Foto: LAT Images

HWA mit Carrie Schreiner - Audi mit Nico Müller

Mit der 20-jährigen Carrie Schreiner war bei HWA auch eine deutsche Fahrerin unterwegs. Audi verzichtete auf den Einsatz einer Fahrerin und setzte stattdessen Ersatz- und Simulatorfahrer Nico Müller ins Cockpit.

Die Tagesbestzeit sicherte sich am Nachmittag der Brite Sam Bird. Der Virgin-Fahrer, dessen Team seine Antriebsstränge von Audi bezieht, erzielte eine 1:09.668. Der amtierende Champion Jean-Eric Vergne wurde Zweiter (1:09.781) vor Nissan-Pilot Rowland (1:10.264) auf P3.

Rundenzeiten mit wenig Wert

Rundenzeiten spielten beim Test, der von einigen Rotphasen durchzogen war, eine sehr untergeordnete Rolle. Vielmehr ging es allen Teams in dieser frühen Phase der Saison darum, das eigene Auto besser zu verstehen. Beim Renntag am Samstag waren wegen Regen und stehendem Wasser auf der Strecke beide Trainings entfallen und das Qualifying in komprimierter Form ausgetragen.

Antonio Felix da Costa gewann den Saisonauftakt beim Werkseinstieg von BMW. Das zweite Rennen der Saison steigt am 12. Januar 2019 in Marrakesch.