Für Nico Hülkenberg beginnt das Formel-1-Wochenende in Brasilien mit einem Schlag unter die Gürtellinie. Ein Schlag, den sich der Emmericher selbst verpasste. Gerade einmal 15 Minuten waren im zweiten Training in Sao Paulo gefahren, da hatte Hülkenberg seinen Renault auch schon in die Leitplanken gecrasht.

Hülkenberg war in Kurve 13, der letzten echten Kurve am Eingang der langen Bergaufpassage auf Startziel, abgeflogen und eingeschlagen. Der Unfall sorgte für eine kurze Sessionunterbrechung für alle und den kompletten Feierabend samt Routine-Check im Medical Center für Hülkenberg selbst.

Nico Hülkenberg erklärt Unfall in Brasilien

Der fiel glücklicherweise gut aus. "Da passiert nicht viel. Mir gehts gut, physisch ist alles in Ordnung", so Hülkenberg über die erst einmal wichtigste Nachricht. Psychisch jedoch trifft das weniger zu. Der Deutsche ist mächtig sauer auf sich selbst. Natürlich ist das bitter und sehr ärgerlich. Das darf und soll einem nicht passieren im Training. Ist es aber heute leider. Es ist schade und frustrierend. Natürlich ist es weit entfernt von ideal", hadert Hülkenberg mit seinem Fehler.

Den gibt der F1-Pilot auch geradeheraus zu. "Ich bin einfach ein bisschen zu weit rausgekommen auf den Kerb. Das Auto hat dann mit dem Unterboden aufgesetzt und das hat mich richtig rausgezogen", schildert Hülkenberg seinen Unfall. "Auf dem Gras gibt es dann natürlich keinen Grip und der Crash war dann nicht mehr zu verhindern. Game Over. Da war ich nur noch Passagier. Schade und sehr ärgerlich."

Hülkenberg-Renault nach Crash in Trümmern

Auch seine Mechaniker, die nun eine Extraschicht einlegen müssen. Immerhin hatte es den R.S.18 ziemlich zerlegt. "Die ganze rechte Seite, die rechte Hinterachse, die Achse vorne rechts. Da ist natürlich einiges kaputtgegangen und da sind die Jungs jetzt natürlich dran und haben natürlich einiges zu tun", referiert Hülkenberg die Schadensliste. Immerhin: Weder Power Unit noch Getriebe hätten schaden genommen. Ohnehin sind in der Formel 1 freitags nicht die Renngetriebe verbaut. "Da kommt nichts auf uns zu. Alles im grünen Bereich", bekräftigt Hülkenberg.

Weniger im grünen Bereich befinden sich für Renault nach dem jüngsten Aufwärtstrend der beiden vergangenen Rennen die Aussichten in Brasilien. "Wir tun uns auf dieser Strecke wie erwartet ein bisschen schwerer, sehen nicht so stark aus wie in Mexiko und Austin. Die Haas sind zurück und sehr schnell, die Sauber auch vor allen Dingen. Das werden die Hauptkonkurrenten sein. Wir haben auf dieser Strecke einfach vom Auto her nicht die beste Balance und Harmonie. Das Wochenende wird eine Herausforderung", sagt Hülkenberg.

Sainz & Hülkenberg: Renault erwartet schwächer als zuletzt

Die Ergebnisse der Trainings bestätigen diese Einschätzung klar. In der ersten Session lagen beide Renault noch in den Top-10, am relevanteren und schnelleren Nachmittag jedoch reichte es für den einzig verbliebenen gelben Boliden von Carlos Sainz allerdings nur noch zu P14.

Der Spanier hatte dabei nicht einmal einen schlechten Eindruck. "Mein Gefühl im Auto ist ziemlich gleich wie in Mexiko und Austin, aber die Rundenzeit, die dabei herausspringt, ist einfach nicht so gut", berichtet Sainz. "Diese Strecke liegt uns einfach nicht so gut. So einfach ist das. Unser Auto zieht kurze, langsame Kurven vor. Diese schnellen, langen Kurven hier kann man mit unserem Auto und unserer Aero einfach nicht so sehr genießen. Und das siehst du dann eben in der Rundenzeit", erklärt der Spanier.

Keine Hilfe ist da die verpasste Longrun-Zeit seines Teamkollegen. "Absolut. Die Longruns habe ich so nicht mitfahren können. Das ist kein Vorteil und fehlt dann immer irgendwo", gesteht Hülkenberg. Doch ein Drama sei zumindest das zu diesem späten Zeitpunkt der Saison nicht mehr: "Wir haben heute Morgen gut mit dem Auto gearbeitet, da bin ich schon einen Longrun gefahren, und sind auch das ganze Jahr schon damit unterwegs, kennen es gut. Von daher ist es nicht ganz so schmerzhaft, was die Erfahrungsverluste angeht."

Formel 1 2018: Brennpunkte vor dem Brasilien GP (06:55 Min.)