Neue Saison, neue Regeln. In Australien startet die Formel 1 an diesem Wochenende in die Saison 2019. Auch in diesem Jahr ist in Melbourne - Formel-1-Fans sind inzwischen daran gewöhnt - viel Neues dabei. Sportlich und technisch haben sich viele Kleinigkeiten angesammelt, die es zu optimieren galt. Motorsport-Magazin.com hat alle Neuerungen im Reglement, im Feld in der Technik und auch sonst überall zusammengefasst.

Das Technische Reglement der Formel 1 2019

Neue Aerodynamik: Überholen soll einfacher werden. Deshalb einigten sich die Teams einstimmig kurzfristig auf kleinere Modifikationen an der Aerodynamik. Die Änderungen wirken auf den ersten Moment klein, sollen das Überholproblem aber um 20 Prozent verbessern.

Der Frontflügel verliert an Komplexität, darf nur mehr fünf Hauptelemente beinhalten. Um nicht zu viel Performance zu verlieren, ändern sich die Maße. Er wächst von 1,80 Meter auf 2,00 Meter Breite, gleichzeitig wird er 2,5 Zentimeter tiefer und 7,5 Zentimeter höher.

Auch die Bardge Boards werden beschnitten, hier dürfen sich die Ingenieure nur noch bis zu einer Höhe von 35 statt wie bisher 47,5 Zentimeter austoben, dafür dürfen sie 10 Zentimeter länger werden.

Der Heckflügel wächst um 10 Zentimeter auf 1,05 Meter Breite. Gleichzeitig wird er um sieben Zentimeter höher, hängt jetzt auf 87 Zentimeter. In der Tiefe legt er um zehn Zentimeter auf nun 81 Zentimeter zu. Der DRS-Effekt wird größer, der Flap darf sich nun 8,5 statt wie bisher 6,5 Zentimeter öffnen.

Insgesamt soll die Performance unter den Regeländerungen etwas leiden, dafür wird die Überholproblematik entschärft. Wir haben uns das neue Aerodynamik-Reglement auch im Detail angeschaut, den Text dazu gibt es am 02. Januar 2019.

Fahrergewicht: Schwere Fahrer haben im Motorsport einen Nachteil. Ballast kann nicht an strategisch wichtige Punkte verteilt werden oder die Piloten müssen sogar übergewichtig an den Start gehen. Um den Nachteil auszumerzen, gibt es 2019 ein Mindestgewicht, das für Fahrer und Sitzschale gilt. Fahrer samt Montur müssen zusammen mit ihrem Sitz mindestens 80 Kilogramm wiegen.

Mindestgewicht: Die Autos werden zur Saison 2019 noch einmal schwerer. Das Mindestgewicht samt Fahrer steigt von 733 auf 743 Kilogramm. Damit setzt sich der Trend der letzten Jahre fort, die Formel 1 wird immer schwerer. Sicherheit und Hybrid-Technologie drücken aufs Gewicht.

*Ab 1995 Fahrzeuggewicht inklusive Fahrer

Benzin: Am Rennstart werden die Autos sogar noch schwerer. Grund: Das Benzinlimit wurde angehoben. 110 Kilogramm feinster Rennsprit dürfen nun über eine Renndistanz verbrannt werden. Das sind fünf Kilogramm mehr als bisher. Man will die Benzinspar-Thematik damit entschärfen.

Ölverbrennung: Ein lästiges Thema der letzten Jahre. Weil vermutet wurde, dass absichtlich Öl in den Brennraum geführt wird, um die Leistung zu erhöhen, gibt es immer wieder neue Regeln für das Motoröl. 2019 kommt ein Kapitel hinzu: Alle zusätzlichen Öltanks müssen zu Beginn jeder Trainingssession und im Qualifying leer sein.

Reifen: Pirelli bringt ein paar Neuerungen an den Start. Die Reifen wurden überarbeitet, Mischungen und Konstruktionen sind neu. 2019 gibt es 'nur' noch fünf verschiedene Mischungen, zuvor waren es sieben. Gleichzeitig gehören Hypersoft, Ultrasoft und Co. der Vergangenheit an: Die Reifen heißen nur noch Soft, Medium und Hard. Rot, gelb und weiß sind die neuen Farben. Dabei können sich an jedem Wochenende unterschiedliche Mischungen hinter den Namen verbergen.

Die Regeln wurden geändert, um die Rennen für die TV-Zuschauer nachvollziehbarer zu machen - Hardcore-Fans verwirrt das System eher. Trotzdem gibt es hier auf Motorsport-Magazin.com weiterhin alle Informationen, welche Mischungen sich an welchen Wochenenden hinter Soft, Medium und Hard verstecken.

Mischung 2018Mischung 2019Vgl. Konstruktion
Superhard--
HardC1Neu
MediumC2Neu
SoftC3Neu
Supersoft--
UltrasoftC4/C4 backupNeu
HypersoftC5Neu

Neue Lichter: Die Formel 1 wird noch sicherer. Um bei schlechten Bedingungen für bessere Sichtbarkeit zu sorgen, gibt es von nun an zusätzliche Heckleuchten. Die zentrale Regenleuchte an der Crashstruktur bleibt, dazu kommen nun LED-Lichtleisten an den Heckflügelendplatten.

Halo: Der Cockpitschutz bleibt an sich unverändert, nur die Regeln für die Aero-Elemente ändern sich geringfügig. Damit sich Streckenposten bei der Bergung nicht verletzen, gilt nun ein Radius von 2 Millimeter als Untergrenze für die Karbon-Anbauteile.

Kameras: Apropos Halo: 2018 fluchten viele Fans nicht nur wegen der Optik des Halo, sondern auch, weil die Sicht der Onboard-Kamera dadurch behindert wurde. Während der Saison konnten keine Änderungen vorgenommen werden, weil die Kamerapositionen im Technischen Reglement festgelegt sind. 2019 wurden die Positionen überarbeitet, um einen besseren Blick zu haben.

Mercedes experimentierte bei Testfahrten bereits mit den Heckflügel-Lichtern, Foto: Sutton
Mercedes experimentierte bei Testfahrten bereits mit den Heckflügel-Lichtern, Foto: Sutton

Helme: Neben der aktiven wird auch die passive Sicherheit verbessert. Die FIA führt für 2019 einen neuen Helm-Standard ein. Der Standard macht das aufgeklebte Zylon-Panel am oberen Visierrand überflüssig, die Verstärkung ist nun in die Helmschale integriert. Der Standard stellt die Helmhersteller vor große Probleme, die Homologation ist äußerst komplex.

Spiegel: Ein großes Thema der letzten Saison waren die Spiegel. Die Größe ist schon länger geregelt, aber bei der Position gab es Diskussionsstoff. Seit diesem Jahr gibt es genaue Vorschriften, wo die Spiegel sein müssen und vor allem auch darüber, wie sie befestigt sein dürfen. Maximal eine Befestigung darf an das Chassis führen, eine zusätzliche Halterung darf am Seitenkasten angebracht sein.

Das Sportliche Reglement der Formel 1 2019

Antrittsgebühren: Die Teams müssen für die Einschreibung bezahlen, das ist nicht neu. Allerdings wurden die Preise etwas angehoben. Das Weltmeister-Team muss 546.133 US-Dollar plus 6.553 Dollar für jeden Punkt der Vorsaison bezahlen, alle anderen Teams 546.133 US-Dollar plus 5.459 Dollar pro Punkt. Die Grundgebühr steigt somit um rund 30.000 Dollar, jeder einzelne Punkt wird rund 350 Dollar teurer.

Strafversetzungen: Übersteigt eine Strafe 15 Startplätze, geht es automatisch ans Ende des Feldes. Diese Regel ist nicht neu. Neu allerdings ist, was passiert, wenn dieses Schicksal mehrere Piloten widerfährt. Dann ist nichtmehr der Zeitpunkt der Strafe ausschlaggebend, sondern das Qualifikationsergebnis.

CFD-Simulationen: Die Beschränkungen bleiben, aber für 2021 darf am Computer ohne Limit simuliert werden. Es geht darum, das perfekte Reglement für 2021 zu finden, dabei sollen die Teams der FIA und dem Kommerziellen Rechteinhaber helfen. Ihre Ergebnisse müssen die Teams auch mit den anderen Teams teilen.

Zielflagge: Nach dem Flaggen-Fauxpas von Montreal wird die Zielflagge abgeschafft. Sie wird zwar weiterhin geschwenkt, ist aber nicht mehr das offizielle Rennende. Stattdessen ist ein LED-Flaggensignal die bindende Variante.

Die Zielflagge bleibt, ist aber nicht mehr das offizielle Signal für das Rennende, Foto: Sutton
Die Zielflagge bleibt, ist aber nicht mehr das offizielle Signal für das Rennende, Foto: Sutton

F1-Führerschein: Die Regeln für die Superlizenz wurden einmal mehr überarbeitet. Neben der Auf-, respektive Abwertung einzelner Rennserien wurde auch eine kleine Regellücke geschlossen. Ab sofort darf man pro Kalenderjahr nur noch in einer Rennserie Punkte sammeln.

Technische Abnahme: Jedes Team muss nun vor dem Scrutineering ein Formular ausfüllen, indem es erklärt, dass das Auto dem Technischen Reglement vollständig entspricht. Zusätzlich zum Formular gibt es aber weiterhin die Technische Abnahme am Donnerstag.

Restarts: Bei Safety-Car-Restarts ist die Strecke so lange unter Gelb, bis die Piloten die Ziellinie erreicht haben. Überholmanöver ab der Safetycar-Linie sind somit nicht mehr erlaubt. Das Überholverbot endet erst ab der Ziellinie.

WM-Punkt für schnellste Rennrunde: Nur wenige Tage vor dem ersten Saisonrennen beschloss die Formel 1, dass mit sofortiger Wirkung ein zusätzlicher WM-Punkt vergeben wird. Diesen erhält in jedem Rennen der Fahrer, der die schnellste Rennrunde erzielt hat. Voraussetzung: Das Rennen muss in den Top-10 beendet werden.

Biometrische Handschuhe: Die Fahrer müssen während allen Sessions Handschuhe tragen, die mit Sicherheitstechnik ausgestattet sind. Die Standard-Sensoren messen Vitalfunktionen der Piloten und sollen die ärztliche Versorgung verbessern.

Teampersonal: Jedes Team darf weiterhin 60 Personen mit an die Strecke bringen, die sich um die Autos kümmern. Zusätzlich sind nun aber sechs Ausnahmen pro Saison erlaubt. Die Ausnahmen beziehen sich aber nur auf neues Personal, das zum Anlernen mit an die Strecke darf. Jeder Neuling darf nur maximal zweimal im Rahmen dieser Ausnahme an die Strecke.

Formationsrunde: Auch Piloten, die das Rennen aus der Boxengasse aufnehmen müssen, dürfen nun an der Formationsrunde teilnehmen. Gleichzeitig dürfen sie auch sogenannte Reconnaissance-Laps vor dem Rennen fahren, allerdings biegen sie am Ende der Runde nicht in die Startaufstellung, sondern in die Boxengasse ab.

Deltazeiten: Deltazeiten unter Safety-Car und VSC-Bedingungen gelten 2019 auch für die Safety-Car-Linie. Diese kleine Lücke erlaubte es Piloten bislang, bei der Boxenein- und bei der Boxenausfahrt Gas zu geben.

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Der Formel-1-Kalender 2019

Es bleibt auch 2019 bei 21 Rennen, die Austragungsorte ändern sich nicht. Die Saison wird allerdings etwas auseinandergezogen. Saisonstart ist schon am 17. März im australischen Melbourne, die Zielflagge fällt am 01. Dezember in Abu Dhabi.

Dadurch gibt es den 2018 erstmals durchgeführten Triple-Header nicht mehr. Frankreich und Österreich finden nach wie vor back-to-back statt, der Großbritannien GP findet jedoch erst zwei Wochen nach Spielberg statt. Bahrain und China sind keine back-to-back-Rennen mehr, Russland und Japan ebenfalls nicht mehr. Dafür findet der Russland GP direkt im Anschluss an Singapur statt.

Das bewährte Nordamerika-Doppel USA und Mexiko bleibt, allerdings in umgekehrter Reihenfolge. Die Formel 1 macht erst in Mexiko City Halt und fährt eine Woche später im texanischen Austin.

DatumLandOrt
17. März AustralienMelbourne
31. März BahrainSakhir
14. April ChinaShanghai
28. April AserbaidschanBaku
12. Mai SpanienBarcelona
26. Mai MonacoMonaco
09. Juni KanadaMontreal
23. Juni FrankreichLe Castellet
30. Juni ÖsterreichSpielberg
14. Juli GroßbritannienSilverstone
28. JuliDeutschlandHockenheim
04. August UngarnBudapest
01. September BelgienSpa
08. September ItalienMonza
22. September SingapurSingapur
29. September RusslandSochi
13. Oktober JapanSuzuka
27. Oktober MexikoMexico City
03. November USAAustin
17. November BrasilienSao Paulo
01. Dezember Abu DhabiYas Marina

Die größte Überraschung aber ist der Deutschland GP: Er bleibt 2019 im Kalender. Mercedes springt in die Bresche und unterstützt den Hockenheimring finanziell, um die Startgebühren bezahlen zu können. Liberty Media kam Hockenheim etwas entgegen, weil der eigentlich geplante neue GP in Miami 2019 noch nicht stattfinden kann. Wie es mit dem Deutschland GP nach 2019 weitergeht, ist noch nicht klar.

Fahrer und Teams: Das ist 2019 neu

So viel Bewegung auf dem Fahrermarkt gab es selten. Nur Mercedes und Haas gehen mit unveränderter Fahrerpaarung in die Formel-1-Saison 2019. Ferrari setzte Kimi Räikkönen vor die Tür, weil Platz für den eigenen Junior Charles Leclerc geschaffen werden musste. Das Teamduell zwischen dem Monegassen und Sebastian Vettel verspricht Spannung pur.

Räikkönen muss die Formel 1 aber nicht verlassen, er tauscht mit Leclerc Cockpit und fährt bei Alfa Romeo. Ja, Alfa Romeo - Sauber wird für 2019 umbenannt und rückt noch näher in Richtung Ferrari. Dafür gibt es auch einen Ferrari-Junior als Fahrer, Antonio Giovinazzi nimmt den Platz neben Räikkönen ein.

Red Bull muss den Abgang von Daniel Ricciardo kompensieren. Der Australier entschied sich nach langen Verhandlungen überraschend dazu, Red Bull zu verlassen und bei Renault anzuheuern. Er wird bei Red Bull durch Pierre Gasly ersetzt.

Bei Renault muss Carlos Sainz für Daniel Ricciardo Platz machen. Der Spanier findet aber bei McLaren Unterschlupf, wo Fernando Alonso seine Formel-1-Karriere vorerst auf Eis gelegt hat. Stoffel Vandoorne wurde bei McLaren nach der vernichtenden Niederlage gegen Alonso unehrenhaft entlassen, stattdessen steigt Junior Lando Norris ins Cockpit.

Force India geht 2019 nach der Übernahme durch Lawrence Stroll als SportPesa Racing Point F1 an den Start. Lance Stroll, Sohn des Teambesitzers, kommt von Williams und verdrängt Esteban Ocon aus der Formel 1. Neben ihm bleibt der altbewährte Sergio Perez dabei.

Das durch Strolls Abgang vakante Williams-Cockpit erhält Formel-2-Champion und Mercedes-Junior George Russell. Weil Sergey Sirotkin Williams ebenfalls verlässt oder verlassen muss, gibt Robert Kubica 2019 sein vielumjubeltes Sensationscomeback. Der Pole musste seine Formel-1-Karriere nach einem schweren Rallye-Unfall 2011 beenden.

Zwei neue Piloten gibt es auch für Toro Rosso. Den beförderten Pierre Gasly ersetzt Comebacker Daniil Kvyat, der bereits seine dritte Chance bei Red Bulls Juniorteam erhält. Brendon Hartley konnte 2018 nicht überzeugen und wird durch Alex Albon ersetzt.