Much ado about nothing - viel Lärm um nichts. So in etwa könnte man die Diskussion um Pirellis Spezial-Reifen für das Formel-1-Rennen in Barcelona bezeichnen. Aufgrund der besonderen Anforderungen brachten die Italiener mit 0,4 Millimeter dünnerer Lauffläche.

Der Aufschrei bei manchen Teams war groß, einige vermuteten, Pirelli hätte Mercedes damit geholfen. Sebastian Vettel gehörte zu den größten Kritikern der geänderten Reifen, revidierte seine Meinung aber nach dem Test am Dienstag. "Mit den normalen Reifen wären wir noch schlechter gewesen", gestand Vettel. "Wir hätten einen besseren Job machen müssen, nicht Pirelli."

Balsam auf die geschundene Pirelli-Seele. "Die Änderung war erfolgreich. Es ist schön, dass auch Ferrari und Sebastian das bestätigen", freute sich Pirellis Formel-1-Einsatzleiter Mario Isola.

Pirelli brachte zum Young-Driver-Test nach dem Spanien GP am Dienstag und Mittwoch beide Varianten mit, die 0,4 Millimeter dünneren und die normalen Reifen. Die Teams konnten sich ihre Kontingenten individuell zusammenstellen.

"Deshalb war dieser Test sehr wichtig", so Isola. "Er hat bestätig, dass es die richtige Entscheidung war." Weil die unterschiedlichen Reifen bei gleichen Bedingungen getestet werden konnten, sind die Daten aussagekräftig. Zwischen zehn und zwölf Grad sank die Kerntemperatur der Pneus durch die Reduzierung der Laufflächendicke.

Pirelli: Sicherheit wichtiger als gute Rennen

Blistering, also das Aufplatzen der Lauffläche, wurde durch die Reduktion der Temperatur verhindert. Damit wurde der Spanien GP - mit wenigen Ausnahmen - zum nicht besonders aufregenden Einstopp-Rennen.

Pirelli wollte in dieser Saison eigentlich für zwei Boxenstopps sorgen. Hätte Pirelli also lieber die alten Reifen behalten und damit für ein spannendes Rennen sorgen sollen? Schließlich sind die Teams selbst für ihre Strategie zuständig, sie können einfach einmal mehr stoppen, wenn der Reifen in die Knie geht.

"Nein, so einfach ist es nicht", stelle Isola klar. "Bei Blistering geht es nicht um Rundenzeitverlust, die Struktur des Reifens wird offengelegt. Der Reifen wird dadurch schwächer, ist anfälliger für Beschädigungen und Schnitte. Die Vorderreifen kann der Fahrer sehen und es einschätzen, aber an den Hinterreifen ist es schwer. Entweder man macht nur noch kurze Stints oder man zockt. Aber wir wollten das Ergebnis des Rennens nicht beeinflussen und außerdem steht Sicherheit über allem."

Auch bei den Rennen in Frankreich und Großbritannien sind die Spezial-Reifen angedacht. Nach den Ergebnissen aus Barcelona will Pirelli bei dieser Entscheidung bleiben. "Aber wir sehen uns den Asphalt an beiden Strecken sehr genau an. Sie sind neu und entwickeln sich entsprechend schnell. Hier haben Mikro- und Makrorauheit seit dem Test um zwölf Prozent zugenommen."

Formel 1 testet Superhard und Hypersoft in Barcelona

Außerdem kamen beim Test auch nicht markierte Reifen zum Einsatz. Dabei handelte es sich um die Superhard-Mischung, die als Back-up in der Formel-1-Saison 2018 dient. Dieser Reifen konnte vor der Saison nicht besonders ausgiebig getestet werden, weil der dafür angestammte Test in Brasilien wegen Sicherheitsbedenken ausfiel. "Wir haben nicht vor, ihn in diesem Jahr zu bringen, aber wir wollten ihn ausprobieren. Das Feedback ist gut", so Isola.

Auch der Hypersoft-Reifen wurde erstmals seit den Wintertestfahrten beim Young-Driver-Test gefahren. Für Isola keine besonders relevante Angelegenheit, auch wenn der Reifen am nächsten Wochenende ein Monaco zum Einsatz kommt: "Das Feedback war auch hier sehr gut, obwohl er überhaupt nicht auf diese Strecke passt. Er hält vielleicht eine Runde oder nicht einmal eine ganze Runde."

Formel 1 2018: Spanien Grand Prix Analyse (36:07 Min.)