Seit längerer Zeit kursiert das Gerücht über einen Einstieg von HWA in die Formel E. Nachdem der Mercedes-Partner aus der DTM kurz vor Saisonbeginn eine technische Zusammenarbeit mit Venturi bekanntgegeben hatte, verdichteten sich die Anzeichen. Nun stehen die Chancen nicht schlecht, dass das Unternehmen aus Affalterbach in der kommenden Saison als elfter Hersteller in die Formel E einsteigt.

"Wir prüfen aktuell, ob es Sinn macht, 2018/19 schon mit einem Team HWA-seitig am Start zu sein", sagt Mercedes-Teamchef und HWA-Vorstand Uli Fritz zu Motorsport-Magazin.com. "Aber da gibt es noch einige Themen und Hürden zu überwinden und zu klären. Deshalb glaube ich, dass wir Mitte Mai mehr Antworten haben werden."

Vorhut für den Mercedes-Einstieg

Aufgrund der engen Partnerschaft mit dem monegassischen Rennstall Venturi wäre es denkbar, dass HWA bei einem möglichen Einstieg den Antriebsstrang des Teams übernimmt. HWA könnte in der kommenden Saison 2018/19 sein Wissen über die Formel E ausbauen, um dann ein Jahr später dem großen Hersteller Mercedes-Benz den Weg besser zu ebnen.

"Die Formel E ist einfach eine völlig neue Disziplin des Motorsports", sagt Fritz. "Man kann es belächeln, aber auf der anderen Seite ist es knallharte Competition. Wenn man sich da nicht ordentlich vorbereitet, erlebt man ganz schnell sein blaues Wunder. Das kannst du dir mit zehn anderen Herstellern, die alle schon sechs, sieben Jahre Vorerfahrung haben, schwer erlauben."

Gerade Ingenieure mit Erfahrung im traditionellen Motorsport tun sich nicht immer leicht mit der neuartigen Formel E. Die Elektro-Technik und das kompakte Format mit nur einem einzigen Renntag bedeuten eine neue Herausforderung, bei der gesammelte Erfahrung Gold wert ist. Seit einiger Zeit begleiten HWA-Ingenieure deshalb das Venturi-Team an den Rennwochenenden.

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Chiocchetti wechselt von Abt zu HWA

Dabei hat sich das von Hans Werner Aufrecht gegründete Unternehmen kürzlich einen echten Hochkaräter geangelt. Franco Chiocchetti wechselt nach 17 Jahren bei den DTM- und Formel-E-Teams von Abt nun zu HWA. Als Technischer Einsatzleiter und Renningenieur hatte er großen Anteil an Lucas di Grassis Titelgewinn in der vergangenen Saison. Chiocchetti begleitete das Audi-Werksteam in der laufenden Saison bis zum Rennen in Marrakesch, bevor er seine Übergangszeit antrat.

Ist Chiocchetti das Puzzleteil für den baldigen Einstieg von HWA in die Formel E? Passen würde es jedenfalls in die Geschichte. "Man darf die Dinge nicht immer nur eins uns eins zusammenzählen, es gibt da auch noch ein paar andere Varianten", erklärt Fritz. "Erst mal muss man einen Startplatz haben, dann kann man über alles andere reden. Franco kann ein Puzzleteil sein, muss es aber nicht."

Bald Wiedersehen bei Venturi in der Formel E: Franco Chiocchetti und Edo Mortara, Foto: Audi Sport
Bald Wiedersehen bei Venturi in der Formel E: Franco Chiocchetti und Edo Mortara, Foto: Audi Sport

Wiedersehen alter DTM-Weggefährten

Mit hoher Wahrscheinlichkeit wird HWA-Neuzugang Chiocchetti aufgrund der technischen Partnerschaft bei den kommenden Formel-E-Rennen im Zelt von Venturi zu sehen sein. Dort trifft er mit Edoardo Mortara auf einen Altbekannten. Der Mercedes-Werkspilot und Chiocchetti arbeiteten schon in der DTM bei Abt zusammen. Mortara und Teamkollege Maro Engel dürften sich angesichts des vergleichsweise kleinen Venturi-Rennstalls über einen Mann mit großer Formel-E-Erfahrung an ihrer Seite freuen.

"Es gibt viele Möglichkeiten mit Franco zusammenzuarbeiten", will Fritz noch nicht alles verraten. "Er kennt die DTM aus dem Effeff und er kennt die Formel E aus dem Effeff. Grundsätzlich ist er in der Formel E mit seiner Erfahrung sicherlich nicht schlecht aufgehoben. Und natürlich gibt es den einen oder anderen Fahrer bei uns, mit dem er auch schon in der DTM zusammengearbeitet hat..."

HWA gegen Mercedes kein Thema

Berichte, dass in Zukunft HWA in der Formel E gegen Mercedes-Benz antreten könnte, weist Fritz unterdessen zurück: "Theoretisch wäre so etwas möglich. Dafür bräuchte einer aber einen anderen Startplatz und ich kann mir nicht vorstellen, dass das ein Thema ist. Die Absicht, HWA gegen Mercedes fahren zu lassen, gibt es definitiv nicht."