Der Grand Prix von Monaco hat sämtliche Epochen der Formel 1 überdauert. Trotz der gefährlichen Natur des engen Stadtkurses gingen Unfälle auf der legendären Rennstrecke zumeist glimpflich aus. Am 7. Mai 1967 war das Glück jedoch nicht rechtzeitig zur Stelle. An diesem Tag forderten die Straßen von Monte Carlo in Ferrari-Pilot Lorenzo Bandini ihr bis dato einziges Todesopfer in der F1.

Formel 1 heute vor 56 Jahren: Feuer-Inferno in Monaco

Der Grand Prix von Monaco ist seit jeher eine Institution in der Formel 1. Im Premierenjahr 1950 erstmals ausgetragen, fiel das Rennen in den Straßen des Fürstentums lediglich fünfmal aus. Zwischen 1951 und 1954 war der Monaco-GP Sportwagen vorbehalten. 2020 fiel das Highlight im Kalender aufgrund der Coronavirus-Krise aus.

Obwohl der anspruchsvolle Circuit de Monaco in jeder Ära der Königsklasse besondere Risiken mit sich brachte, blieb die Königsklasse in sechs Dekaden weitestgehend von großen Tragödien verschont. In der Saison 1967 schlug das Schicksal jedoch auch in der bis zu diesem Tag von der dunklen Seite der F1 unbehelligten Scheinwelt an der Côte d'Azur zu.

In der 82. von 100 Runden verunglückte Ferrari-Pilot Lorenzo Bandini in der Hafenschikane. Die aus einer schnellen Links-Rechts-Kombination bestehende Passage war zu dieser Zeit der mit Abstand schnellste Teil der Rennstrecke. Etwas, das sich vor allem im Jahr 1967 bemerkbar machte. Die Formel 1 hatte 1966 den Hubraum von 1,5 auf 3,0 Liter erhöht.

Durch die deutlich stärkeren Motoren wurden die Rundenzeiten um fünf Sekunden reduziert, lange bevor bei Chassis und Reifen bahnbrechende Errungenschaften wie Flügel oder Slicks Einzug hielten. Ferrari kehrte mit dem Reglement zu einem großvolumigen Zwölfzylinder zurück, der auf dem 3,3 Liter des Ferrari 275P2 Sportwagens basierte.

Lorenzo Bandini steuert den Ferrari 312/67 durch die Haarnadel in Monaco, Foto: LAT Images
Lorenzo Bandini steuert den Ferrari 312/67 durch die Haarnadel in Monaco, Foto: LAT Images

Der Motor war im Vergleich zum Ford Cosworth DFV 3.0 mit seinem V8 zu schwer und zu durstig. Auch was Leistung und Drehmoment anging hatte das Aggregat der Italiener das Nachsehen. Dennoch qualifizierte Bandini seinen Ferrari 312/67 für das zweite Rennen der Saison 1967 neben Pole-Setter Jack Brabham in der ersten Startreihe.

In der späten Phase des Rennens befand sich der seit 1962 in Diensten der Scuderia stehende Bandini auf der Jagd nach Leader Denny Hulme, als er beim Durchfahren der Hafenschikane mit dem linken Hinterrad die Leitplanke touchierte. Er verlor die Kontrolle und rutschte gegen einen Laternenpfahl, woraufhin sich das Auto überschlug. Bei einem weiteren Aufprall mit den zur Streckensicherung platzierten Strohballen wurde der Tank beschädigt, Funkenflug entzündete das Benzin.

Der unter dem Auto eingeklemmte Bandini verlor das Bewusstsein und die nur dürftig ausgerüsteten Streckenposten waren zunächst nicht in der Lage, das Fahrzeug umzudrehen um den Piloten zu befreien. Zu allem Übel verschlimmerte der über der Unfallstelle kreisende TV-Helikopter die Situation, da er mit dem Wind seiner Rotorblätter das Feuer nährte.

Durch die Strohballen stand ein ganzer Bereich der Hafenschikane in Flammen, Foto: LAT Images
Durch die Strohballen stand ein ganzer Bereich der Hafenschikane in Flammen, Foto: LAT Images

Erst nach mehreren Versuchen gelang den Streckenposten die Befreiung Bandinis. Kurz darauf entzündete sich das Restbenzin im Tank des Ferrari, was zu eine weiteren Explosion führte. Das Rennen lief wie zu dieser Zeit üblich trotz der dramatischen Szenen weiter. Denny Hulme gewann schlussendlich vor Graham Hill und Chris Amon.

Bandini wurde mit Verbrennungen 3. Grades an über 70 Prozent seines Körpers sowie Verletzungen und Brüchen im Bereich der Brust in das Princess Grace Polyclinic Hospital von Monte Carlo eingeliefert. Dort erlag er drei Tage später im Alter von 31 Jahren seinen schweren Verletzungen. Bei seiner Beerdigung im italienischen Reggiolo säumten über 100.000 Menschen die Straßen, um sich von ihrem Nationalhelden zu verabschieden.

Die Formel 1 zog Konsequenzen aus den Geschehnissen und verbannte Strohballen als Sicherungsmaßnahmen von den Rennstrecken. Die Hafenschikane wurde im Folgejahr ausschließlich durch Leitschienen gesichert. Außerdem wurde den Helikoptern der TV-Crews untersagt, direkt über einer Unfallstelle zu kreisen.

In Gedenken an den gefallenen Ferrari-Helden wurde die Trofeo Lorenzo Bandini ins Leben gerufen, mit welcher seit 1992 jährlich eine Persönlichkeit oder ein Team aus der Formel 1 für herausragende Leistungen geehrt wird. Zu den Empfänger des Preises zählen unter anderem Jacques Villeneuve, Luca di Montezemolo, Michael Schumacher, Fernando Alonso, Sebastian Vettel, Lewis Hamilton, Nico Rosberg und Max Verstappen.

Lorenzo Bandini wurde nur 31 Jahre alt, Foto: LAT Images
Lorenzo Bandini wurde nur 31 Jahre alt, Foto: LAT Images

Was sonst noch geschah:

Vor 17 Jahren: Beim Grand Prix von Europa 2006 feiert Michael Schumacher seinen 86. Sieg in der Formel 1. Der Ferrari-Pilot gewann das Rennen vor Pole-Sitter Fernando Alonso im Renault und seinem Teamkollegen Felipe Massa. Für den Brasilianer war es das erste Podium seiner F1-Laufbahn. Eine weitere Premiere feierte an diesem Tag Super-Aguri-Fahrer Franck Montagny. Der Franzose gab sein Debüt als Ersatz für Yuji Ide, dem aufgrund mehrerer schwerer Fehltritte die Superlizenz entzogen wurde.

Vor 23 Jahren: In Barcelona kommt es zu einem knallharten Bruder-Duell zwischen Michael und Ralf Schumacher. Letzterer attackierte in der 50. Runde des Rennens mit seinem BMW Williams den älteren Bruder im Kampf um die dritte Position. In Kurve elf hält Michael dagegen und schickt Ralf weit. Sein Ferrari-Teamkollege Rubens Barrichello ist der lachende Dritte und zieht innen an beiden vorbei, um sich hinter dem McLaren-Mercedes-Duo Mika Häkkinen und David Coulthard den letzten Platz auf dem Treppchen zu schnappen. Ralf und Michael Schumacher kommen auf den Positionen vier und fünf ins Ziel.

Vor 34 Jahren: Ayrton Senna feiert seinen zweiten Sieg in den Straßen von Monaco. Nachdem er am Vortag McLaren-Teamkollege Alain Prost im Qualifying um mehr als eine Sekunde distanziert hatte, enteilt der Brasilianer an der Spitze zu einem lupenreinen Start-Ziel-Sieg. Prost kam mit über 50 Sekunden Rückstand als Zweiter ins Ziel. Brabham-Pilot Stefano Modena komplettierte das Podium.

Vor 45 Jahren: Der Grand Prix von Monaco 1978 bringt mit Patrick Depailler einen neuen Sieger hervor. Der Franzose in Diensten von Tyrrell stand im 69. Anlauf erstmals ganz oben auf dem Treppchen. Niki Lauda musste sich im Brabham Alfa Romeo um 22 Sekunden geschlagen geben. Jody Scheckter (Wolf Ford) fehlte auf Platz drei über eine halbe Minute auf den Sieger.