Bei Ferrari ändern sich für Sebastian Vettel in der Formel-1-Saison 2019 die Zeiten. Das glaubt zumindest Esteban Ocon. Der Mercedes-Junior erwartet, dass Neuzugang Charles Leclerc bei der Scuderia kein Lehrjahr brauchen wird, um dem Teamleader und auch Weltmeister Lewis Hamilton gefährlich zu werden.

"Ich denke, Charles wird nächstes Jahr um den WM-Titel kämpfen. Zumindest wäre das für mich keine Überraschung", sagt Ocon, der ein Jahr älter als der zukünftige Ferrari-Pilot ist. Die Go-Kart-Karrieren der beiden Nachwuchstalente verliefen bis zum Umstieg in den Formelsport parallel, wodurch er seit langer Zeit um die Qualitäten Leclercs weiß.

"Ich kenne Charles sehr gut. Das erste Rennen, das wir zusammen gefahren sind, war 2005 in der Mini-Klasse. Wir waren ungefähr acht Jahre alt", erzählt Ocon. "Wir lagen auf den Plätzen eins und zwei, ich fuhr innen und dann crashten wir in der letzten Kurve der letzten Runde. Er kam nicht ins Ziel und ich wurde Sechster oder so. Das war unser erstes Aufeinandertreffen."

Ocon vs. Leclerc vs. Gasly vs. Verstappen: Rivalen aus Go-Kart-Tagen

Bis Ende 2011 fuhren beide im Go-Kart gegeneinander. In der letzten gemeinsamen Saison gewann Leclerc die Weltmeisterschaft in der CIK-FIA-Academy-Trophy-Klasse. Ocon wurde 27. der insgesamt 51 Piloten. "Wir haben unsere ganze Karriere gegeneinander gekämpft. Ich wusste vom ersten Tag an, dass er sehr viel Talent hat und einer der schnellsten Jungs dort draußen ist. Und genau das wird er nächstes Jahr definitiv zeigen", ist Ocon überzeugt.

Leclerc ist im aktuellen Feld nicht der einzige Pilot, gegen den Ocon bereits seit vielen Jahren Wochenende um Wochenende antritt. Auch mit Pierre Gasly und Max Verstappen kreuzten sich die Wege bis hin zur Formel 1 mehrfach. "Max hat die Euro Series gewonnen, ich bin Zweiter geworden", sagt der Force-India-Pilot, der 2011 in der KF3-Kategorie der WSK-Meisterschaft hinter dem Niederländer landete.

"Charles hat dann den World Cup gewonnen. Wir haben im Grunde genommen alle unsere Rennen gewonnen. Natürlich nicht alle, aber es war sehr ausgeglichen." Durch ihre französische Herkunft beziehungsweise die monegassische von Leclerc, spielte Verstappen aber nur auf internationaler Ebene eine Rolle.

"Wir haben eigentlich die ganze Zeit gegeneinander gekämpft, vor allem Charles, Pierre und ich", sagt Ocon. Obwohl Gasly der älteste des Trios ist, stieg er 2006 nach seinen beiden Kontrahenten in den Kartsport ein. Gleichzeitig verließ er diesen schon nach der Saison 2010 wieder, um in die französische Formel 4 zu wechseln.

Charles Leclerc (mitte) und Esteban Ocon (rechts) fuhren bis 2011 im Go-Kart gegeneinander, Foto: Sutton
Charles Leclerc (mitte) und Esteban Ocon (rechts) fuhren bis 2011 im Go-Kart gegeneinander, Foto: Sutton

Go-Kart-Karrieren: Verstappen und Leclerc dominieren

Gasly kann auf den zweiten Platz in der KF3-Kategorie der CIK-FIA European Championship 2010 als größten und gleichzeitig abschließenden Erfolg seiner Kart-Karriere zurückschauen. Für Ocon war es der Gewinn der KF3 in der französischen Meisterschaft 2011, ebenfalls in seinem letzten Jahr im Kartsport. Zusammen mit Gesamtsiegen in den französischen Minime- und Cadet-Meisterschaft bringt er es auf drei Titel im Kartsport.

Die Erfolge von Verstappen und Leclerc hingegen scheinen wie von einem anderen Stern. Vor allem der in der Formel 1 längst zur Creme de la Creme zählende Verstappen startete in jungen Jahren in so gut wie jedem Championat und räumte dabei gnadenlos ab. Zwischen 2005 und 2013 startete er in 29 nationalen sowie internationalen Meisterschaften. Die Bilanz: 23 Gesamtsiege, fünf Vizetitel, sowie ein dritter Platz.

Während Ocon kürzlich gestand, den Kartsport zu vermissen und sich für den Spaß am Fahren und zu Trainingszwecken wieder ein Go-Kart zulegen zu wollen, hat Verstappen mit seiner Vergangenheit erstmal abgeschlossen. "Ich fahre schon genug Rennen. Und ich habe es in meinen jungen Jahren genug gemacht, zwischen 4 und 16 Jahren. Zwölf Jahre Kartsport reichen mir für den Moment", sagte er gegenüber Motorsport-Magazin.com.

Leclercs Kart-Karriere sieht ähnlich beeindruckend wie die von Verstappen aus. Zwischen 2008 und 2013 errang Vettels zukünftiger Teamkollege sechs nationale und internationale Titel, startete insgesamt in elf Meisterschaften. Wenn er nicht den Gesamtsieg holte, wurde er jeweils Vizemeister.

Ocon: Leclerc und Gasly können Formel 1 verändern

2019 werden drei der vier ehemaligen Rivalen in der Formel 1 in Top-Autos sitzen. Für Ocon sieht es hingegen düster aus. Sein Force-India-Cockpit wird er an Lance Stroll verlieren, als Notnagel kann ihn nur noch eine Übereinkunft mit Williams vor dem vorübergehenden F1-Aus bewahren. Von einem Aufstieg zu Mercedes ist er weit entfernt.

Die Aussichten von Verstappen, Gasly und Leclerc schmerzen da umso mehr. "Definitiv", so Ocon, der hofft, dass durch die Erfolge seiner Kontrahenten in Zukunft junge Fahrer eher eine Chance bekommen: "Ihr werdet sehen, wie Pierre und Charles um Podeste kämpfen. Vielleicht ändert sich die Einstellung in der Formel 1 dann, wenn sie sehen, dass junge Piloten den Job auch erledigen können."