Wie schon im Vorjahr gewinnt ein Red Bull den Großen Preis von Monaco. Und schon wieder steht kein Ferrari im Fürstentum auf dem Podium und das obwohl Carlos Sainz lange in Schlagdistanz zu den Top 3 war. Doch eine Reihe an Fahrfehlern und ein Strategie-Patzer kosten dem Spanier eine Chance auf die dritte Position und Ferrari einige Punkte.

Der entscheidende Fehler, der beiden Ferrari-Piloten das Rennen zunichte machte, ereignete sich in Runde 54. Nachdem starker Regen eingesetzt hatte, entschloss sich die direkte Konkurrenz in der dichten Verfolgergruppe hinter den beiden Führenden geschlossen die Box anzusteuern. Sowohl das Mercedes-Duo als auch beide Alpines wechselten auf Intermediate-Reifen.

Regenchaos: Ferrari stoppt zu spät

Ferrari hingegen riskierte und verlor. Die Scuderia ließ ihre Piloten auf der Strecke. Man erkannte zwar schnell den Fehlgriff und beorderte Leclerc und Sainz einen Umlauf später umgehend an die Boxengasse. Doch zu diesem Zeitpunkt war es schon zu spät. Sainz und Leclerc mühten sich um die Strecke. Der Lokalmatador schaffte hielt dabei sein Auto unter Kontrolle, Sainz hingegen rutschte in Mirabeau (Kurve 5) von der Strecke.

"Wir haben versucht, etwas anders zu machen als Ocon und blieben eine Runde länger draußen. Aber es war zu nass für den Slick-Reifen und so haben wir viel Zeit verloren", analysierte Sainz den Ferrari-Fehlgriff. Er selbst verlor durch den Fehler nicht nur einige Sekunden, sondern im Umkehrschluss auch einen Platz an Leclerc und Pierre Gasly.

Es war im übrigen nicht der einzige Fahrfehler von Sainz. Früh im Rennen verfolgte er Ocon. In der Hafen-Schikane leistete Sainz sich einen Verbremser und demolierte sich am Alpine-Heck einen Teil seines Frontflügels. Zum Glück für Sainz löste sich das Bruchstück eine halbe Runde später und verschonte ihn so vor einer drohenden Spiegelei-Flagge.

Sainz schimpft gegen Ferrari-Strategie: Warum musste ich an die Box?

Sainz beklagte sich aber nicht über den späten Boxenstopp, sondern nahm sein Team sogar in Schutz: "Monaco war heute ein bisschen eine Lotterie für alle und wir haben es am schlechtesten erwischt", erklärte er.

Doch es war nicht die erste fragwürdige Strategie-Entscheidung des Nachmittags, welche die Truppe aus Maranello traf. "Der erste Boxenstopp ist etwas diskutabel", merkte der einmalige Grand-Prix-Sieger an. Ferrari beorderte Sainz als Reaktion auf die Stopps von Lewis Hamilton und Esteban Ocon in Runde 34 an die Box. Der Spanier verstand diese Entscheidung nicht. Seiner Ansicht nach hätte er durch einen Overcut den Franzosen noch überholen können.

Am Teamfunk gab er sich ungehalten und startete eine Schimpftirade gegen das Team. "Ihr habt es verbockt. Das ist genau das, worüber ich geredet habe", ärgerte sich der WM-Fünfte. Das man das Ziel, Hamilton hinter sich zu halten erreicht habe, war ihm dabei egal. "Hamilton ist mir egal. Ich war verdammt schnell", antwortete Sainz.

Nach dem Rennen hatte sich das Gemüt des Iberers etwas beruhigt und Sainz entschuldigte sich für seinen Wutausbruch. Dennoch konnte er die Strategie seiner Mannschaft nicht nachvollziehen. "Wir müssen uns das ansehen. Ich war auf dieser Runde schneller und hatte noch viel Rundenzeit, die ich auspacken konnte. Das frustrierte mich", sagte Sainz.

Ferrari-Teamchef: Richtige Strategie

Teamchef Frederic Vasseur bezog Stellung zu den Vorwürfen. Er betonte, dass Ferrari beim ersten Boxenstopp die richtige Strategie gewählt habe. "Ich denke es war eine gute Strategie, denn als wir ihn an die Box holten, ging es darum gegen Hamilton abzudecken. Wir wir alle wissen ist Track Position in Monaco entscheidend", so Vasseur.

Foto: LAT Images
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"Wenn man eine Position verliert, dann helfen auch frischere Reifen am Ende nicht. Sobald man dahinter ist, bleibt man dahinter. Es war eine gute Entscheidung", fügte der Franzose hinzu. Er gab aber auch zu, dass die Strategie beim zweiten Boxenstopp, als der Regen einsetzte, ein Schlag ins Wasser gewesen war.

Was das Ergebnis für Ferrari doppelt bitter macht: Bereits im Vorjahr vergab man durch falsche Entscheidungen im Regen-Chaos viele Punkte. Anstelle eines Doppelsiegs reichte es 2022 nur für die Plätze 4 und 6. In diesem Jahr landeten die Ferraris nur auf P6 (Leclerc) und P8 (Sainz). In der Formel-1-Weltmeisterschaft rutschte der ehemalige McLaren-Pilot dadurch auf die sechste Position hinter George Russell zurück.

Formel 1 WM-Stand 2023: Die Fahrer-Tabelle

  • 1. Max Verstappen (144 Punkte)
  • 2. Sergio Pérez (105 Punkte)
  • 3. Fernando Alonso (93 Punkte)
  • 4. Lewis Hamilton (69 Punkte)
  • 5. George Russell (50 Punkte)
  • 5. Carlos Sainz Jr. (48 Punkte)
  • 7. Charles Leclerc (42 Punkte)
  • 8. Lance Stroll (27 Punkte)
  • 9. Esteban Ocon (21 Punkte)
  • 10. Pierre Gasly (14 Punkte)
  • 11. Lando Norris (12 Punkte)
  • 12. Nico Hülkenberg (6 Punkte)
  • 13. Oscar Piastri (5 Punkte)
  • 14. Valtteri Bottas (4 Punkte)
  • 15. Guanyu Zhou (2 Punkte)
  • 16. Yuki Tsunoda (2 Punkte)
  • 17. Kevin Magnussen (2 Punkte)
  • 18. Alexander Albon (1 Punkt)
  • 19. Logan Sargeant (0 Punkte)
  • 20. Nyck de Vries (0 Punkte)

Formel 1 WM-Stand 2023: Die Team-Tabelle

  • 1. Red Bull (249 Punkte)
  • 2. Aston Martin (120 Punkte)
  • 3. Mercedes (119 Punkte)
  • 4. Ferrari (90 Punkte)
  • 5. Alpine (35 Punkte)
  • 5. McLaren (17 Punkte)
  • 7. Haas (8 Punkte)
  • 8. Alfa Romeo (6 Punkte)
  • 9. AlphaTauri (2 Punkte)
  • 10. Williams (1 Punkt)