Scuderia Ferrari Mission Winnow. So lautet 2019 der Teamname des traditionsreichsten Rennstalls der Formel 1 laut offizieller FIA-Starterliste. Mission Win was? Dabei handelt es sich um eine Initiative von Philip Morris. Bereits seit Jahrzehnten ist der Tabakkonzern, insbesondere in Form der Hausmarke Marlboro, Sponsor des Ferrari-Teams.

Philip Morris zufolge will man mit der Kampagne ein Umdenken der Unternehmensphilosophie symbolisieren. 'Mission Winnow' soll nicht wörtlich für 'Gewinne jetzt' stehen, sondern vielmehr im übertragenen Sinn bedeuten, die Spreu vom Weizen zu trennen. Mit der Initiative will man sich 'dem Unnötigen' entledigen und 'das Gute extrahieren'. Konkret soll das, so der Konzern, in eine rauchfreie Zukunft führen.

Ferrari und die versteckte Marlboro-Werbung

Zum ersten Mal stellte Ferrari 'Mission Winnow' bereits beim Japan GP 2018 vor - in Form einer neuen Lackierung des Boliden samt diverser 'MW'-Logos und des ganzen prominenten auf den Rennanzügen der Fahrer platzierten Schriftzugs.

Schon zu diesem Anlass war nicht wenigen Kennern der Sponsoring-Vorgeschichte des italienischen Teams klar: Hier versucht Philip Morris nicht plötzlich den gesundheitsaktivistischen Samariter zu geben, sondern vielmehr die seit Mitte der 2000er-Jahre global zunehmend verschärften Tabakwerbeverbote geschickt zu umgehen.

Bei Weitem kein Novum. So war Ferrari einst das letzte aller F1-Teams, bei dem mit Marlboro der Schriftzug einer Tabakmarke von Boliden & Co. verschwand. Die an eine Zigarettenschachtel erinnernde Lackierung jedoch blieb, es gab kontrovers diskutierte Balken, Barcodes & Co. Jedenfalls genug, um an Marlboro zu erinnern. Für Philip Morris war die Werbewirkung durchgehend effektiv genug, um weiter Millionensummen in dieses Sponsoring zu stecken.

Wird Sebastian Vettel noch einmal F1-Weltmeister?: (26:47 Min.)

Doch mit Mission Winnow geht der Trend (zusätzlich und in gleicher Form bei Ducati in der MotoGP) nun wieder in die andere Richtung. Erstmals seit Jahren taucht wieder ein echter Schriftzug auf, jetzt eben auch im Teamnamen - ähnlich wie der Rennstall einst schon offiziell als 'Scuderia Ferrari Marlboro' firmierte. Hinzukommen werden auch 2019 die Logos, Gerüchten aus Italien zufolge soll die neue Lackierung noch mehr auf die Kampagne fokussieren.

Mission Winnow: Werbung für Kampagne statt Marke

Der (scheinbar) geschickte Kniff: Weil es sich um eine Kampagne handelt - keine Zigarettenmarke und kein Tabakerzeugnis - verstoßen Ferrari und Philipp Morris nicht gegen Tabakwerbeverbote. Scheinbar, weil nun erstmals echter Gegenwind aufzieht. Also mehr als manch kritischer oder einordnender Medienbericht wie zuletzt auch auf Motorsport-Magazin.com.

Wie 'The Age', eine Tageszeitung im australischen Melbourne, berichtet, untersuchen Down Under aktuell gleich drei Behörden respektive Ministerien, ob 'Mission Winnow' nicht doch gegen Tabakwerbeverbote verstößt. Und das nur gut einen Monat bevor Ferrari zum Formel-1-Saisonstart 2019 nach Melbourne reist.

Vor Formel-1-Saisonstart: Untersuchungen in Australien

Genauer gesagt handelt es sich um zwei voneinander unabhängige Vorgänge. Auf der einen Seite prüfen das staatliche Gesundheitsministerium und dessen Pendant des Bundesstaates Victoria, in dem die Formel-1-Strecke von Melbourne liegt.

Ferraris Marlboro-Geschichte Teil 1: Erst verschwand der Schriftzug ..., Foto: Sutton
Ferraris Marlboro-Geschichte Teil 1: Erst verschwand der Schriftzug ..., Foto: Sutton

Auf der anderen untersucht auch die australische Behörde für Kommunikation und Medien den Fall Ferrari - in diesem Fall bereits seit der Übertragung des Japan GP 2018 im australischen Fernsehen. Jenem Rennen also, in dem Mission Winnow erstmals auf die Boliden von Sebastian Vettel und Kimi Räikkönen lackiert worden war.

Gestartet wurden die Untersuchungen nach Beschwerden des australischen 'Anti-Rauch-Aktivisten' John Cunningham. "Es (Mission Winnow, Anm. d. Red.) hat nichts mit F1-Autos zu tun, das ist sicher", zitiert 'The Age' Cunnigham. Wer sich die Website der Initiative nur genauer anschaue, würde merken, worum es dem Tabakkonzern wirklich gehe: "Nicht dem Wohl ihrer Kunden, sondern dem Wohl seiner Profite und seiner Anteilseigner."

Tatsächlich findet sich auf Website der 'Mission Winnow' im FAQ-Bereich jedoch auch eine passende (rhetorische) Frage zum Thema. "Ich verstehe einfach nicht, wie das erlaubt sein kann. Ist Tabakwerbung im Sport nicht verboten?", fragt Philipp Morris hier selbst.

Die Antwort des Konzerns auf seine eigene Frage: "Die Tabakindustrie ist ein stark reguliertes Gebiet und wir respektieren immer die Gesetze, die für unsere Aktivitäten gelten. Diese Kampagne bildet da keine Ausnahme und respektiert alle geltenden Gesetze, einschließlich jener zur Bewerbung und Promotion von Tabakprodukte. Die Kampagne bewirbt oder promotet keinerlei Markenprodukte."

Ferraris Marlboro-Geschichte Teil 2: ... dann war es plötzlich ein Barcode, Foto: Sutton
Ferraris Marlboro-Geschichte Teil 2: ... dann war es plötzlich ein Barcode, Foto: Sutton