Der Formel-1-Elite von Red Bull und Ferrari klappte am ersten Trainingstag der Formel 1 2019 in Australien glatt die Kinnlade herunter. Weltmeister Mercedes deklassierte seine Gegner am Freitag in Melbourne deutlich. Red-Bull-Berater Dr. Helmut Marko ist ratlos. Von Mercedes-Dominanz kalt erwischt, Red Bull immer noch auf der Suche nach dem richtigen Rezept für den RB15.

Zweite Kraft hatten Sie prognostiziert, aber es sich wahrscheinlich ein bisschen anders gedacht...
Helmut Marko: Richtig. Erstens nicht so weit hinten und zum anderen eher hinter Ferrari als hinter Mercedes. Also das überrascht schon. Die Dominanz von Mercedes ist unglaublich. Da müssen wir schauen, was wir da noch finden können.

Haben Sie eine Erklärung dafür, warum Mercedes jetzt so stark ist?
Helmut Marko: Eine Erklärung ist, dass sie in Barcelona mit den Benzinmengen geblufft haben. Oder, dass sie ihre Probleme, die sie hatten, das haben wir ja gesehen, optimal aussortiert haben. Wir sind nicht ganz dort, wo wir sein sollen. Das ist aber irgendwo auch nicht unerwartet, da wir durch den Crash [von Pierre Gasly am vorletzten Tag der Testfahrten] nie unser komplettes Paket zum Einsatz bringen konnten. Wir sind immer noch an den Abstimmungsarbeiten dran und tüfteln, sind eigentlich nicht richtig weitergekommen. Aber trotzdem, das sind eigentlich nur ein paar Zehntel und nicht der Rückstand, den wir jetzt auf Mercedes haben.

Aber wenn wir uns den Rückstand vom Mittelfeld auf Red Bull und Ferrari anschauen, ist der unerwartet gering. Es sieht so aus, als wären Red Bull und Ferrari auch im Vergleich zu diesen Teams noch nicht dort, wo sie eigentlich sein sollten...
Helmut Marko. Na ja, die haben sicherlich aufgeschlossen. Und wenn Verstappen eine klare Runde hat, dann sind schon noch einige Zehntel drin. Aber in der Relation ist es ein völlig anderes Bild.

Warum ist Verstappen seine schnelle Runde erst so spät gefahren?
Helmut Marko: Wir haben gewisse Programme und wollten mit gleichen Reifen sehen, wie sich die Chassisveränderungen auswirken. Das wäre durch neue Reifen übertüncht worden und wir wollten da ein klareres Bild bekommen. Wir verstehen das Auto noch nicht ganz. Und dann kam noch das Pech dazu, dass Giovinazzi rausfuhr und ihn in seiner Aufwärmrunde blockiert hat. Wir dachten, es sei frei. Es ist schwierig.

Red Bull: Formel-1-Saisonvorschau 2019 (12:32 Min.)

Reicht die Zeit denn morgen im dritten Training, um im Qualifying da zu sein, wo sie hin möchten?
Helmut Marko: Das wird eng.

Also sehen wir in Australien eher keinen Red Bull in der ersten Startreihe?
Helmut Marko: Das glaube ich nicht. Das einzige, was noch mitspielen könnte: es soll ja um sieben bis zehn Grad wärmer werden, und dass sich daraus plötzlich ein Verschiebung ergibt. Nachdem sich von Barcelona zu hier auch so eine kräftige Verschiebung ergeben hat...

Das Qualifying war in der Vergangenheit immer der Angstmodus für Red Bull, aufgrund der Qualifying-Modi bei den Motoren.
Helmut Marko: Den Qualifying-Modus haben wir jetzt. Wie weit wir ihn haben, das werden wir morgen sehen.

Am Ende gab es noch ein Problem beim Gasly.
Helmut Marko: Das war nur ein Sensorproblem.

Auf der anderen Seite hatte Albon im Toro Rosso noch ein paar Probleme, hier warm zu werden.
Helmut Marko: Das würde ich nicht sagen. Der ist zu heiß geworden. Der muss sich ein bisschen zurückhalten.

Ist Abstand zwischen Red Bull und Toro Rosso ihrer Ansicht nach zu gering?
Helmut Marko: Na ja, ich würde sagen, mit korrigierten Benzinmengen ist es etwa eine Sekunde.

Dann ist Toro Rosso heute das aggressivere Programm gefahren?
Helmut Marko: Davon gehen wir mal aus, ja.