Frankreich. Check. Österreich. Check. Großbritannien. Check. Für Sebastian Vettel, Lewis Hamilton, Ferrari, Mercedes & Co. ist er endlich geschafft: Der erste Triple-Header in der Geschichte der Formel 1 ist überstanden. "Ich bin echt froh, jetzt eine Woche frei zu haben. Ich liebe Racing, aber ich werde das Auto jetzt einfach mal eine Woche wegstellen. Vamos a la Playa!", resümiert Red Bulls Daniel Ricciardo erleichtert.

Doch am meisten atmen nicht die Fahrer auf. Besonders für die Teammitglieder ist sie endlich vorbei: Eine Phase unfassbaren Stress', nur 20 Tage lagen zwischen erstem Aufbau in Le Castellet und letztem Abbau in Silverstone. "Ich denke, dass es schwierig gewesen ist. Diese drei Back-to-back-Rennen. Alle sind müde, alle haben die ganze Zeit durchgearbeitet", berichtet McLaren-CEO Zak Brown.

Strapazen für Teammitglieder

"Persönlich genieße ich es schon ziemlich, denn ich gehe eben gerne Rennfahren. So gesehen sind drei an drei Wochenenden großartig. Zudem bedeutet das, dass die Saison schneller vorbei sein wird. Deshalb ist das für uns gerade eine gute Sache", scherzt Claire Williams angesichts der sportlichen Schlechtwetterlage ihres Teams.

"Das wichtigste sind aber die Menschen, also all die Jungs und Mädels, die für uns arbeiten und so viel leisten. Mit einem Triple-Header, bei dem sie nicht in der Lage sind, nach Hause zu können, ist das eine ziemlich harte Nummer für sie und ihre Familien. Wir mussten ziemlich daran arbeiten, um zu gewährleisten, dass unsere Leute eine Pause einlegen und nach Hause können. Auch wenn das nur für 24 Stunden ist, ist es sehr wichtig", schildert die Teamchefin Strapazen nicht nur für die Mitarbeiter selbst, sondern auch die Organisation.

Mercedes verdoppelte Aufbau-Crew

"Das erfordert zusätzliches Personalmanagement mit Leuten, die das auffangen müssen. Also ist es auch logistisch eine schwierige Sache", so Williams. Mercedes etwas musste zu diesem Zweck ebenfalls aufstocken. Im Vorlauf eines normalen Rennwochenendes braucht dort eine Crew von rund 30 Personen drei Tage, um das Motorhome aufzubauen. Diese Zeit stand dem Team während des Triple-Headers aber nicht zur Verfügung. Deshalb wurde die Crew für Österreich und Silverstone auf insgesamt 60 Personen verdoppelt.

Damit nicht genug. Das war nur das Motorhome. Für den Triple-Header wurde weiteres Personal hinzugezogen, um beim Aufbau der Garage zu helfen - was auch nicht regulär ablief. Aus Frankreich wurde die Mercedes-Garage direkt nach Silverstone transportiert - nicht nach Österreich also. In Spielberg kam stattdessen einer der fünf Seefrachtcontainer des Teams zum Einsatz, zuletzt in China genutzt. Übersee-Feeling mitten in der Steiermark also! Verrückte Formel 1.

Red Bull beim Heimrennen nur mit Holzhaus statt Motorhome

Andere Teams behalfen sich anders. Zurück zu den Motorhomes. Red Bull musste so ausgerechnet beim Heimrennen die MotoGP-Hospi nutzen. Ein Holzhaus. Ein deutlich weniger imposantes Bild als es das regulären Bullen-Heim abgibt. Ähnlich lief es bei anderen Rennställen. Auch sie nutzen im zweiten Teil des Triple-Headers abgespeckte Versionen, ihre Motorhomes der Testfahrten etwa.

In Spielberg machte das Fahrerlager weniger her als üblich, Foto: Sutton
In Spielberg machte das Fahrerlager weniger her als üblich, Foto: Sutton

"In Österreich hatten die Hälfte von uns nicht einmal die normalen Motorhomes vor Ort. Das war für den österreichischen Promoter vielleicht etwas schade, da sie nur unsere Test-Hospis dort stehen hatten", erinnert Williams. Daran hätte wohl auch bei den Kalender-Machern niemand gedacht. Williams: "Da sieht das Paddock am Wochenende natürlich nicht so klasse aus. Das sind alles solche kleinen Dinge, die nicht bedacht werden. Ich glaube aber auch, dass der Triple-Header nicht wieder im Kalender auftauchen wird. Ich denke, da haben wir unsere Lektion gelernt."

McLaren-Boss verrät: Formel 1 will 2019 Triple-Header absagen

Auch? Williams bezieht sich auf eine Aussage Browns. Auch der Amerikaner hofft auf keine Wiederholung des Triple-Headers. Hofft nicht nur, erwartet das sogar. Brown verrät: "Nach meinem Verständnis ist es das wahrscheinlichste, dass es nächstes Jahr keinen Triple-Header mehr geben wird. Das haben wir früher kürzlich im Strategie Meeting mit der FOM besprochen."

In in Stein gemeißelt sei das allerdings auch wieder nicht. "Und wenn wir wieder drei machen müssen, dann werden wir natürlich auch. Ich denke aber, dass die meisten Teams - wenn nicht alle Teams - vielleicht drei Rennen nicht gerade gutheißen." Er wolle jedoch nicht für andere sprechen - zumindest Haas-Teamchef Günther Steiner stimmt wie Williams aber schon einmal zu.

Triple-Header & 23 Rennen: Darum trotzdem attraktiv für Teams

Genauso sieht es Force-India-Eigner Vijay Mallya. "Meine größten Bedenken sind bei unserem Personal im Rennteam. Ein Triple-Header ist hart, 21 Rennen sind hart", so der Inder auch mit Blick auf eine neben Dreifach-Events immer wieder im Raum befindliche Erweiterung des Rennkalenders jenseits des 2018 schon bestehenden Rekords von 21 Grands Prix.

Gepackt werden musste beim Triple-Header im Quali-Trimm, Foto: Sutton
Gepackt werden musste beim Triple-Header im Quali-Trimm, Foto: Sutton

Dem allerdings sei er gar nicht einmal abgeneigt. Es gebe eben auch Vorzüge, die aber richtig gemanagt werden müsste. Mallya: "Mehr Rennen bedeuten auch mehr Umsatz. Und wenn ich eineinhalb Rennteams haben kann und von der Formula One Group dafür bezahlt werde, werde ich das ganz gewiss überlegen, denn wir wollen, dass sich die Umsätze verbessern, und wollen ganz klar mehr Geld bekommen. Aber wenn alles bleibt wie es ist, dann denke ich, dass mehr als 21 Rennen und diese Triple-Header einfach zu anstrengend für unsere Ingenieure, Mechaniker und alle anderen Beteiligten sind."

Williams schlägt vor: Mehr Rennen, kürzere Events

Selbst Claire Williams vermag diesen Punkt nicht abzutun. Die Möhre vor der Nase ist klar zu sehen. "Mehr Rennen im Kalender in den kommenden Jahren? Toll aus Entertainment-Sicht für unsere Fans. Großartig, so viele verschiedene Locations im Kalender zu haben, besonders auch für Partner, wenn sie in diesen Märkten aktiv sind", weiß die Teamchefin. "Aber es muss balanciert sein."

Vorschlag Williams' zum Ausgleich für die Folgen: "Vielleicht kann man die Wochenenden als ganze verkürzen, sodass die Leute nur so lange von zuhause weg sind, wie sie auch wirklich müssen." Zak Brown geht unterdessen ohnehin nicht davon aus, dass die jüngst diskutierten 22 oder 23 Rennen schon für 2019 gelten sollen.

"Das sind noch ein paar Jahre. Ich denke, dass wir vielleicht wieder 20 oder 21 sehen. Aber sobald es dann 23 Rennen sind, musst du an die Budgets denken", mahnt auch Brown. "Zumal die Budgetgrenzen kommen sollen, die wir ja unterstützen, da das sehr gesund für den Sport und Wettbewerb sein wird. Und wir müssen eben an all die Männer und Frauen denken, die für diese Teams arbeiten, reisen und schon für 21 Grands Prix große Opfer bringen."

Den kommerziellen Reiz erkannt aber natürlich auch der US-Amerikaner: "Wenn du noch zwei oder drei Rennen in den Rennkalender packst, Miami, New York und noch eines in Asien, in großen Märkten, dann ist das kommerziell für unsere Partner natürlich ziemlich attraktiv. Aber eine magische Zahl gibt es nicht, denke ich. Wir werden am Ende ja sowieso Rennen fahren - egal wie viele sie in den Kalender packen!"

Wie groß die Strapazen des Triple-Headers, wie smart die Logistik dahinter, wirklich waren, haben die Kollegen des offiziellen Logistikpartners der Formel 1, DHL, übrigens hier in einem spannenden Tagebuch der drei Events im Detail aufbereitet.