Die Formel-1-WM 2018 scheint so gut wie entscheiden. Schon beim USA GP in Austin kann sich Lewis Hamilton zum neuen und alten F1-Weltmeister krönen, Sebastian Vettel erneut den finalen Schlag verpassen. 67 Punkte Vorsprung in der Tabelle sprechen eine deutliche Sprache. Ähnlich klar sieht es in der Teamwertung zwischen Mercedes und Ferrari aus.

Irgendwo danach kommt dann Red Bull Racing im Niemandsland. Keine Spannung mehr? Mitnichten! Denn dahinter geht es jetzt erst richtig ab. Und das inzwischen nicht mehr nur in der Konstrukteurswertung, im bekannten Kampf um Millionen und Abermillionen, sondern nun auch in der Fahrerwertung. Die bedeutet nämlich auch etwas. Kein Geld, aber Ehre, Ansehen und Achtung.

Fünfkampf um den glorreichen siebten Platz

Nicht umsonst sprach Haas-Pilot Kevin Magnussen bereits mehrfach vom Sieger im Mittelfeld. Oder rühmte sich Charles Leclerc in Russland damit, es endlich auch einmal zum Best of the Rest geschafft zu haben. Also dem ersten Fahrer hinter den sechs Piloten der drei Top-Teams. Ferrari, Mercedes und Red Bull fahren ohnehin in einer ganz anderen Liga.

In genau diesem Kampf um den, sagen wir einmal Mini-Weltmeister oder Mittelfeld-Champion, ist inzwischen ein richtig heißer Kampf entbrannt. Gleich fünf Fahrer liegen vor dem großen Saisonfinale nahezu gleichauf im Rennen um Platz sieben.

Altmeister Alonso lauert hinter punktgleichem Trio

Mit noch vier zu fahrenden Grands Prix führen mit Sergio Perez, Kevin Magnussen und Nico Hülkenberg sogar drei Fahrer gleich punktgleich (alle 53). Nur drei Zähler dahinter lauert Altmeister Fernando Alonso auf seine Chance, Esteban Ocon fehlt nur ein weiterer Punkt. Ein superenger Fünfkampf also.

Formel 1: Der Punktestand im Mittelfeld-Battle

WM-RangFahrerPunkteBestes Ergebnis
7Perez53P3
8Magnussen53P5 (2x)
9Hülkenberg53P5
10Alonso50P5
11Ocon49P6 (6x)

So eng, dass am Ende durchaus - bei Punktgleichstand wie aktuell - die besseren Einzelresultate entscheiden könnten. Für einen Mann eine besonders gute Nachricht: Sergio Perez hat als einziger Fahrer im Mittelfeld sogar schon ein Podium auf seiner Liste stehen (Baku). Kevin Magnussen liegt mit zwei fünften Plätze gegenüber Hülkenberg (einer) im Vorteil.

Sergio Perez mit Baku-Joker & Trend-Vorteil

Doch gibt es noch eine gute Nachricht für den Mexikaner: den Trend der Teams. Force India - oder Racing Point - drehte nach seiner Rettung im Sommer unfassbar auf, gewann gegenüber Haas, Renault und McLaren seitdem (Spa) massiv an Boden. 43 Punkte stechen die sechs von McLaren in diesen letzten fünf Rennen um ein Vielfaches in die Tasche. Renault steht mit deren zehn kaum besser da, Haas mit 18 zumindest marginal - zumal es rein sportlich ausgefahren sogar noch mehr wären (Romain Grosjeans DSQ in Monza).

Für die Fahrerwertung bedeutet das, dass vor allem Fernando Alonso insbesondere von seiner fünf Rennen währenden Punkteserie des Saisonstarts zehrt. Ähnliches gilt für Nico Hülkenberg, dessen Strähne bis immerhin bis Hockenheim hielt, dort mit einem letzten - ihrem sogar größten Hoch (zehn Punkte für P5) - jedoch jäh endete. Nur einen einzigen mickrigen Punkt erzielte der Emmericher seitdem.

Bei Magnussen ist der Trend kaum vorhanden, der Däne hamsterte sich seine Punkte recht konstant zusammen. Bei Ocon gilt - wenig überraschend - dasselbe wie für Sergio Perez. Seit Saisonmitte läuft's. Dementsprechend kommen die Aussichten für den Schlussspurt. Eher schmallippig seitens Renault und McLaren, optimistischer von der Konkurrenz bei Renault und Haas.

Formel 1: Punkte im Mittelfeld seit Sommerpause

TeamPunkte
Racing Point Force India43
Haas F1 Team18
Renault10
McLaren6

Haas & Force India strotzen vor Zuversicht

Trotz Underdog-Status glaubt das Haas F1 Team, dass es Best of the Rest sein kann", richtet etwa der US-Rennstall vor seinem Heimrennen aus. "Wir hatten in den letzten Rennen eine großartige Balance, deshalb denke ich, dass wir konkurrenzfähig sein und einige gute Punkte sammeln können", sagt Force Indias Speerspitze Perez vor dem USA GP. "Ich denke, dass wir in Austin das viertschnellste Auto haben können", meint auch Teamchef Otmar Szafnauer.

McLaren: Nur noch ein Hoffen, kein Erwarten

Fernando Alonso traut sich erst gar keine großartige Prognose, hofft einfach nur auf ein besseres Bild McLaren in Austin. Genauso wenig Mut machen die Aussagen seines Teamkollegen. "Wir hoffen, dass wir in Austin etwas mehr Performance zeigen können. Hoffentlich liegt diese Strecke unserem Auto etwas besser." Hoffnung. Keine Erwartung.

Und Renault? Ist sich zumindest des Ernsts der Lage bewusst. "Wir müssen die letzten vier Rennen als Mini-Weltmeisterschaft sehen", fordert Teamchef Cyril Abiteboul. Doch so recht scheinen die Franzen noch immer nicht wahrhaben zu wollen, den Anschluss etwas verloren zu haben.

Renault: Hauptsache Durchhalten

"Unsere Rennpace ist im Vergleich zu den Mittelfeldteams konkurrenzfähig", sagt der Franzose etwa. Dabei vergisst er, dass Renault erst in Russland trotz strategischer Reifen-Vorteile auch im Rennen unter die Räder geriet. Immerhin einen Punkt gesteht man ein. "Wir müssen die Qualifying-Pace verbessern. Es ist gerade nur ein kleiner Unterschied zwischen P7 und P16. Deshalb müssen wir sicherstellen, uns in die beste Position für das Rennen zu bringen. So werden die Punkte gewonnen oder verloren", so Abiteboul.

Leicht wird das jedoch nicht. Im Gegenteil. Entsprechend skeptisch bleibt Nico Hülkenberg – zuletzt bereits mehrfach in der Rolle des Chefmahners zu hören. "Es verlangt maximale Anstrengung, um das Meiste aus unserem aktuellen Paket zu holen und sicherzustellen, dass wir diesen vierten Platz in der WM halten", so der Emmericher vor dem Rennen in Austin.

Carlos Sainz sieht es etwas optimistischer. "Wir wissen, dass die zweite Saisonhäflte hart für alle im Team war. Aber auch wenn wir nicht die gewünschte Pace gezeigt haben, haben wir noch immer Punkte geholt", sagt der Spanier. Tatsächlich kratze immerhin Sainz noch hier und da ein paar Zähler zusammen. "Wir müssen da einfach weitermachen, weiterkämpfen und weiterpushen. Wir können unsere Ziele noch erreichen!"