Force India ist für viele der heimliche Liebling der Formel 1. Der kleine Rennstall aus Silverstone schafft es wie kein anderer, aus Geld Performance zu machen. Trotz verhältnismäßig kleinem Etat war Force India die beiden letzten Saisons Best of the Rest, landete auf Rang vier in der Konstrukteursweltmeisterschaft. Und trotzdem wird es nie so richtig ruhig um den Rennstall, die negativen Schlagzeilen bleiben.

Grund ist Teamchef und Mitbesitzer Vijay Mallya, der 42,5 Prozent an Force India hält. Der Unternehmer sitzt mit eingefrorenen Konten und eingezogenem Reisepass in Großbritannien fest, muss eine Auslieferung in seine Heimat Indien fürchten. Dort wird Mallya Betrug und Geldwäsche vorgeworfen.

Die Lage scheint delikat für den einstigen Bierbaron, wie er gerne genannt wurde. Erst kürzlich wurde seine Yacht Indian Empress für den halben Neupreis zwangsversteigert, weil die Angestellten nicht bezahlt wurdeb. Angeblich, so Mallya nun, soll ihm die Yacht schon seit Jahren nicht mehr gehört haben. So oder so: Vom Geld, den 43,5 Millionen Euro, sieht Mallya aufgrund seiner eingefrorenen Konten ohnehin nichts.

Lässt Mallya Force India finanziell ausbluten?

Was all das mit dem Rennstall zu tun haben soll? Geld pumpt Mallya in das Team schon seit geraumer Zeit nicht mehr hinein. Komplexe Geflechte im Hintergrund sollen aber dafür sorgen, dass Mallya auch Geld aus dem Rennstall herausziehen kann - was laut Insidern auch passiert.

Als Motorsport-Magazin.com Mallya in Silverstone auf die angeblichen Finanzprobleme seines Rennstalls ansprach, reagierte der Inder recht dünnhäutig und verwies auf die anhaltend guten Resultate der letzten Jahre, obwohl auch da schon immer Gerüchte über Finanzprobleme kursierten.

Bild aus besseren Zeiten: Seine Yacht ist Vijay Mallya nun auf jeden Fall los, Foto: Sutton
Bild aus besseren Zeiten: Seine Yacht ist Vijay Mallya nun auf jeden Fall los, Foto: Sutton

Auch von einem Verkauf des Teams will Mallya nichts wissen. "Die Leute schreiben schon seit Jahren über die Besitzverhältnisse meines Teams. Ich bin stolz darauf, dass wir in Österreich unseren 200. Grand Prix feiern konnten. Es ist für mich als Besitzer ein großer Meilenstein", so der 62-Jährige. "Ich bin mir sicher, dass Sie niemanden von Force India, oder gar mich selbst, mit einem Schild herumlaufen sehen, auf dem 'Zum Verkauf' steht."

"Ich kann nur so viel sagen: Wenn ein glaubwürdiges Angebot mit Bargeld auf dem Tisch liegt, wäre ich der Erste, der es mit den Miteigentümern diskutieren würde", so Mallya weiter. "Und in dem unwahrscheinlichen Fall, dass wir das Team verkaufen wollen würden, wenn es ein Angebot gibt, das wir nicht ausschlagen können, dann wäre ich der Erste, der es bekanntgibt. Bis dahin bleibt alles reine Spekulation."

Kauft sich Stroll bei Force India ein?

Und hier wird es interessant. Tatsächlich könnte es jemanden geben, der für den Rennstall viel Geld auf den Tisch legen würde: Lawrence Stroll. Der Milliardär, der aktuell bei Williams Millionen in das Team steckt, damit Sohn Lance Stroll fahren darf, soll langsam die Lust in Grove verlieren.

Die Fronten zwischen Stroll und Williams scheinen sich zu verhärten, Foto: Sutton
Die Fronten zwischen Stroll und Williams scheinen sich zu verhärten, Foto: Sutton

Williams belegt mit den beiden Bezahlfahrern Lance Stroll und Sergey Sirotkin und einem nicht konkurrenzfähigen Auto derzeit den letzten Platz in der Konstrukteursweltmeisterschaft. In Silverstone erreichte der einstige Vorzeigerennstall seinen bisherigen Tiefpunkt, als beide Autos in der Qualifikation abflogen, weil die Aerodynamiker ihr Fachgebiet nicht mehr verstanden.

Intern, so berichten Insider, brodelt es bei Williams. Lawrence Stroll soll nicht zimperlich mit dem Techniker-Team aus Grove umgehen. Weil es Williams kaum jemand zutraut, aus eigener Kraft schnell aus dem Sumpf herauszukommen, soll sich Stroll nach Alternativen in der Formel 1 umsehen.

Nach Informationen von Motorsport-Magazin.com gibt es bereits Kontakt zwischen Vijay Mallya und Lawrence Stroll. Wer eins und eins zusammenzählt, der kann sich ausrechnen, worum es in den Gesprächen zwischen den beiden gehen könnte.