Seit Liberty Media die Formel 1 zu Beginn der Saison 2017 übernahm, gibt es keine Tabus mehr. Die Amerikaner versuchen zwar nicht mit dem Vorschlaghammer, die Formel 1 zu revolutionieren, aber neue, teils radikale Denkansätze gibt es immer wieder. Radikal ist auch die neueste Idee: Demnach prüfen die Sport- und Technik-Experten von Liberty, ob die Formation der Startaufstellung verändert werden könnte.

Radikal neu ist das nicht, denn in den Urzeiten der Formel 1 starteten bereits drei, teils vier Autos direkt nebeneinander in einer Reihe. Bei den neuen Plänen geht es um eine ähnliche Idee. Wie könnte eine geänderte Formation die Formel 1 besser machen? Dieser Bereich ist seit Jahrzehnten unangetastet. Legendär nur, wie sich Ayrton Senna einst in Suzuka mit den Offiziellen darüber stritt, auf welcher Seite die Pole Position sein sollte.

"Ein Problem in der Formel 1 ist es, dass das schnellste Auto von vorne startet. Nicht nur, dass der Schnellste ganz vorne steht, wir trennen ihn auch noch vom Rest", wird Pat Symonds von Autosport zitiert. Seit den 1970er Jahren starten die Piloten nun versetzt voneinander, jedes Auto acht Meter hinter dem anderen.

Der ehemalige Renault- und Williams-Techniker Symonds gehört seit dem vergangenen Jahr zur Expertenkommission von Liberty Media. Diese wurde gegründet, um die FIA in Regelfragen zu unterstützen. FIA und Formel 1 wollen unabhängiger von der Expertise der Formel-1-Teams sein.

Innen oder außen: Wo ist die bessere Position?, Foto: Sutton
Innen oder außen: Wo ist die bessere Position?, Foto: Sutton

Eine Möglichkeit, die derzeit zur Diskussion steht, ist es, drei Autos nebeneinander in der ersten Startreihe zu platzieren. In der zweiten Reihe würden dann zwei Autos nebeneinander starten, in der dritten wieder drei und so weiter. Allerdings würde die Startaufstellung dann beim ohnehin schon relativ kleinem Starterfeld von 20 Autos noch kleiner wirken. Auch die Sicherheit ist natürlich ein Thema.

"Die Startaufstellung war mal anders", weiß auch Symonds. "Was würde passieren, wenn wir das wieder machen?" Diese Frage ist nicht ganz so einfach zu beantworten. "Wird die erste Runde dadurch viel aufregender oder wird es deshalb in der ersten Kurve eine große Kollision geben?", fragt sich auch Symonds.

Doch genau dieser Mutmaßungen will man sich in der Formel 1 entledigen. "Wir wollen ein virtuelles Umfeld nutzen, um ein paar dieser Regeln zu testen", verrät der Brite. "Dann können wir uns die Statistiken ansehen. Es gibt dir die Möglichkeit, Dinge auszuprobieren, die du anders nicht einfach simulieren kannst."

eSport könnte Formel 1 mit Analysen helfen

Konkret könnte auch der eSport dabei helfen, herauszufinden, was eine geänderte Startformation bewirken würde. "Sie müssten nicht 20 300-Kilometer-Rennen dafür fahren, uns interessieren nur die ersten drei Runden. Dann sehen wir, was passiert."

Nur mit eingehenden Vorab-Analysen kann es die Formel 1 wagen, derlei Änderungen auszuprobieren, glaubt Symonds. Zu abschreckend ist das noch immer das spektakulär gescheiterte Shootout-Qualifying-Format. "Wie können solche Sachen nur passieren?", fragt sich Symonds. "So etwas darf nicht noch einmal passieren."