Michael Schumacher hätte 2009 in der Formel 1 um ein Haar ein sensationelles Comeback für Ferrari gegeben. Doch der Traum der Tifosi scheiterte an einem Malheur des Rekordweltmeisters. Am 11. Februar 2009 war Schumi beim Training auf dem Superbike gestürzt. Monate später entpuppte sich der Ausrutscher als folgenschwerer Crash. In unserer History-Serie 'On This Day' schaut Motorsport-Magazin.com auf den Tag zurück, der die F1 um die märchenhafte Rückkehr Schumachers nach Maranello brachte.

Formel 1 heute vor 15 Jahren: Michael Schumachers verhängnisvolle Leidenschaft

Michael Schumacher testete 2009 die Aprilia von Maxi Biaggi, Foto: Pressefoto
Michael Schumacher testete 2009 die Aprilia von Maxi Biaggi, Foto: Pressefoto

Nach seinem ersten Rücktritt aus der Formel 1 Ende 2006 verfiel Michael Schumacher einer anderen Art des Motorsports. Der leidenschaftliche Motorradfahrer, der in Monaco gerne auf der Harley im Fahrerlager aufschlug, hatte sein Zweirad-Hobby auf die Rennstrecke verlagert. Im Jahr 2005 hatte er in Mugello das MotoGP-Bike von Ducati für einige Runden ausgeführt und war auf den Geschmack gekommen.

"Motorradfahren ist sicher gefährlicher, als wenn ich in der Zeit im Schaukelstuhl sitze. Aber zwischen Motorradfahren auf der Rennstrecke und auf der anderen Seite im Straßenverkehr ist ein großer Unterschied", sagt er damals im Gespräch mit der Bild über seine neue Freizeitbeschäftigung.

Schumi beeindruckt auf der MotoGP-Ducati

Der ehrgeizige Profisportler beließ es wenig überraschend nicht beim entspannten Selbstfindungstrip auf Trackdays. Ende 2007 stieg Schumacher in Valencia wieder auf ein MotoGP-Motorrad. Auf der Weltmeister- Ducati von Casey Stoner umrundete er den Circuit Ricardo Tormo 58-mal und beeindruckte mit einer Rundenzeit von 1:37.890 Minuten. Honda-Pilot Dani Pedrosa wurde im Rennen der Königsklasse mit einer schnellsten Runde von 1:32.748 Minuten gestoppt.

"Das ist schon nicht so leicht, hierherzukommen und Rundenzeiten zu fahren. Letztes Mal, als ich gefahren bin, war ich etwa 15 Sekunden langsamer. Also dachte ich mir, wenn ich auf zehn Sekunden herankomme, wäre das nett", so Schumacher, der sich Tipps bei Kumpel und MotoGP-Ikone Randy Mamola geholt hatte und zu dieser Zeit noch brav betonte: "Ich mache das hier nur zum Spaß, ich will keine Rennen fahren."

Michael Schumacher zog sich auf der Ducati von MotoGP-Weltmeister Casey Stoner achtbar aus der Affäre, Foto: LAT Images
Michael Schumacher zog sich auf der Ducati von MotoGP-Weltmeister Casey Stoner achtbar aus der Affäre, Foto: LAT Images

Schon bald folgten jedoch die ersten Amateurrennen in Serien wie dem KTM Superduke Battle. Mit den steigenden Ansprüchen stieg auch das Risiko. Schumacher ging auf der Suche nach dem Limit regelmäßig zu Boden. "Das Gefühl für das Vorderrad beim Motorrad zu finden, ist der Knackpunkt. Beim Hinterrad stellt man irgendwann fest, wo die Grenze ist", erklärte er seine Schwierigkeiten.

Schumacher sucht neue Herausforderungen auf dem Motorrad

Doch Schumi machte Fortschritte und die Hobbyrennen reichten ihm dann irgendwann doch nicht mehr: "Da bin ich irgendwie auch rausgewachsen und es macht keinen Spaß, wenn man immer vorne wegfährt." Also gab es einen weiteren MotoGP-Test sowie erste Teilnahmen im Rahmen der deutschen Superbike-Meisterschaft IDM.

Im Frühjahr 2008 stieg er in Mugello erneut auf die MotoGP-Ducati. Testfahrer Vittoriano Guareschi war verletzungsbedingt ausgefallen und das Werksteam wandte sich kurzerhand an Schumacher. Nach 42 Runden auf der GP8 stand eine 1:58.0 Minuten zubuche, womit der Rückstand auf Pedrosas schnellste Rennrunde im Vorjahr rund acht Sekunden betrug.

Insgesamt nahm Schumacher drei Mal auf der MotoGP-Ducati Platz, Foto: LAT Images
Insgesamt nahm Schumacher drei Mal auf der MotoGP-Ducati Platz, Foto: LAT Images

Fast zeitgleich bereitete sich Schumacher auf der Honda Fireblade im HRP-Team von Jens Holzhauer auf sein Abenteuer in der IDM vor. Jeden Monat gab es Nachrichten über einen Ausrutscher der F1-Legende. Jeder noch so kleine Fehler geriet an die Öffentlichkeit, auch wenn Schumacher mit dem Decknamen Marcel Niederhausen versuchte, unter dem Radar zu verschwinden.

"Er will einfach ein bisschen in Ruhe gelassen werden und etwas Neues ausprobieren", erklärte sein ehemaliger Manager Willi Weber damals. Im IDM-Fahrerlager aus Profis und Amateuren fühlte sich Schumacher wohl und erklärte, dass ihm genau diese ursprüngliche Art des Motorsports im stocksteifen Paddock der F1 zuletzt fehlte.

Sturz mit dem Superbike hat schwerwiegende Folgen

Auf der Rennstrecke machte Schumi in der IDM eine gute Figur. Der Rückstand zu seinem Teamkollegen, Champion Martin Bauer, bewegte sich zumeist zwischen zwei und drei Sekunden. Schumacher hütete sich davor, den Motorradsport in all seinen Facetten auszureizen. War es ihm zu nass, ließ er die Vernunft siegen und blieb in der Garage.

Zwei Jahre lang ging das neue Hobby gut, bis er im Februar 2009 beim Training im spanischen Cartagena unterwegs war. Beim Anbremsen auf die erste Kurve verlor er offenbar auf den Bodenwellen die Kontrolle über seine Honda CBR 1000 RR und kam im Kiesbett zu Sturz. In spanischen Medien ist zunächst von Bewusstlosigkeit bis hin zu Hirnverletzungen die Rede. Dem entgegen standen Berichte über Prellungen und Schürfwunden.

Die Wahrheit lag irgendwo dazwischen, sollte jedoch erst Monate später ans Tageslicht kommen. Nachdem Ferrari-Pilot Felipe Massa am 27. Juli beim Qualifying auf dem Hungaroring von einer Feder am Kopf getroffen wurde und schwere Verletzungen erlitt, fragte die Scuderia ihren ehemaligen Superstar als Edelreservist an - und der sagte prompt zu.

Michael Schumacher ging 2008 in der IDM auf einer Honda CBR 1000 RR an den Start, Foto: Motorsport Arena
Michael Schumacher ging 2008 in der IDM auf einer Honda CBR 1000 RR an den Start, Foto: Motorsport Arena

Traum von Michael Schumachers Ferrari-Comeback zerplatzt

Nur vier Tage nach Massas Unfall nahm Schumacher zur Vorbereitung auf das Comeback in Mugello in einem F2007 Platz. Den zu dieser Zeit von Ferrari eingesetzten F60 durfte er aufgrund des Testverbots nicht fahren. Die erste Orientierungsfahrt schien ein voller Erfolg zu sein. Der damals 40-Jährige war mit seinen Rundenzeiten und der Konstanz zufrieden, doch eines verriet er zunächst nicht.

Die beim Motorradunfall im Februar erlittenen Nackenverletzungen bereiteten ihm im Cockpit des Formelautos Schwierigkeiten. Am 11. August verkündet Schumacher, dass die Beeinträchtigungen zu groß sind, um für Ferrari an den Start zu gehen. "Ich habe absolut alles versucht, dieses Comeback auf Zeit möglich zu machen, aber zu meinem größten Bedauern klappt es nicht", so der Kerpener.

In der Woche nach seinem Test hatten er und seine Ärzte versucht, die Verletzung zu behandeln, doch der Erfolg blieb aus: "Die Schmerzen im Nacken, die nach dem privaten F1-Tag in Mugello auftraten, haben wir leider nicht in den Griff bekommen - auch wenn wir alles versucht haben, was medizinisch und therapeutisch machbar ist."

Im Ferrari F2007 bereitete sich Michael Schumacher 2009 in Mugello auf das Ferrari-Comeback vor, Foto: Ferrari
Im Ferrari F2007 bereitete sich Michael Schumacher 2009 in Mugello auf das Ferrari-Comeback vor, Foto: Ferrari

Enttäuschter Schumi lässt sich nicht von F1-Rückkehr abbringen

Für Schumi wäre die Rückkehr ins Ferrari-Cockpit weit mehr als nur ein unverbindlicher Ausflug gewesen. Der siebenfache Weltmeister war Feuer und Flamme, wieder für seinen alten Arbeitgeber ins Geschehen einzugreifen. "Ich bin zutiefst enttäuscht. Mir tut es wahnsinnig leid für die Jungs bei Ferrari und alle die Fans, die mir die Daumen gedrückt haben", erklärte er.

Anstelle von Schumacher fuhr zunächst Langzeit-Testfahrer Luca Badoer zwei Rennen für Ferrari, jedoch ohne Erfolg. Der Italiener wurde schnell wieder auf die Ersatzbank geschickt und stattdessen kam Landsmann Giancarlo Fisichella zum Zug, der bei Force India abgeworben wurde. Er blieb wie Badoer ohne Punkte. Bei Schumacher hatten sich die Pläne für eine Rückkehr hingegen trotz der Enttäuschung verfestigt. Am 23. Dezember 2009 gab das neue Mercedes -Werksteam seine Verpflichtung bekannt. Der Rest ist Geschichte.

Formel 1 heute vor 65 Jahren: Super Sub Roberto Moreno wird geboren

Roberto Moreno brachte es in der Formel 1 zwischen 1982 und 1995 auf 44 Starts. Den Großteil seiner Rennen in der Königsklasse bestritt der Brasilianer als Ersatzmann. Schon sein erster Einsatz für Lotus kam durch einen Handgelenkbruch bei Nigel Mansell zustande. Der Auftritt in Zandvoort war jedoch nicht von Erfolg gekrönt.

Moreno verpasste die Qualifikation und verschwand durch diese Fehlleistung zunächst vom F1-Radar. Fünf Jahre später tauchte er nach Erfolgen in Formel 3 und Formel 3000 wieder auf. Mit Hinterbänklern wie AGS oder Coloni war kein Blumentopf zu gewinnen, doch 1990 eröffnete sich ihm die nächste große Chance. Als Alessandro Nannini bei einem Helikopterabsturz schwer verletzt wurde, meldete sich Benetton bei Moreno.

Roberto Moreno erlebte 1990 und 1991 mit Benetton seine erfolgreichste Zeit in der Formel 1, Foto: Sutton
Roberto Moreno erlebte 1990 und 1991 mit Benetton seine erfolgreichste Zeit in der Formel 1, Foto: Sutton

Der 31-Jährige stieg in Suzuka in den B190 und wurde auf Anhieb Zweiter hinter Teamkollege Nelson Piquet. Diese Leistung brachte ihm bei den Italienern ein Stammcockpit für 1991, aus dem er nach elf Rennen von Michael Schumacher verdrängt wurde. In der Folge startete er spontan für Jordan, Minardi, Andrea Moda und Forti. Nach seiner F1-Laufbahn zog es ihn in die CART Series, wo er als Super Sub bekannt wurde und mehrere Siege feierte.

Was sonst noch geschah:

Vor 51 Jahren: Auf der Rennstrecke von Interlagos steigt der erste Grand Prix von Brasilien im Rahmen der Formel 1. Bei der zweiten Saisonstation nach dem Auftakt in Argentinien wurde die Königklasse von den brasilianischen Fans überschwänglich empfangen. Kein Wunder, hatte das Land mit Emerson Fittipaldi doch im Vorjahr seinen ersten Weltmeister gefeiert. Emmo sollte bei seinem Heimspiel nicht enttäuschen. Der Lotus-Pilot startete hinter Teamkollege Ronnie Peterson von Startplatz zwei ins Rennen und gewann souverän vor Jackie Stewart im Tyrrell. Denny Hulme (McLaren) komplettierte als Dritter das Podest.

Vor 90 Jahren: Im britischen Ort Tatsfield in der Grafschaft Surrey wird am 11. Februar 1934 John Surtees geboren. Der Brite ist bis heute der einzige Rennfahrer, der sowohl die Motorradweltmeisterschaft als auch die Formel-1-Weltmeisterschaft gewinnen konnte. Zwischen 1952 und 1960 nahm er in den Klassen 250cc, 350cc und 500cc an insgesamt 51 Grand Prix teil. Nach 38 Siegen und sieben WM-Titeln für Norton und MV Agusta wechselte er in die Königsklasse des Automobilsports, in der er bis 1972 aktiv sein sollte. Der Weltmeistertitel mit Ferrari krönte 1964 seine F1-Laufbahn. Am 10. März 2017 verstarb Surtees in London.

Lust auf mehr Geschichten aus der Historie der Formel 1? Gestern vor 14 Jahren stellte Red Bull den RB6 vor. In diesem Artikel erfahrt ihr mehr über das erste WM-Auto von Sebastian Vettel: