Bereits im vergangenen Jahr schien Force India den Gipfel der eigenen Leistungsfähigkeit erreicht zu haben. Erstmals landete das britisch-indische Team auf dem vierten Platz der Konstrukteurs-WM, 173 Punkte bedeuteten Bestwert in der Teamgeschichte. Doch auch die große Änderung des technischen Reglements warf Force India nicht zurück. 2017 manifestierte der Rennstall den vierten Platz und sammelte noch einmal 14 Punkte mehr - bei einem Rennen weniger.

Kein Wunder, dass große Zufriedenheit am Standort in Silverstone herrscht. "Wir sind absolut erleichtert. Das war ein herausragender Job des Teams. Das übertrumpft noch das letzte Jahr", verfiel Technikchef Andrew Green in regelrechte Lobeshymnen. Er betont die Leistung angesichts der neu-gemischten Karten vor Saisonbeginn, als es die größte Regeländerung im technischen Bereich seit 2009 gab.

"Es war ein komplett neues Regelwerk und es war eine starke Leistung für ein Team unserer Größe, das zu bewältigen und Vierter zu werden", stellt Green klar. Weder personell, noch finanziell verfügt Force India über Ressourcen, die einen vierten Platz voraussetzen würden.

"Für ein kleines Team so gut zu performen, ist ein großes Kompliment an das Team wert. Dass wir dann auch noch auf demselben Tempo entwickeln konnten, wie einige der großen Teams - da müssen wir einen Dank an die Leute im Werk richten. Denn dort läuft die Entwicklungsarbeit. Hier zeigen wir sie nur", sparte auch Geschäftsführer Otmar Szafnauer nicht mit Komplimenten.

Einen kleinen Wermutstropfen gab es 2017 aber dann doch. Erstmals seit vier Jahren blieb Force India ohne Podestplatz. Beim Spanien GP fuhr Sergio Perez mit Rang vier das beste Ergebnis der Saison ein. Der Grund war recht simpel: die Lücke zu den drei Top-Teams Mercedes, Ferrari und Red Bull war größer als noch in den vergangenen Jahren.

Die weiße Flagge vor den finanzkräftigen Top-Teams schwenkt man bei Force India jedoch nicht. Im Gegenteil: Trotz nahender Konkurrenz durch Renault und McLaren soll Platz vier nicht das Ende der Fahnenstange sein. "Die Top-Teams sind noch weit weg. Wir haben noch viel zu gewinnen. Das Ziel ist es, zu den Top-3 aufzuschließen", sagte Green. Und auch Szafnauer hält den Angriff auf die Spitze für möglich. "Der Fakt, dass die Zeiten gefahren werden, zeigt uns, dass es möglich ist. Wir müssen es nur finden", meint er.

Behilflich soll dabei auch das Fahrer-Duo sein. Mit Sergio Perez und Esteban Ocon verfügt man über eine interessante Mischung aus Erfahrung, Unbekümmertheit und Talent. Ocon ersetzte 2017 den langjährigen Force-India-Piloten Nico Hülkenberg, der Franzose fuhr direkt auf Augenhöhe mit seinem mexikanischen Garagen-Nachbarn. In der WM-Wertung hatte Perez schlussendlich um 13 Punkte die Nase vorne.

Perez und Ocon mit (fast) perfekter Bewertung

Auf dem Weg dorthin kam es teamintern aber zu diversen Kontroversen zwischen beiden Fahrern. In Kanada begannen die Querelen zwischen Ocon und Perez, in Belgien fanden diese mit einer Kollision und vielen verschenkten Punkten ihren negativen Höhepunkt. In der Folge griff die Teamführung ein und untersagte per Stallorder jegliche Zweikämpfe. Selbst deutliche Beschwerden der Fahrer wie etwa in Japan oder in Austin fanden kein Gehör.

Nachdem der vierte Rang in der WM-Wertung gesichert war, hob man das Zweikampf-Verbot wieder auf. "Die Fahrer haben es alleine aussortiert. Es ist ein Lernprozess. Wir sind aber jetzt durch diesen unerbittlichen Konkurrenzkampf durch. Während der Saison haben sie bei Problemen auch immer extrem gut zusammengearbeitet. Jetzt gibt es keine Probleme mehr", stellte Szafnauer klar.

Das Fazit fällt für beide daher auch positiv, wenn auch nicht perfekt aus. "Es gibt immer Spielraum für Verbesserungen. Eine Zehn gibt es also nicht, aber ich würde beiden eine Neun geben", so Szafnauer. "Esteban hatte in diesem Jahr viel zu lernen und ich denke, das hat er geschafft. Checo ist ein fabelhafter Fahrer. Er hat in der Qualifikation und im Rennen immer abgeliefert und gezeigt, wo unser Auto steht. Manchmal konnte Esteban das auch. Ich würde aber keinem eine schlechtere Note geben, daher kriegen beide Fahrer eine Neun", erklärt er.