Daniel Ricciardo erlebt in der Formel-1-Saison 2018 kein schönes Finale. In der zweiten Saisonhälfte scheint der Red-Bull-Pilot das Pech gepachtet zu haben. Defekte am laufenden Band haben dem sonst so lockeren Honey Badger in den vergangenen Wochen durch ein Wechselbad der Gefühle geschickt. In Austin demolierte er die Wand seines Motorhomes, in Mexico City schien er völlig zu resignieren. Tatsächlich ist alles nicht so wild, meint der Australier.

"Ich weiß, dass ich Sonntagnachmittag ziemlich aufgebracht und angepisst bin. Aber ehrlich gesagt wache ich am Montag auf und bin bereit, weiterzumachen. Das hält also nie lange an", erklärt er im Vorfeld des vorletzten Saisonrennens in Brasilien. Was einen Kommentar aus Mexico anging hatte er im Nachhinein aber doch das Gefühl, dass es einer Klarstellung bedurfte.

"Dieses Auto... Ich lass' es Gasly fahren, ich bin fertig damit", hatte Ricciardo in seinem Frust vor laufenden Kameras zu Protokoll gegeben. "Als ich das gesagt habe, befand ich mich in einem emotionalen Zustand und tief drin meinte ich es nicht wirklich so", sagt er rund anderthalb Wochen später. Auf Facebook hatte er zuvor allerdings ein Video gepostet, in dem er klarstellte auch bei den letzten beiden Rennen 2018 im Red Bull zu sitzen.

Ricciardo von Medien amüsiert: Dachten wirklich, ich komme nicht mehr wieder

"Ich habe die Nachrichten in der Woche danach nicht gelesen, aber manche Leute dachten anscheinend wirklich, dass ich nicht mehr komme. Deshalb dachte ich mir, dass es gut wäre", erklärt Ricciardo die Beweggründe für das Video und fügt scherzhaft an: "Wahrscheinlich war es mehr für meine Mechaniker, damit sie wissen, welchen Sitz sie ins Auto machen sollen."

Für die anhaltende Pechsträhne hat Ricciardo weiterhin keine Erklärung. "Es klingt vielleicht zu simpel, aber Pech ist glaube ich der beste Begriff, den ich dafür verwenden kann", sagt er. Die unter vielen Fans verbreiteten Verschwörungstheorien, Ricciardo würde von seinem Team die Quittung für den Renault-Wechsel bekommen, verweist er weiterhin ins Reich der Märchen.

Ricciardo stellt klar: Red Bull mag mich noch

"Das ganze Team mag mich glaube ich schon noch", lacht er. "Es läuft dieses Jahr halt einfach so." Teamkollege Max Verstappen scheint deutlich besser wegzukommen, aber völlig unbehelligt von den Defekten blieb auch er nicht. "Max hatte in Budapest und woanders einen Defekt", weiß auch Ricciardo. "Letztes Jahr schien Max in den ersten sechs Monaten das meiste oder alles abzubekommen, ich dafür in den letzten sechs Monaten. Es war zwischen uns sehr ausgeglichen. Dieses Jahr bekomme ich aber mehr ab."

Nach den Horrorwochenenden in den USA und Mexiko nutzte Ricciardo die Zeit, um sich moralisch wieder aufzubauen. "Es war gut, ich hatte einige Freunde in Austin und Mexiko dabei", erzählt er. Nachdem er am Sonntagabend nach dem Rennen in Mexiko fast auf dem Hotelzimmer auf der Baseballübertragung im TV hängengeblieben wäre, animierten ihn seine Kumpels doch noch zu einem Abend in Gesellschaft.

"Ich wollte mit niemandem reden. Aber meine Freunde waren um die halbe Welt geflogen und ich hatte das Gefühl, dass ich es ihnen schulde. Also hatten wir Abendessen zusammen und ich dachte an all die guten Dinge in meinem Leben. Es war gut, dass ich rausging und mich von diesem Tag ablenkte. Danach verbrachten wir die Woche in Los Angeles. Das war, was ich gebraucht habe", so der 29-Jährige.

Formel 1 Rennkalender: Die Zukunft von Vietnam und Brasilien (04:21 Min.)

Ricciardo ohne Angst vor Renault-Pech: Vorfreude auf Neuanfang mit neuem Team

Dass ihm das hauptsächlich durch die Renault-Motoren verursachte Pech bis in die Saison 2019 verfolgen könnte, glaubt er nicht. "Ich denke, nach 2018 wird es sich einfach auflösen. Das Pech wird in 2018 bleiben", ist Ricciardo wieder der ewige Optimist. Die Pechsträhne mit Red Bull ändert außerdem nichts an seiner Perspektive mit Renault: "Ob ich jetzt einen guten oder einen schlechten Lauf habe, ich denke nicht, dass das meine Gefühle für nächstes Jahr beeinträchtigt hätte."

Der Tapetenwechsel samt Abschied seiner langjährigen Weggefährten von Red Bull bleibt für Ricciardo der richtige Schritt in seiner Karriere: "Ich war bereits darauf bedacht, weiterzuziehen und etwas anderes zu haben. Ich sehe da jetzt keinen Unterschied. Ein Teil von mir freut sich darauf, in den letzten zwei Rennen gute Resultate zu haben, aber ich freue mich auch darauf das Jahr zu beenden und nächstes Jahr mit einem neuen Team neu anzufangen."