Lewis Hamilton hat beim Formel-1-Rennen in Singapur einen ungefährdeten Sieg eingefahren. Der Mercedes-Pilot kontrollierte den Grand Prix vom Start weg souverän und baute seinen Vorsprung in der Weltmeisterschaft mit dem siebten Saisonsieg weiter aus. WM-Rivale Sebastian Vettel wurde nach einem erneuten Strategiefehler Ferraris hinter Red-Bull-Pilot Max Verstappen nur Dritter.

Hamilton entschied bereits den Start für sich und behauptete die Führung erfolgreich. Dahinter kam Vettel in der Startrunde gerade rechtzeitig an Verstappen vorbei, bevor die Rennleitung aufgrund einer Kollision zwischen Perez und Ocon das Safety Car auf den Plan rief. Seinen zweiten Platz verlor der Ferrari-Pilot jedoch bei den Boxenstopps wieder an Verstappen.

Vettel gelang es im darauffolgenden Rennverlauf nicht mehr, den zweiten Platz vom Niederländer zurückzuerobern. Kritisch wurde es lediglich gegen Rennhälfte, als das Führungstrio mit Hamilton, Verstappen und Vettel aufgrund der Überrundung von Grosjean und Sirotkin kurzzeitig wieder zusammengeführt wurde. Verstappen war für einen Moment in Schlagdistanz, doch Hamilton behauptete die Führung erfolgreich und verwaltete diese bis ins Ziel.

Die Punkteränge: Hinter dem Podest fuhren Bottas, Räikkönen und Ricciardo auf die Plätze vier bis sechs. Best of the Rest wurde überraschend Fernando Alonso, der im McLaren wieder einmal alles richtig machte und erstmals seit Ungarn wieder Punkte holte. Achter wurde Carlos Sainz im Renault, gefolgt von Sauber-Pilot Charles Leclerc und seinem Teamkollegen Nico Hülkenberg.

Singapur GP 2018: Das sagen Hamilton, Verstappen & Vettel zum Rennen

Lewis Hamilton: "Es fühlte sich wie das längste Rennen meines Lebens an und ich bin froh, dass es vorbei ist. Das Team hat niemals das Vertrauen in mich, Valtteri und unsere Fähigkeit verloren. Max hat auch einen tollen Kampf gezeigt. Sie [Ferrari] haben dieses Wochenende einen tollen Kampf geliefert. Ich bin mir nicht wirklich sicher, weshalb ihre Pace so nachgelassen hat."

Max Verstappen: "Das war nicht schlecht. Schade war nur die erste Runde, da konnte man sehen, dass uns Topspeed fehlt. Danach hatte das Team eine tolle Strategie umgesetzt. Wir sind dann an Lewis drangeblieben, wussten aber, dass wir nur Zweiter werden würden. Das Ergebnis haben wir dann nach Hause gebracht. "

Sebastian Vettel: "Insgesamt waren wir nicht schnell genug, wir hatten im Rennen nicht die Pace. Wir haben am Anfang versucht aggressiv zu sein und es hat offensichtlich nicht geklappt. Stoppen war keine Option, also haben wir uns darauf konzentriert, es ins Ziel zu schaffen. So wie wir heute gefahren sind, hatten wir keine Chance. Ich sagte vor dem Wochenende, wir können uns nur selbst besiegen und ich denke, heute haben wir nicht alles aus unserem Paket herausgeholt."

Formel 1, WM-Stand 2018: Hamilton erhöht gegen Vettel

Der WM-Stand: Hamilton baute seinen Vorsprung auf Vettel mit dem Sieg in Singapur auf 40 Punkte aus. Fünf Rennen vor dem Finale hat der Titelverteidiger damit eine ausgezeichnete Ausgangslage. Räikkönen ist Dritter, gefolgt von Bottas. Verstappen entfernte sich mit seinem zweiten Platz weiter von Ricciardo. Der Niederländer liegt als Fünfter nun 22 Punkte vor dem scheidenden Teamkollegen. Ebenfalls einen Sprung machte Alonso, der als Achter nur noch drei Punkte hinter Hülkenberg liegt.

In der Konstrukteurs-WM erhöhte Mercedes gegenüber Ferrari auf 452 zu 415 Punkte. Red Bull ist mit 274 Zählern als Dritter allein auf weiter Flur. Renault ist mit 91 Punkten weiterhin Vierter, gefolgt von Haas und McLaren. Force India ließ nach einem völlig verhagelten Rennen Federn, ist aber weiterhin Siebter.

Das Wetter: Bei 29 Grad Celsius Außen- und 32 Grad Streckentemperatur fanden Fahrer und Teams dieselben Bedingungen wie an den vorherigen Abendsessions an diesem Rennwochenende vor. Kurz nach dem Start und gegen Halbzeit gab es leichten Nieselregen, der auf den Verlauf des Rennens jedoch keinen Einfluss nahm.

Der Start: Hamilton erwischte von der Pole den besten Start und verteidigte seine Führung erfolgreich in die erste Kurve. Dahinter kam Vettel deutlich besser weg als Verstappen, doch der Niederländer hatte die bessere Linie und behauptete Position zwei. Dahinter hielten Bottas, Räikkönen und Ricciardo ihre Positionen. Grosjean verpasste als einziger Pilot die erste Kurvenkombination, konnte sich jedoch ohne Platzverlust wieder einordnen.

Vor dem Haas-Piloten kracht es im Mittelfeld zwischen den Force-India-Teamkollegen. Perez übersah Ocon am Ausgang von Kurve drei und schickte den Franzosen rechts von ihm versehentlich in die Wand. Eine Safety-Car-Phase war unausweichlich, doch zunächst lief das Rennen noch einen Moment weiter. Vettel nutzte seine Chance beim Run auf Kurve sieben und ging an Verstappen vorbei. Wenige Sekunden später neutralisierten die Stewards das Rennen.

Zwischen den Force-India-Teamkollegen knallte es in Singapur, Foto: Sutton
Zwischen den Force-India-Teamkollegen knallte es in Singapur, Foto: Sutton

Force-India-Teamkollegen crashen am Start: Vettel mit glücklichem Timing

Der frühe Rennverlauf: In der fünften Runde wurde das Rennen wieder freigegeben. Hamilton kontrollierte den Restart souverän, auch Vettel hielt sich Verstappen erfolgreich vom Leib. Dahinter verlief diesmal alles gesittet, doch auch bei Renntempo blieb das Feld eng zusammen. In der siebten Runde gab Rennleiter Charlie Whiting das DRS frei. Vettel lag zu diesem Zeitpunkt knapp über eine Sekunde hinter Hamilton. Verstappen wiederum war hinter dem Ferrari-Piloten im DRS-Fenster.

Vettel gelang es in den darauffolgenden Runden den Abstand auf Hamilton konstant bei rund einer Sekunde zu halten und kratzte immer wieder am DRS-Fenster. Verstappen hingegen folgte Vettel wie ein Schatten und baute den Vorsprung auf Bottas sukzessive aus. In der elften Runde lag der Finne knappe zwei Sekunden hinter dem Red Bull. Die Schlagzahl der Spitze war bis dahin allerdings mehr als gemächlich.

Bottas schien seinen Rückstand auf Verstappen genauso zu verwalten wie fast der ganze Rest des Feldes. In der zwölften Runde fuhr Hamilton urplötzlich eine ganze Sekunde schneller als zuvor und baute seine Führung auf zwei Sekunden aus. Auch in der darauffolgenden Runde legte der Brite noch einmal nach. Vettel versuchte zu parieren, verlor in den Sektoren zwei und drei aber wie schon im Zeittraining immer wieder Zeit.

Ferrari verkalkuliert sich bei Sebastian Vettels Strategie

Die Boxenstopps: Mit Hamiltons Pace konfrontiert entschied sich Ferrari in Runde 14 dazu, Vettel für seinen ersten Boxenstopp von Hypersoft auf Ultrasoft reinzuholen. Mercedes reagierte eine Runde später. Hamiltons Strategen entschieden sich allerdings gegen die Variante der Scuderia. Der Brite wechselte auf Pirellis Soft-Reifenmischung, womit klar war, dass er das Rennen im Gegensatz zu Vettel ohne Stopp zu Ende fahren würde.

Hamilton kam nach dem Stopp nicht nur vor Vettel zurück auf die Strecke, sondern hatte auch noch Perez als Puffer zwischen sich und dem WM-Rivalen. Der Mexikaner kostete Vettel viel Zeit, so dass der Ferrari-Pilot hinter Verstappen zurückfiel. Der Niederländer stoppte in der 17. Runde für Soft und kam gerade so vor Vettel zurück auf die Strecke.

Räikkönen stoppte in der 22. Runde für Soft-Reifen und gab die Führung damit an Ricciardo ab. Der Australier zog in der 26. Runde nach und entschied sich für Ultrasoft. Damit hatten alle Piloten der Top-Teams mindestens einen Reifenwechsel absolviert. Der vermeintlich einzige Zweistopper unter ihnen war Vettel. Ricciardo traute sich als einziger eine Einstopp-Strategie auf Ultrasoft zu.

Vettel verlor seine am Start gewonnene Position nach dem Boxenstopp wieder an Verstappen, Foto: Sutton
Vettel verlor seine am Start gewonnene Position nach dem Boxenstopp wieder an Verstappen, Foto: Sutton

Hamilton kontrolliert Verstappen und Vettel

Der weitere Rennverlauf: Nach den Stopps des Führungstrios lag Räikkönen vor Ricciardo an der Spitze. Der Finne lag zweieinhalb Sekunden vor dem Red Bull. Hamilton fehlten auf Platz drei rund 13 Sekunden auf den Führenden. Auf seinen neuen Verfolger Verstappen hatte er sich ein beruhigendes Polster von deutlich über vier Sekunden herausgefahren.

Vettel war seinerseits nicht dazu in der Lage Druck auf Verstappen zu machen. Der Deutsche machte im Funk schon nach kurzer Zeit klar, dass Ultrasoft ein Fehler war. Der Reifen verlor nach kurzer Zeit seine Performance. Von einem Vorteil gegenüber Hamiltons härteren Soft-Reifen konnte keine Rede sein. Für Räikkönens Strategie zog Ferrari seine Lehren daraus und setzte den Iceman in der 22. Runde auf Soft.

In der 25. Runde waren im Flutlicht leichte Tropfen zu sehen. Der schwache Regen hatte allerdings keinen Einfluss auf die Streckenbedingungen. An der Spitze übernahm nach Ricciardos Boxenstopp in der 26. Runde wieder Hamilton das Kommando. Der Weltmeister verwaltete seinen Vorsprung von viereinhalb Sekunden souverän vor Verstappen. Vettel, Bottas und Räikkönen folgten mit Abständen von jeweils drei Sekunden. Ricciardo hatte als Sechster bereits 13 Sekunden auf seinen Vordermann abreißen lassen.

Sirotkin in Action: Scharmützel mit Perez und Grosjean

Gekämpft wurde in diesem Moment nur um die 13. Position. Perez war von seinen Strategen nach dem Reifenwechsel genau hinter die beiden Williams von Stroll und Sirotkin geschickt worden. Der Mexikaner machte seinem Unmut im Boxenfunk Luft. Perez hatte zuvor souverän auf dem siebten Platz gelegen, doch hinter dem Williams-Duo war von seinem Vorsprung auf Hülkenberg und Grosjean bald nichts mehr übrig.

In der 34. Runde versuchte es Perez mit der Brechstange beim Russen. Ausgangs Kurve 17 versuchte er Sirotkin den Raum eng zu machen, verschätzte sich dabei jedoch gewaltig. Perez fuhr dem Konkurrenten in die Seite und zog sich einen Reifenschaden hinten links zu. Damit war das Rennen für Force India endgültig im Eimer. Hülkenberg löste es wenige Kurven später eleganter und überholte Sirotkin ohne Kontakt.

Grojsean und Sirotkin behinderten das Führungsduo beim Überrunden massiv, Foto: LAT Images
Grojsean und Sirotkin behinderten das Führungsduo beim Überrunden massiv, Foto: LAT Images

Ärger mit Sirotkin und Grosjean: Kampfhähne behindern Hamilton und Verstappen

Sirotkin wurde auch in der 38. Runde noch einmal zum Hauptdarsteller. Diesmal war er in einen Zweikampf mit Grosjean verwickelt, der sich im Haas die Zähne an ihm ausbiss. Just in diesem Moment liefen die Führenden auf das Duo auf. Hamilton büßte seinen gesamten Vorsprung auf Verstappen ein, der plötzlich in Schlagdistanz war. Trotz blauer Flaggen kämpften Grosjean und Sirotkin völlig unbeirrt weiter. Erst nach mehreren Kurven fanden Hamilton und Verstappen einen Weg vorbei.

Die Rennleitung hatte zur Rennmitte allerhand zu tun. Während Perez eine Durchfahrtsstrafe für seine Aktion gegen Sirotkin erhielt, standen der Russe und Grosjean für das Ignorieren blauer Flaggen unter Beobachtung. Gegen Grosjean wurde dafür eine Zeitstrafe von fünf Sekunden verhängt. An der Spitze hatte Hamilton nach dem kurzen Scharmützel seinen Vorsprung auf Verstappen wieder auf sichere vier Sekunden ausgebaut.

Hamilton gewinnt vor Verstappen und Vettel

Die Schlussphase: Je weiter das Rennen voran schritt, desto wahrscheinlicher wurde es, dass Vettel doch ohne einen zweiten Stopp auf dem Ultrasoft-Reifen das Rennen zu Ende fahren würde. Verstappen zog in der 51. Runde als einziger nochmal das Tempo an. Hamilton parierte die Attacke problemlos. Danach entspannte sich die Lage an der Spitze. Von Vettel war auf dem alten Ultrasoft-Reifen ohnehin keine Attacke mehr zu erwarten.

Auf dem Zielstrich lag Hamilton neun Sekunden vor Verstappen. Vettel lag ganze 40 Sekunden hinter dem Sieger. Bottas rettete einen vierten Platz mit seiner Sekunde Vorsprung auf Räikkönen ins Ziel, eine weitere Sekunde dahinter folgte Ricciardo, der im letzten Renndrittel eine starke Pace gezeigt hatte. Alonso war als Siebter der letzte Fahrer in der Führungsrunde und platzierte McLaren damit als stärkste Kraft im Mittelfeld.

Die Top-Facts des Rennens

  • Hamilton feiert 7. Saisonsieg
  • Ferrari verhaut Vettel-Strategie
  • Force-India-Teamkollegen crashen
  • Alonso und McLaren feiern Mittelfeld-Erfolg

Formel 1, Fan-Voting Singapur 2018: Wer war dein Fahrer des Wochenendes?