Max Verstappen vollbrachte im Qualifying für das morgige Formel-1-Rennen in Singapur ein wahres Wunder. Der Red-Bull-Pilot ließ sich als einziger Pilot im Feld nicht von der Fabelrunde des Pole-Sitters Lewis Hamilton entzaubern. Trotz massiver Probleme mit dem Renault-Motor fuhr er sensationell auf den zweiten Platz. Der sonst so nüchterne Niederländer war nach seinem Husarenritt fast schon euphorisch.

"Das fühlt sich wie ein Sieg an. Es war ein großartiges Qualifying. Das beste, das ich je in der Formel 1 gefahren bin", feierte Verstappen sein Zeittraining. Für den 20-Jährigen ist es das vierte Mal, dass er vom zweiten Startplatz in ein Formel-1-Rennen gehen wird. Auf die erste Pole Position, die ihn nebenbei immer noch zum jüngsten Pole-Sitter der Geschichte machen würde, muss er weiter warten. Daran störte er sich jedoch nicht im Geringsten.

"Die ganzen Probleme die ich heute mit dem Motor hatte, keinen sauberen Run gehabt zu haben - damit Zweiter zu sein ist unglaublich", so Verstappen, der im 3. Freien Training nur 10 Runden absolvieren konnte und der auch im Qualifying noch mit einer kränkelnden Renault-Power-Unit kämpfte. "Nach dem FP3 habe ich mich vor Wut geschüttelt, aber jetzt schüttelt es mich nur noch vor Freude."

Renault-Probleme behinderten Verstappen auch im Qualifying

"Im Training sprang das Auto ständig in Neutral, auf meinen schnellen Runden musste ich fast auf der Strecke anhalten", erklärt er die Probleme. "Im Qualifying war es exakt dieselbe Geschichte. Wir mussten dem Motor Leistung wegnehmen und haben dadurch etwas Zeit verloren", fügt er an, dass er im entscheidenden Moment nicht einmal auf die volle Performance des Motors zurückgreifen konnte.

"Wir haben so versucht, die Fahrbarkeit des Motors besser zu machen, aber das hat dann auch noch nicht so funktioniert wie es sollte." Lediglich die Balance des RB14 vermittelte ihm als es ernst wurde ein gutes Gefühl. "Als es ins Q3 ging, dachte ich mir, dass das Auto wirklich gut liegt. Es gab wirklich nichts, worüber ich mich beschweren konnte", so Verstappen.

Schon nach dem ersten Run lag er im letzten und entscheidenden Segment an zweiter Stelle: "Als ich auf der Anzeige Platz zwei sah, war ich wirklich überrascht." Als einziger Pilot hielt er mit drei Zehnteln Rückstand auf Hamilton zumindest ansatzweise mit dem Mercedes-Fahrer Schritt. Im letzten Run bahnte sich dann sogar eine noch größere Sensation an.

Max Verstappen griff im letzten Run Lewis Hamiltons Pole-Zeit an, Foto: Sutton
Max Verstappen griff im letzten Run Lewis Hamiltons Pole-Zeit an, Foto: Sutton

Verstappen auf Hamilton-Niveau: Motorproblem ruiniert Angriff auf Pole

"Im letzten Run pushte ich noch etwas mehr und war nochmal zwei Zehntel schneller", sagt Verstappen, der im Mittelsektor die absolute Bestzeit hinlegte. "Aber in Kurve 16 musste ich wieder früh hochschalten und der Motor setzte einfach aus. Deshalb musste ich abbrechen", erklärt er, weshalb es am Ende nicht für eine Verbesserung reichte. "Ob das für die Pole gereicht hätte, weiß ich nicht. Aber ich wäre sicher näher als drei Zehntel dran gewesen."

Am Sonntag könnte sich Verstappen zum vielleicht letzten Mal in dieser Saison die Chance bieten, aus eigener Kraft gegen Mercedes und Ferrari zu kämpfen. 2017 startete der Niederländer in Singapur ebenfalls aus der ersten Startreihe, wurde dann aber von Vettel in eine Startkollision verwickelt, die sein Rennen nach wenigen Metern beendete. "Wir müssen einfach sicherstellen, dass wir einen sauberen Start haben. Von da an ist alles möglich."

Verstappen optimistisch: Keine Motorprobleme im Rennen

Was möglich ist, könnte am Ende allerdings auch eine Frage der Zuverlässigkeit sein. Nachdem die Motorprobleme auch im Qualifying auftraten und Red Bull vor dem Rennstart keine Session zur Verfügung steht, um die Probleme auszusortieren, scheint das gebrechliche Renault-Aggregat schon jetzt wie ein Damoklesschwert über Verstappens Rennen zu schweben. Dessen Sorgen halten sich dennoch in Grenzen.

"Im Rennen muss ich sowieso die Leistung runterdrehen. Wir haben dieses Wochenende nur Probleme gehabt, wenn wir beim Motor bis ans Limit gehen, mit dem Mapping", erklärt er. Am Sonntag sollte es mit dem Renn-Mapping also passen: "Auf den Longruns hatten wir das Problem gestern nicht. Und wenn er doch kaputtgeht, kannst du das auch nicht ändern."