Am vergangenen Wochenende in Mexiko drehte Carmen Jorda erstmals Runden in einem Formel-E-Auto, wie Motorsport-Magazin.com zuvor exklusiv berichtet hatte. Auf die Fahrt hatte sich die frühere Formel-1-Entwicklungsfahrerin im Simulator von Mahindra vorbereitet. Nach ihrem Run meinte sie, dass sie sich ein Engagement in der Elektro-Rennserie durchaus vorstellen könne.

Laut Jorda sei es für Frauen einfacher, ein Formel-E-Auto im Vergleich zu einem Formel-1- oder Formel-2-Rennauto zu fahren, meinte sie nach ihrem Demo-Einsatz beim Mexico-City ePrix gegenüber Reportern. "Das Auto ist aufgrund niedrigerer Downforce und der Servolenkung physisch weniger anspruchsvoll als ein Formel-1-Auto", wurde Jorda von ESPN zitiert. "Für uns Frauen ist die Physis die Herausforderung in der Formel 1 und Formel 2. Ich denke, dass wir das in der Formel E nicht haben."

Heißt konkret: Ein Formel-E-Auto ist rein körperlich weniger anspruchsvoll zu fahren als ein F1- oder F2-Bolide mit knapp 1.000 beziehungsweise über 620 PS und viel höherem Abtrieb, der den Körper in Kurven extrem fordert. Das ist sicherlich richtig, wirken die Fliehkräfte in einem Formel-E-Boliden mit einem abgeriegelten Topspeed von 225 km/h auf den Straßenkursen im Vergleich wesentlich geringer.

Formel E 2018: Schönheit Carmen Jorda fährt Formel-E-Auto (00:49 Min.)

Rein körperlich mag die Formel E weniger anspruchsvoll sein als die Formel E - ein einfach zu beherrschendes Auto ist es mit all dem Energie-Management aber sicherlich nicht, wie schon einige Rennfahrer bestätigt haben. Piloten wie Lucas di Grassi, Sebastien Buemi, Nick Heidfeld und Andre Lotterer kennen beide Seiten.

Dem stimmte auch Jorda zu: "Die Formel E ist eine Meisterschaft auf einem sehr hohen Level. Man sieht ja, welche Fahrer dabei sind. Das Auto, das ich getestet habe, ist nicht super-schwierig zu fahren, aber es gibt so viele unterschiedliche Dinge, die man lernen und beherrschen muss. Es ist eine anspruchsvolle Meisterschaft. Und warum sollten da nicht mehr Frauen fahren?"

Auch in der Formel E taten sich Frauen in der Vergangenheit nicht leicht. Nur Simona de Silvestro gelang es, in zwei Rennen für Andretti Punkte zu holen. Die frühere DTM-Pilotin Katherine Legge (Amlin Aguri), und Michela Cerruti (Trulli) gingen leer aus. Die drei Damen saßen zu ihrer Zeit allerdings auch nicht unbedingt in den besten Autos im Feld.

Carmen Jorda würde sich in Zukunft weitere Frauen in der Formel E wünschen, aktuell gibt es keine im Fahrerfeld aus 20 Piloten. "Es liegt nicht an mir, zu beurteilen, was für Frauen im Sport gut ist oder nicht", sagte sie. "Aber aus meiner Erfahrung kann ich sagen, dass Frauen in Serien wie Kart, Formel 3 und GT in der Lage sind, gute Ergebnisse zu erzielen. In Formel 1 und Formel 2 ist die Physis die Barriere. Ich denke, dass das ein großes Problem für Frauen ist und deshalb fahren dort auch keine."

Formel E 2018: So gewann Daniel Abt den Mexiko ePrix (04:48 Min.)

Jorda wurde 2017 in die FIA-Frauenkommission berufen, was einige andere Rennfahrerinnen auf die Palme brachte. Nicht zuletzt, weil Jorda zwischenzeitlich eine eigene Formel 1 nur für Frauen forderte. Jorda über ihre aktuelle Rolle: "Unser Ziel ist es, mehr Frauen in den Motorsport zu bekommen, denn wir wollen den Sport genauso zugänglich für Frauen machen wie schon andere Sportarten. Ich denke, dass es wächst und mit im Kart involvierten Frauen oder Frauen als Ingenieuren sieht es nicht mehr wie ein von Männern dominierter Sport aus."

Jorda sorgte in den letzten Jahren immer wieder für Kontroversen. Nicht zuletzt wegen ihrer Rolle in der Formel 1 bei Renault, obwohl sie kaum sportliche Erfolge vorzuweisen hatte. Einige Fahrer reagieren gereizt auf ihre Vorstellungen, ganz aktuell Robin Frijns. Der jetzige DTM-Pilot hatte in den sozialen Medien die Überschrift aufgeschnappt, dass Jorda gesagt habe, die Formel E sei für Frauen einfacher als die Formel E.

Auf Twitter kommentierte der Niederländer: "Ich bin beide Autos gefahren. Aber für Fahrer und auch Teams ist das Formel-E-Auto schwer zu verstehen. Ich denke, dass mir da all die hochangesehenen Fahrer in der Formel E zustimmen. Aber sie weiß es wahrscheinlich am besten..."