Fünf Starts, fünf Ausfälle. So liest sich die desaströse Bilanz von Formel-1-WM-Anwärter Charles Leclerc ausgerechnet beim seinem Heimrennen in Monaco. Zweimal trat der Monegasse im Fürstentum mit der Formel 2 an, dreimal mit der Formel 1 - und jedes Mal stoppten Fahrfehler, Defekte und sogar eine Mischung daraus den Traum von Punkten, Podien oder gar Siegen.

2021 kehrt der Ferrari-Pilot nun unter völlig anderen Voraussetzungen denn je zurück in seine Heimat. Erstmals startet Leclerc in Monaco mit großen Chancen auf den WM-Titel. Einzig ein Motorschaden beim Spanien-GP am vergangenen Wochenende kostete den souverän führenden 24-Jährigen Sieg und Führung in der Formel-1-WM-Tabelle.

Formel 1: Leclerc in Monaco noch nie im Ziel

Viele solcher Rückschläge könne man sich gegen Max Verstappen und Red Bull nicht leisten, gab Leclerc in Barcelona zu Protokoll. Umso sorgenvoller richten sich nun die Blicke der Tifosi nach Monte Carlo, scheint ein Nuller Leclercs dort zumindest statistisch praktisch garantiert. Der Ferrari-Star gibt allerdings vor, sich davon nicht im Geringsten beeinflussen zu lassen.

"Ich denke darüber nicht nach. Natürlich war es nicht die glücklichste Strecke für mich, aber so ist das Leben. Es geschieht. Das ist Teil des Motorsport und manchmal laufen die Dinge einfach nicht in deine Richtung", sagt der Lokalmatador am Donnerstag vor dem Rennen in einer großen Medienrunde.

Leclerc trotz Monaco-Pechsträhne: Ansatz bleibt gleich

In diesem Jahr laufe es hoffentlich endlich einmal anders, so Leclerc. Einen Beitrag dazu leisten will der WM-Zweite allerdings nicht. "Ich werde die gleiche Herangehensweise wählen wie in den ersten paar Rennen 2022, denn das war bislang erfolgreich", sagt Leclerc. "Und hoffentlich wir es auch hier zuhause erfolgreich sein!"

Im Vorjahr schied Leclerc wegen eines nicht identifizierten Schadens nach seinem Qualifying-Crash schon auf der Sichtungsrunde in die Startaufstellung aus, Foto: LAT Images
Im Vorjahr schied Leclerc wegen eines nicht identifizierten Schadens nach seinem Qualifying-Crash schon auf der Sichtungsrunde in die Startaufstellung aus, Foto: LAT Images

Die von manchen Fahrerkollegen mit den 2022 so steifen und schweren Formel-1-Autos befürchten erschwerten Bedingungen in Monaco teilt Leclerc nur bedingt. Insbesondere das ledige Thema Sicht tangiert den 24-Jährigen nicht. Auch nicht mit einem Qualifying-Crash im Vorjahr im Gepäck. "Ich denke nicht, dass die Sicht mit diesen Autos so ein Problem ist, zumindest nicht für mich", sagt Leclerc. "Und letztendlich hatte der Unfall letztes Jahr auch nichts mit der Sicht zu tun. Ich habe da einfach zu sehr gepusht."

Leclerc überzeugt: Ferrari 2022 mit richtiger Strategie

2021 hatte Leclerc im längst nicht WM-tauglichen Ferrari allerdings auch alles riskieren können und in Monaco mit der Pole trotz des Crashs für eine der größten Sensationen des Jahres gesorgt. 2022 will Leclerc dieses Kunststück - diesmal ohne Kamikaze-Taktik - wiederholen. Dafür sieht der Monegasse Ferrari spätestens seit dem Upgrade in Barcelona wieder bestens gerüstet.

"Der Start in die Saison hat gezeigt, dass wir die richtigen Entscheidungen getroffen haben", meint Leclerc. "Jedes Mal, wenn wir etwas gebracht haben, ist es in die richtige Richtung gegangen. In Barcelona haben wir [bis zum Ausfall] gesehen, was es gebracht hat. Das gibt mir die Zuversicht, dass wir die richtige Herangehensweise haben."

Ferrari in Monaco Favorit? Leclerc warnt vor Underdogs

Vor allem das Streckenlayout stimmt in Monte Carlo hoffnungsvoll. Langsame und mittelschnelle Kurven langen Ferrari im bisherigen Saisonverlauf besonders gut. "Aber ich denke, dass wir überall ein starkes Paket haben", sagt Leclerc auf Nachfrage von Motorsport-Magazin.com.

"Ob wir hier die Favoriten sind, weiß ich aber nicht. Ich denke, dass es bei diesem Rennen schon Überraschungen geben kann. Das haben wir ja letztes Jahr gesehen - da war unser Auto über die Saison nicht konkurrenzfähig, aber als wir in Monaco angekommen sind hatten wir plötzlich eines der stärksten Pakete für diese Strecke", erinnert der Trainingsschnellste der Vorsaison.

Leclerc spürt keinen Druck: Einfach froh, zuhause zu fahren

Deshalb hat Leclerc potenziell auch völlig ungeahnte Konkurrenz auf dem Zettel. So sahen etwa Alfa Romeo und Haas im langsamen Schlusssektor von Barcelona - seit Jahren eine beliebte Referenz für den meist direkt folgenden Monaco-GP - stark aus. "Aber ich bin ziemlich sicher, dass wir im Kampf um den Sieg dabei sein werden", ergänzt Leclerc. Den ganzen Trainings-Freitag der Formel 1 heute in Monaco gibt es hier im Live-Ticker.

Von Druck - ob durch den WM-Kampf oder das Heimrennen - will Leclerc nichts wissen. Nichts Außergewöhnliches zumindest. "Ich bin einfach froh, hier zu sein. Für mich ist es ein besonderer Event, weil ich hier aufgewachsen bin. Aber zu mehr Druck führt das nicht. Ich weiß, dass die Performance im Auto ist, ein tolles Ergebnis zu holen. Ich muss einfach in Auto steigen, meinen Job machen und dann kommen hoffentlich auch die Ergebnisse."

Barcelona-Defekt aufgeklärt: Leclerc völlig angstfrei

Die Angst vor einer Fortsetzung seines Monaco-Fluchs hat Ferrari seiner Speerspitze nach dem jüngsten Defekt in Barcelona genommen. "Das Team weiß, woher es kam", erinnert Leclerc an die schon am Montag öffentlich gemachte Analyse Ferraris. "Das stimmt mich zuversichtlich, dass sich das nicht wiederholt."