Mercedes muss sich um seinen Nimbus als stärkste Power Unit der Formel 1 langsam aber sicher Gedanken machen. Nicht nur das Werksteam spürt an der Spitze den heißen Atem der Motoren aus Maranello. Im Zeittraining für das Rennen in Silverstone hing Ferrari-Kundenteam Haas die Mittelfeld-Konkurrenz gnadenlos ab. Die US-Boys genießen die Favoritenrolle in ihrer eigenen Formel-1-WM.

"Wir haben uns nach gestern gut zurückgekämpft. Beide Fahrer haben einen fantastischen Job gemacht", gab sich Haas-Teamchef Günther Steiner erleichtert darüber, dass Kevin Magnussen und Romain Grosjean am Samstag sauber blieben und das Team dazu noch meilenweit vor die Konkurrenz von Renault, Force India & Co. katapultierten.

Nachdem Grosjean in Spielberg am vergangenen Wochenende mit Ricciardo einen Red Bull hinter sich gelassen hatte, landete Magnussen in Silverstone als Siebter gerade einmal anderthalb Zehntel hinter dem Australier. Dass man es im Rennen mit den Bullen aufnehmen kann, ist eher unwahrscheinlich. Einerseits hatte Ricciardo im Qualifying ein DRS-Problem, andererseits ist der RB14 im Renntrimm immer noch eine Bank.

Haas als Best of the Rest in der B-Meisterschaft der Formel 1

Viel wichtiger ist für Haas aber der Abstand auf die Verfolger. Dem Neuntplatzierten Charles Leclerc im Sauber fehlte schon eine halbe Sekunde auf Magnussen. Die direkte Konkurrenz von Force India, Renault und McLaren war völlig ab vom Schuss. Bis zu einer Sekunde hatte Haas zu seinen Gegner Luft. "Das macht Spaß. Wir haben diese B-Meisterschaft unter all den Mittelfeld-Teams, auf die wir uns konzentrieren", so Magnussen.

"Es herrscht sehr viel Druck, aber wir haben es mit den Plätzen sieben und acht heute klar gemacht. Haas ist als Best of the Rest, das ist wie die Pole Position in der B-Meisterschaft", freute sich der Däne. Teamkollege Grosjean kämpfte sich nach seinem DRS-Fauxpas vom Freitag zurück und landete zweite Zehntelsekunden hinter Magnussen.

"Ich bin sehr zufrieden. Angesichts dessen, dass ich gestern Nachmittag gar nicht gefahren bin und im dritten Training nur eine Runde auf dem Soft-Reifen gefahren bin, habe ich mich gut zurückgekämpft", so der Franzose, der im Qualifying nach dem Negativerlebnis vom Vortag auf Nummer sicher ging: "Ich habe in meiner letzten Runde nicht alles riskiert und ich denke, dass es der richtige Weg war."

Haas hofft auf einsames Rennen: Freie Fahrt in die Punkte dank Top-Team Dominanz

In der Gesamtwertung liegt Haas vor dem zehnten Saisonrennen an siebter Stelle. Zum derzeit auf dem vierten Platz liegenden Renault fehlen 13 Punkte. Nico Hülkenberg und Carlos Sainz schnitten mit den Startplätzen 11 und 16 enttäuschend ab. Eine gute Chance für Haas, am Sonntag weitere Punkte gutzumachen. "Wenn wir noch einmal so ein Glück wie in Österreich haben, wäre das großartig", so Grosjean, der zusammen mit dem Teamkollegen in Spielberg 22 Zähler holte.

Angesichts der in Silverstone abermals heißen Temperaturen, welche Renault in Österreich beim Reifenmanagement das Genick brachen, scheint von den Franzosen keine allzu große Gefahr auszugehen. Da Haas nicht mit einem Kampf gegen Red Bull rechnet, sollte ihnen ihre Track Position beim Reifenmanagement in die Karten spielen: "Die Fahrer vor uns werden einfach verschwinden. Wenn ich meine Position in der ersten Runde halte, habe ich hoffentlich freie Bahn und kann auf meine Reifen aufpassen und mein Rennen fahren", so Magnussen.