Daniel Ricciardo war der Strahlemann der Formel 1. Doch in der Karriere des Australier war längst nicht alles eitel Sonnenschein. Am 29. April 2018 hatte er im Rennen in Baku einen sehr dunkelsten Momente. Angefressen von Red Bulls ausbleibender Unterstützung ließ er es im Zweikampf mit Teamkollege Max Verstappen krachen. Der Clash mit dem Niederländer besiegelte seinen Entschluss, den langjährigen Förderern den Rücken zu kehren.

Formel 1 heute vor 5 Jahren: Beef bei den Bullen

Max Verstappen hatte vom ersten Rennen seiner F1-Karriere an vor allem ein Ziel: Mit dem Teamkollegen musste kurzer Prozess gemacht werden. Nachdem er Carlos Sainz bei Toro Rosso ausgestochen hatte, musste er sich bei Red Bull mit Grand-Prix-Sieger Daniel Ricciardo messen. Im ersten gemeinsamen Jahr 2016 hielt der Australier noch erfolgreich dagegen, doch bald darauf wurde die Luft für ihn dünn.

Obwohl Verstappen ihm langsam aber sicher das Wasser abgrub, herrschte auf der Rennstrecke zunächst Frieden. Erst nach rund zwei Jahren, als der Niederländer längst die Nummer eins im Team war, knallte es. Beim Stadtrennen in Baku kam es 2018 zu einem knallharten Fight. Ricciardo war seit langer Zeit endlich wieder schneller als der Teamkollege, und diesem passte das gar nicht. Zunächst überholte er nach mehreren Beinahe-Unfällen erfolgreich, fiel dann jedoch durch die Boxenstopp-Strategie wieder hinter Verstappen zurück.

Obwohl Ricciardo eindeutig die bessere Pace hatte, ließ Red Bulls Teamführung den Kampf weiterlaufen - bis der bissige Honey Badger genug hatte. Obwohl Verstappen beim Run auf Kurve eins die Innenbahn kompromisslos abschirmte, setzte er beim Anbremsen zur Attacke an. Verstappen machte mit einem Move die Linie endgültig zu, sodass Ricciardo ihn in bester Bowling-Manier abräumte.

Das Resultat war nicht nur eine Nullnummer für Red Bull. Das Team verlor nach diesem Zwischenfall auch die Dienste von Ricciardo, der seinen Vertrag nicht verlängern wollte und stattdessen zu Renault ging: "Das hat bei meiner Entscheidung eine Rolle gespielt. Ich habe mich danach nie wieder so wie vorher gefühlt. In dem Moment, als ich mit ihm crashte, dachte ich mir: Das habt ihr verdient, das war eine Shitshow."

Die Kollision mit Max Verstappen 2018 in Baku führte zum Bruch Daniel Ricciardos mit Red Bull, Foto: Sutton
Die Kollision mit Max Verstappen 2018 in Baku führte zum Bruch Daniel Ricciardos mit Red Bull, Foto: Sutton

Ironie des Schicksals: Nachdem Riccciardo aufgrund von anhaltender Erfolglosigkeit bei McLaren 2022 sein F1-Cockpit verlor, schloss er wieder Frieden mit seinem Schicksal und mit Red Bull und steht in der Formel-1-Saison 2023 als Ersatzfahrer bei den Bullen unter Vertrag. Man sieht sich immer zweimal im Leben.

Formel 1 heute vor 22 Jahren: Eine Runde Mitleid für Mika

Trotz seiner beiden Weltmeistertitel galt Mika Häkkinen während seiner Formel-1-Karriere stets als Pechvogel. Ganze 96 Grands Prix musste das finnische Ausnahmetalent warten, bis es 1997 in Jerez das erste Mal ganz oben auf dem Podest stehen durfte. Doch einer seiner bittersten Pech-Momente sollte trotzdem erst nach den zwei WM-Titeln 1998 und 1999 kommen.

Am 29. April 2001 war Häkkinen in seinem McLaren-Mercedes auf dem Weg zu einem sicheren Sieg - seinem ersten der Saison. Nach der knappen WM-Niederlage gegen Ferrari und Michael Schumacher beim Finale 2000 in Suzuka erlebte er einen schleppenden Saisonstart. Gerade einmal vier Punkte hatte der damals 32-Jährige aus den ersten vier Rennen des Jahres mitgenommen, nachdem ihn in Brasilien bereits ein Motorschaden lahmgelegt hatte.

Beim Grand Prix von Spanien schien sich das Blatt endlich zu wenden. Der McLaren MP4-16 mit der Startnummer 3 stand im Grid gleich neben Pole-Sitter Michael Schumacher in der ersten Startreihe. Häkkinen verfolgte den amtierenden Weltmeister über die ersten beiden Stints des Rennens, um dann beim finalen Boxenstopp per Overcut die Führung zu übernehmen.

Mika Häkkinen verfolgte Michael Schumacher vom Start weg über weite Strecken des Rennens, Foto: LAT Images
Mika Häkkinen verfolgte Michael Schumacher vom Start weg über weite Strecken des Rennens, Foto: LAT Images

Mit freier Fahrt baute er seinen Vorsprung in den letzten 15 Runden auf unantastbare 42 Sekunden aus und hatte den vierten Sieg in Folge auf dem Circuit de Barcelona-Catalunya fest vor Augen. Doch die 65. und letzte Runde hielt für sein Rennen ein anderes Ende parat.

In Kurve zwei verlor Häkkinen plötzlich Vortrieb, der gerade erst überrundete Juan-Pablo Montoya zog in seinem BMW Williams mühelos vorbei. Wenige Sekunden später stiegen weiße Rauchwolken auf, Flammen schlugen aus dem Heck des McLaren Mercedes hervor - drei Kurven später war Feierabend.

Mika Häkkinen kam nach seinem bitteren Ausfall beim Formel-1-Rennen in Barcelona 2001 als Beifahrer zurück an die Box, Foto: LAT Images
Mika Häkkinen kam nach seinem bitteren Ausfall beim Formel-1-Rennen in Barcelona 2001 als Beifahrer zurück an die Box, Foto: LAT Images

Schumacher zog am geparkten Silberpfeil vorbei um seinen dritten Saisonsieg in Empfang zu nehmen. Ein völlig desillusionierter Häkkinen entstieg seinem Boliden und ließ sich in der Ehrenrunde von Teamkollege David Coulthard einsammeln, der sich als Taxifahrer zur Verfügung stellte. Der Frust war dem Finnen ins Gesicht geschrieben.

"Ich bin fertig mit den Nerven, ich kann das nicht glauben. Es hätte ein Feiertag werden können, es war heute so leicht. Ich musste nicht mal alles geben und bin zum Schluss spazieren gefahren," so sein erster Kommentar nach der Rückkehr in die Box. "Ich hätte jetzt gerne einen Punchingball. Ich muss ein paar Mal reinboxen um mich abzureagieren."

Jeder im Paddock fühlte mit dem Pechvogel. Selbst Profiteur Schumacher, der im Parc Ferme als erstes zu seinem Rivalen marschierte um ihn zu trösten. "Es tut mir sehr leid für Mika. Ihn auf der letzten Runde ausfallen zu sehen war schockierend", sagte der Ferrari-Pilot. Für Häkkinen waren diese Wort kaum ein Trost, aber ein Zeichen des Respekts.

"Das war eine tolle Geste von Michael. Er hat mir gesagt, dass es ihm leid tut, unter solchen Umständen gewonnen zu haben und dass der Sieg mir gehört", so Häkkinen. Mit 32 Punkten Rückstand war seine WM-Mission nach diesem Rückschlag bereits früh in der Saison erledigt. Mit zwei Siegen in Silverstone und Indianapolis verabschiedete er sich in einen Sabbatical, aus dem er nicht mehr zurückkehrte.

Michael Schumacher tröstet nach seinem Sieg den enttäuschten Mika Häkkinen, Foto: LAT Images
Michael Schumacher tröstet nach seinem Sieg den enttäuschten Mika Häkkinen, Foto: LAT Images

Was sonst noch geschah:

Vor 29 Jahren: Das schwarze Wochenende von Imola nimmt seinen Anfang. Rubens Barrichello verunfallte im ersten Qualifying am Freitag schwer, nachdem er in der Variante Bassa auf einem Kerb die Kontrolle über seinen Jordan verloren hatte. Der Brasilianer schlug mit über 200 km/h in die Reifenstapel ein. Mit einer gebrochenen Nase und einer Verletzung am rechten Arm hatte er Glück im Unglück. Zwei Wochen später stand er in Monaco wieder im Grid.

Vor 39 Jahren: Michele Alboreto gewinnt für Ferrari in Zolder. Der Italiener feierte beim Grand Prix von Belgien 1984 den dritten Sieg seiner Karriere. Zweiter wurde Renault-Pilot Derek Warwick, gefolgt von Rene Arnoux im zweiten Ferrari. Die deutsche F1-Hoffnung Stefan Bellof holte im Tyrrell als Sechster einen WM-Punkt. Durch einen Verstoß seines Teams gegen das Technische Reglement verlor er dieses Resultat im Nachgang jedoch an Rookie Ayrton Senna in Diensten von Toleman.

Vor 44 Jahren: Patrick Depailler triumphiert beim Grand Prix von Spanien in Jarama vor den Lotus-Piloten Carlos Reutemann und Mario Andretti. Sein erster Sieg für Ligier sollte der letzte seiner Formel-1-Karriere sein. Depailler zog sich wenige Wochen später bei einem Unfall mit dem Flugdrachen schwere Beinverletzungen zu und fiel für den Rest des Jahres aus. Wenige Monate nach seinem Comeback für Alfa Romeo in der Saison 1980 verunglückte er bei Testfahrten auf dem Hockenheimring in der Ostkurve tödlich.

Vor 50 Jahren: Beim Grand Prix von Spanien auf dem Circuit de Montjuïc gewinnt Lotus-Pilot Emerson Fittipaldi vor Francois Cevert im Tyrrell und George Follmer im Shadow. Für Letzteren bedeutete dieses Resultat das erste Podest im erst zweiten Formel-1-Rennen. Es sollte sein einziges bleiben.