Max Verstappen lag im Red Bull beim Formel-1-Rennen in Brasilien auf Siegkurs, als eine Kollision mit dem überrundeten Esteban Ocon sämtliche Träume zerstörte. Der Force-India-Pilot hatte versucht sich beim Führenden zurückzurunden und hatte diesen dabei im Senna-S abgeschossen. Nach dem Rennen blieb es nicht nur verbal bei bösem Blut zwischen den Unfallgegnern. Beim Wiegen flogen zwischen Verstappen und Ocon die Fetzen.

"Ich hoffe, er läuft mir gleich im Paddock nicht über den Weg, denn der Typ hat ein scheiß Problem. Was für ein [zensiert]", schimpfte Verstappen nach der Zieldurchfahrt im Boxenfunk. Seiner Drohung ließ er wenige Minuten darauf Taten folgen. Beim Wiegen nach dem Rennen nahm er sich Ocon sprichwörtlich zur Brust, schubste ihn mehrfach durch die Garage der FIA. Die Stewards entschärften die Situation, bevor es zu weiteren Handgreiflichkeiten kommen konnte.

"Wir hatten ein großartiges Auto. Dann von so einem Idioten abgeschossen zu werden, obwohl er auch noch überrundet war, dafür habe ich keine Worte", ringt Verstappen beim Interview im Parc Ferme um Fassung. Nach einer starken Anfangsphase und dem Überholmanöver gegen Lewis Hamilton nach seinem Boxenstopp schien er wie der klare Favorit auf den Sieg. Ein Sieg, den Ocon ihm seiner Meinung nach kostete.

"So viele Überrundete versuchen gegen dich Rennen zu fahren, das ist ein dummes Risiko. Was soll ich dazu sagen? Ich habe einen Sieg verloren, aber hoffentlich können wir in 15 Jahren darüber lachen", versuchte Verstappen in der Pressekonferenz gute Miene zum bösen Spiel zu machen. Die Atmosphäre war nach der Attacke auf Ocon beim Wiegen jedoch an allen Fronten vergiftet.

Ocon entsetzt: Verstappen wollte mich schlagen

"Wovon ich wirklich überrascht bin, ist sein Verhalten danach. Dass er zu den Waagen gekommen ist und die FIA ihn davon abhalten musste, gewalttätig zu werden. Er hat mich weggeschoben, wollte mich schlagen, das ist unprofessionell", schimpft Ocon am Mikrofon von Sky Sports F1. Für Ocons Verhalten bei der Auseinandersetzung hatte Verstappen seinerseits aber auch noch ein paar warme Worte übrig.

"Ich habe dazu wirklich nicht viel zu sagen, außer, dass er da eine ziemliche Pussy war", geht Verstappen auch verbal unter die Gürtellinie. Ocon, der Verstappen noch aus gemeinsamen Go-Kart-Tagen sowie der Formel 3 gut kennt, war von der Attacke nicht sonderlich schockiert: "Ich bin daran gewöhnt, mit Max zu kämpfen. Das war immer schon so und ich glaube nicht, dass sich das jemals ändern wird."

Ocon weist Schuld von sich: Entrunden ist nicht verboten

Dass er auf der 16. Position weit hinten liegend versuchte sich zu entrunden, rechtfertigte er auch nach dem Rennen. "Ich fuhr für zwei Runden hinter Max. Auf der ersten Runde war ich viel schneller, und auf der zweiten Runde war ich viel schneller mit frischen Reifen. Die Regeln sagen, dass du dich zurückrunden darfst, wenn du schneller bist. Das habe ich auf der zweiten Runde gemacht, weil ich gesehen habe, dass ich noch immer massiv Pace hatte", so der 22-Jährige.

Auf dem schnelleren Supersoft-Reifen hatte es mit den Überholmanövern gegen die Konkurrenz an dieser Stelle außerdem problemlos geklappt, wie Ocon beteuert: "Ich bin außen neben ihn - das gleiche Manöver habe ich gegen Fernando, gegen viele andere Fahrer gefahren, da ich in der ersten Runde vom letzten Platz kam. Aber in der Kurve danach ist es nicht gleich gelaufen."

Red-Bull-Teamchef schützt Verstappen: Ocon hatte mit Schubser noch Glück

Die Stewards sahen die Schuld bei Ocon und belegten ihn noch während des Rennens mit einer Stop-&-Go-Strafe von zehn Sekunden. "Wenn die Stewards ihm eine Strafe geben, dann wissen wir denke ich, wer den Fehler gemacht hat", sagt Verstappen, der von Red-Bull-Teamchef Christian Horner für sein Verhalten außerdem in Schutz genommen wurde.

"Ich denke, er hat sich ehrlich gesagt noch ziemlich am Riemen gerissen. Es hat ihn einen Grand-Prix-Sieg gekostet", sagt der Brite gegenüber Sky Sports F1. "Er hat sich mit einem kaputten Auto das Herz aus dem Leib gefahren. Esteban hatte noch Glück, nur mit einem Schubser davonzukommen."