Eigentlich waren wir auf einen ruhigen Formel-1-Tag eingestellt. Haas wollte die neue Lackierung mit dem neuen Hauptsponsor Rich Energy vorstellen, aber Lackierung ist eben nur Farbe. Dann kam alles anders: Parallel zum Event in London schickte Haas Renderings des 2019er Boliden. Sechs dunkle computeranimierte Bilder, die nicht nur die neue Lackierung zeigten, sondern auch das neue Auto.

Auf den ersten Blick ist nicht besonders viel zu erkennen, doch mit ein wenig Hilfe von Bildbearbeitungsprogrammen lässt sich schon ein ganzes Auto mit ersten Details sehen. Launch-Bilder sind immer mit Vorsicht zu genießen, erst recht wenn es sich dabei um Renderings und keine echten Fotos handelt.

Um der Konkurrenz keine Geheimnisse zu verraten, werden die Fahrzeuge oftmals deutlich simpler abgebildet als sie dann beim ersten Test oder gar beim Saisonauftakt erscheinen. 2019 ist es etwas kurios: Weil das Reglement vor allem die Frontflügel extrem in ihrer Komplexität beschneidet, ist nicht ganz klar, was vom neuen Reglement kommt und was der Launch-Spezifikation zuzuschreiben ist.

Der neue Frontflügel wirkt extrem simpel, Foto: Haas F1 Team
Der neue Frontflügel wirkt extrem simpel, Foto: Haas F1 Team

Denn das fällt am Haas VF-19 sofort auf: Der Frontflügel ist wirklich so simpel, wie das vom Regelhüter angedacht war. Fünf Hauptelemente, darauf keine komplexen Aufbauten und darunter keine zahlreichen Leitbleche. Auch die Endplatte sieht geradezu lächerlich einfach aus. Im direkten Vergleich mit seinem Vorgänger wirkt der 2019er Flügel wie aus der Formel 2 geklaut.

Viele Fans hatten optisch vor den enormen Auswüchsen Angst. Die 2018er Generation war mit 1,80 Meter Spannweite schon nicht klein, die neuen Flügel erstrecken sich über die vollen 2,00 Meter Fahrzeugbreite. Doch das sieht weniger schlimm aus als gedacht. Auch weil der Heckflügel wächst und damit die Proportionen wieder etwas stimmen.

2019er Reglement macht Autos cleaner

Die Nasenform hat sich am Haas im Vergleich zum Vorjahr kaum geändert. Die Pylonen, die Flügel und Nase verbinden, scheinen nun etwas größer auszufallen. Das kann auch mit dem restlichen Konzept unter der Fahrzeugfront zu tun haben: Wie schon die meisten Teams 2018, hat nun auch Haas einen S-Schacht. Der Austritt an der Oberseite des Chassis auf Höhe der Vorderachse ist gut sichtbar, nicht jedoch, wo die Luft eingezogen wird. Genauso wenig sind die komplexen Turning-Vanes an der Unterseite des Chassis zu erkennen.

Der neue Haas hat nun einen S-Schacht, Foto: Haas F1 Team
Der neue Haas hat nun einen S-Schacht, Foto: Haas F1 Team

Auch die Vorderachse wurde vom Reglement vereinfacht. Die Bremsbelüftung wirkt am Launch-Modell von Haas fast verstümmelt, so hat man sich an die extremen Auswüchse der vergangenen Jahre bereits gewohnt. Die einst durchblasene Radnabe muss nun geschlossen sein.

Interessant: Auf den Bildern ist an den Felgen eine kleine Wulst zu erkennen. Manch einer vermutet hier einen geschickten Trick, wie Haas weiterhin Luft aus dem Rad blasen will. Der Trick könnte aber für Probleme sorgen, schon im vergangenen Jahr gab es aufgrund einer gelochten Distanzscheibe bei Mercedes großes Aufsehen. Die FIA wollte die Angelegenheit bis 2019 geregelt haben. Man darf gespannt sein, was die nächsten Wochen bringen.

Die Bargeboards hinter der Vorderachse sind das Prunkstück eines modernen Formel-1-Autos. Sie wurden 2019 nur etwas in ihren Ausmaßen beschnitten, behalten aber ihre Komplexität. Vergleicht man den VF-19 mit seinem Vorgänger, sieht man einen Unterschied wie Tag und Nacht. Aber Vorsicht: Auf den 2018er Launch-Fotos ist nur eine sehr rudimentäre Version zu sehen.

Frontflügel20182019
Breite18002000
Höhe200225
Tiefe750775
Zahl FlügelelementeUnbegrenztMax. 5
Endplatten-WinkelUnbegrenztMax. 15°
Bargeboards20182019
Höhe475350
Heckflügel20182019
Breite9501050
Höhe800870
Tiefe710810
DRS-Slot6585

Die letzte Haas-Ausbaustufe 2018 ist der der 2019er Version schon sehr ähnlich. Gut sichtbar ist nur der Höhenunterschied der horizontalen Seitenkastenflügel. Dieser Bereich durfte bislang 475 Millimeter hoch sein, 2019 nur noch 350 Millimeter.

Haas Seitenkästen 2019 viel aggressiver

Am Seitenkasteneinlass hat sich eine Menge getan. Es wirkt, als wäre das untere Crashelement ein Stück nach oben gewandert. Dadurch wandert der gesamte Einlass nach oben. Das Leitblech über dem Seitenkasten teilt den Einlass nicht mehr in unten und oben. Die Partie wirkt nun deutlich aggressiver.

Unterschiede sind auch am Spiegel zu erkennen. Im neuen Reglement wird die Position und die Anbringung recht klar definiert - was in der Vergangenheit nicht der Fall war. Haas nutzt die beiden erlaubten Halterungen aus. An der Innenseite des Spiegels wächst eine Leitblech-Halterung Richtung Monocoque, an der Unterseite geht ein kleiner geschwungener Steg Richtung des horizontalen Seitenkastenflügels.

Das 2019er Reglement schreibt den Formel-1-Teams die Position der Spiegel vor, Foto: Haas F1 Team
Das 2019er Reglement schreibt den Formel-1-Teams die Position der Spiegel vor, Foto: Haas F1 Team

Die Airboxöffnung wirkt unverändert und beinhaltet weiterhin drei größere Kanäle. Auf der Airbox sitzt am neuen Haas direkt hinter dem Kameragehäuse ein kleines Leitblech. Ein ähnliches sah man vor einigen Jahren am Ferrari. Gut sichtbar ist es, weil die Finne auf der Motorabdeckung erst etwas weiter hinten beginnt.

Die Finne nutzt hinten weiterhin den maximalen Raum und fällt exakt wie vom Reglement vorgeschrieben ab. Interessant: Die Finne wirkt flächiger, weil die Motorabdeckung etwas früher abfällt. Das könnte auch damit zu tun haben, dass das Auto etwas länger geworden ist. Genau lässt sich das nicht sagen, weil die Fotos im Vergleich zum Vorjahr eine leicht andere Perspektive aufweisen.

Der Trend ging aber die letzten Jahre schon zu immer längeren Radständen. Die fünf Extra-Kilogramm Benzin, die 2019 Platz haben müssen, dürften dabei nur eine untergeordnete Rolle spielen. Die Chassis mussten zwar deshalb überarbeitet werden - die Tanks befinden sich in der Sicherheitszelle - doch die Streckung aus diesem Grund dürfte sich in Grenzen halten.

Die Motorabdeckung senkt sich am 2019er Auto früher ab, Foto: Haas F1 Team
Die Motorabdeckung senkt sich am 2019er Auto früher ab, Foto: Haas F1 Team

Als eines der wenigen Teams stelle Haas schon 2018 den Heckflügel auf zwei Streben - diese Philosophie bleibt. Der T-Flügel zeigt nun aber in die andere Richtung. Im Vorjahr öffnete er sich noch nach oben, beim neuen Modell zeigt die Öffnung wie schon bei Ferrari 2018 nach unten.

Die Wastegate-Pipes, die zwei kleinen Röhrchen für energiereiche Abgase, die am Turbolader vorbeigeleitet wurden, sind nun im Schneemann-Style angeordnet. Unten das Hauptrohr, darüber die beiden kleinen Wastegate-Röhrchen. Zuvor wuchsen dem Hauptrohr zwei Mickey-Mouse-Öhrchen an der Unterseite. Beim alten Design lagen die kleinen Rohre außerhalb der beiden Heckflügelstreben.

Weil auch der Heckflügel reglementbedingt wuchs, ist die Draufsicht ebenfalls nicht für einen Längenvergleich geeignet. Die neuen Dimensionen lassen sich hingegen deutlich erkennen. Die Schlitze in den Endplatten sind Geschichte, die ausgestellten Übergänge bleiben.