Renault-Neuzugang Daniel Ricciardo hat an seinem zweiten Tag im Cockpit des R.S.19 einen abwechslungsreichen Vormittag erlebt. Ehe der Australier seinen Formel-1-Boliden für die Nachmittagssession bei den Testfahrten in Barcelona an Nico Hülkenberg übergeben musste, drehte Ricciardo zwar nur 28 Runden. Doch die hatten es in sich.

Vor allem wegen eines Vorfalls, der überhaupt dazu führte, dass es nur 28 Runden wurden. Plötzlich verlor sein Bolide auf der langen Start/Ziel-Geraden des Circuit de Barcelona-Catalunya bei voller Fahrt einfach mal das obere Element des Heckflügels. In Kurve eins flog der Australier daraufhin komplett unkontrolliert ab, entging nur knapp einem Mauerkontakt.

So beschreibt Ricciardo seinen Test-Abflug

"Es war etwas kurz", hadert Ricciardo deshalb etwas mit seinem zweiten halben Testtag. Ein paar Eindrücke sammelte der Australier dennoch. Zum Beispiel zum Gefühl mit jenem Heckflügel. "Als er noch dran war, war es okay!", scherzt Ricciardo. "Als er gebrochen ist, war es, als wäre ich mit offenem DRS in die Kurve gefahren. Ich habe gebremst, aber das Auto einfach sofort verloren und mich gedreht", schildert er den Vorfall.

Renault selbst kommentierte zu dem Defekt bis dato nur via Twitter, ebenfalls scherzhaft: "Wir testen seine Reaktionsfähigkeiten. Sie sind gut." Trotz des vermiedenen Einschlags gings es danach jedoch nicht mehr weiter, immerhin musste der Flügel auch so erst wieder instand gesetzt werden. "Das hat etwas gedauert, klar. Zumal du bei Testfahrten nicht so viele Teile hast. Mein Morgen war danach deshalb erledigt", berichtet Ricciardo.

Ricciardo fährt 'ermutigenden' Renault-Longrun

Immerhin Hülkenberg konnte nach der einstündigen Mittagspause dann das geplante Programm wieder fortsetzen. Ricciardo unterdessen äußerte sich derweil zu seinen Erkenntnissen bis zum Abflug. Und die fallen positiv aus. "Ich denke, ich war ziemlich ermutigt. Der Run, den ich vor dem DRS-Fehler hatte, war nämlich ein ordentlicher Longrun von vielleicht 15 Runden. Und der sah vielversprechend aus", sagt Ricciardo.

Damit zielt der 'Honeybadger' nicht auf den Vergleich zur Konkurrenz, sondern schlicht sein eigenes Gefühl. "Es ist gerade noch etwas schwierig mit der Referenz. Du weißt jetzt noch nicht wirklich viel. Aber die Reifen funktionierten auf dem Longrun auf jeden Fall. Und ich war in der Lage, die Reifen am Ende des Runs zurückzubekommen. Wir sind in die 1:23er gedriftet, kamen dann aber wieder in die 1:22er", beschreibt Ricciardo den Stint.

Ricciardo: So hilft er Renault mit Red-Bull-Wissen

"Das Reifenverhalten war recht gut, ziemlich ermutigend, was nicht nur mit dem Reifen, sondern auch dem Verhalten des Autos zusammenhängt", ergänzt Ricciardo einen wertvollen Faktor. Gerade, weil sein Vergleich aus dem Vorjahr Red Bull heißt. Die Bullen-Boliden sind bekanntlich besonders gutmütig zu den Reifen.

Formel 1 2019: Impressionen vom 1. Testtag in Barcelona (08:28 Min.)

Konkret auf diesen Vergleich angesprochen relativiert Ricciardo seine Einschätzung auch nicht großartig: "Es war einfach ziemlich ermutigend, wie das Auto mit den Reifen umgegangen ist. Es gab keine Klippe nach der nichts mehr ging. Aber mit wenig Benzin sind wir noch gar nicht gefahren. Deshalb würde ich nur sagen, dass der Reifenverschleiß auf dem Longrun im ersten Eindruck ganz gut war. Wir sind dabei."

Generell fällt der Name Red Bull rund um Daniel Ricciardo noch immer häufig. Nicht nur in seiner Medienrunde in Barcelona, sondern auch bei Renault. Immerhin gilt es, jedes nur erdenkliche Wissen anzuzapfen. Kann sich Renault über Ricciardo etwas bei den Bullen abschauen? "Technisch kann ich nicht viel helfen", relativiert der Australier.

"Aber ich versuche auf jeden Fall da Feedback über gewisse Dinge zu geben, die ich im Auto spüre. Ich kann sagen, was ich in der Mitte der Kurve fühle, wenn ich von der Bremse gehe. Das wir da [bei Red Bull, Anm. d. Red.] schon mehr Gas geben konnten. Das sind so Dinge, die ich da anmerke. Auch das Team geht da auf mich zu fragt, was zu tun ist, um uns in die richtige Richtung zu bringen und auf welche Bereiche wir mehr Wert legen sollten", beschreibt Ricciardo.

Immerhin: Bei all dieser noch immer großen Bedeutung von Red Bull hat Ricciardo bis dato immerhin Verwechslungen vermieden. "Eben warteten die Jungs von Red Bull in der Box auf Gasly als ich reinkam. Da habe ich mal gewinkt, als ich vorbeigefahren bin", berichtet Ricciardo. "Es fühlt sich aber alles gar nicht so seltsam an, wie ich es erwartet hatte Ich war jetzt eigentlich seit 2008 immer in Navy-Blue unterwegs, aber alles gut."