Im Zeitplan des Formel-1-Wochenendes in Mexiko versteckt sich eine Besonderheit. Anstatt wie üblicherweise 60 Minuten geht das zweite Freie Training heute Nachmittag (Ortszeit) über eine Länge von 90 Minuten. Die 30 Extra-Minuten gehen auf einen Reifentest von Pirelli zurück. Den ganzen Trainings-Freitag der Formel 1 heute in den Mexiko gibt es hier im Liveticker.

Der Reifenhersteller der Königsklasse hat einen Test für Gummi-Prototypen für die kommende Saison geplant. So ein Test stand bereits in Japan auf dem Programm, wo er allerdings aufgrund der Wetterbedingungen abgesagt werden musste. In den USA wurde der erste dieser Reifentests abgehalten. In Mexiko war dieser Test ursprünglich nicht geplant, das Training am Autodromo Hermanos Rodriguez wurde aber als Ersatz für den verregneten Japan-Test auserkoren.

Training in Mexiko City: Pirelli testet Reifen

Hintergrund der Thematik ist, dass Pirelli die Reifenkonstruktion für die kommende Saison anpasst. Die Formel 1 plant schrittweise von den Reifendecken Abschied zu nehmen. In dieser Saison dürfen die Heizdecken in der Boxengasse die Temperatur der Reifen auf 70 Grad (vorne und hinten) vorwärmen, 2023 wird die zulässige Temperatur auf 50 Grad verringert. 2024 will sich die Königsklasse komplett von den Decken verabschieden.

Pirellis Formel-1-Chef Mario Isola erklärte bereits im August im Rahmen des Belgien-GPs, wie diese Testfahrten innerhalb des Trainings ablaufen werden. "Jedes Auto wird einen unterschiedlichen Runplan haben mit unterschiedlichen Prototyp-Reifen, aber mit derselben Anzahl an Runden. Denn wir wollen ja niemandem einen Vorteil verschaffen", so Isola.

"In Bezug auf die Streckenzeit wird es ähnlich sein wie ein normales FP2, denn wir können natürlich nicht die Kilometerleistung der Motoren erhöhen", verriet Isola. Das Problem mit den Testfahrten im Rahmen eines Trainings besteht natürlich darin, dass die Teams ihre ganz normalen Einsatzmotoren im Auto haben und mit der Limitierung der PU-Komponenten ist jeder zusätzliche Kilometer ein sportlicher Kostenfaktor.

FP2 in Mexiko: So sieht Pirellis Testplan aus

Im Detail findet damit kein Freies Training in seiner üblichen Form statt. Denn es sind ausschließlich Ausfahrten mit Entwicklungs-Reifen von Pirelli gestattet. Dabei muss das Auto in einer einheitlichen Setup-Spezifikation bleiben. Auch die Nutzung von DRS ist nicht gestattet, genauso wie Trainings-Starts.

Eine Ausnahme gilt für Piloten, die in FP1 durch einen anderen Fahrer ersetzt werden. Sie dürfen in den ersten 45 Minuten ein normales Trainings-Programm abspulen. Dementsprechend gelten die oben genannten Verbote für sie nicht. In der zweiten Hälfte des Trainings müssen aber auch sie das von Pirelli vorgegebene Programm absolvieren.

Im Detail sieht das folgendermaßen aus: Jeder Fahrer dreht zwei Short- und zwei Longruns. Dabei dauert der Longrun, bei dem sich 100 Kilogramm Benzin an Bord befinden zwölf Runden. Im Shortrun werden mit 20 Kilogramm Sprit an Bord nur fünf Runden gedreht.

Doch warum opfern die Teams wertvolle Vorbereitungszeit an einem Formel-1-Rennwochenende? Für die Rennställe bringt das einen entscheidenden Vorteil mit sich: Man muss im sowieso schon dichten Rennkalender nicht extra Tage an der Strecke einplanen. "Die Idee FP2 zu nutzen ist gut, denn damit verpflichtest du die Teams nicht an einen anderen Ort zu reisen und du verpflichtest sie auch nicht noch bis Dienstag oder Mittwoch an der Strecke zu bleiben", erklärte Isola.

Auch wenn diese Idee von Tests innerhalb einer Formel-1-Session nun erprobt wird, will Pirelli in Zukunft - etwa bei den Test für die Saison 2024 - nach wie vor auch auf normale Tests setzen. Denn diese erlauben eine bessere Planbarkeit und sind noch so stark an die fragilen Elemente Wetter und Zuverlässigkeit geknüpft.